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239 - An der Pforte des Hades

239 - An der Pforte des Hades

Titel: 239 - An der Pforte des Hades Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia Zorn
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Geräusch bohrte sich ein Dolch hinterrücks durch seine Rippen. Stöhnend sackte er auf die Knie. Jemand kam um ihn herum und packte ihn am Kinn. Als er aufschaute, sah er in das hassverzerrte Gesicht von Kommandant Andreij Baschk. »Auch wenn ich heute sterben muss, ist es eine Genugtuung für mich, dich in den Tod mitzunehmen.« Seine Stimme klang wie zerberstendes Eis. »Das wollte ich schon damals in der Ruine, als du meine Männer geschlachtet hast.«
    Wakaido lächelte. »Das wird der Göttin gefallen«, keuchte er. »Ausgleich…« Einen Augenblick lang blickte er in das verwunderte Gesicht des Kommandanten. Im nächsten hörte er seinen Sohn brüllen. »Stirb, du elender Mörder!«
    Wakaido nahm nicht mehr wahr, wie Chachos Harpunenspitze durch Baschks Brust drang. Er hörte auch nicht das Wehklagen der Pachachaos um ihren Göttersprecher und ein halbes Dutzend ihrer Krieger und Kriegerinnen. Er spürte nur noch, wie die starken Arme Chachos ihn umschlangen und schloss seine Augen.
    Als er sie ein letztes Mal öffnete, sah er in das Gesicht seines geliebten Sohnes. »Nimm dir das Amulett. Du bist nun ihr Pacho. Versprich, dass du sie weiter ins Eis führen wirst«, keuchte er.
    »Ich verspreche es, Vater«, hörte er Chacho mit tränenerstickter Stimme flüstern. Weine nicht, mein kleiner Chichi, weine nicht.
     
    ***
     
    23. März 2525
    »Nein, nicht. Bei Mar’os, nein…« Agat’ol presste seine Flossenhände an die Schläfen und wimmerte. Er wünschte sich zurück in den Schnee. Doch er war gefangen in dieser engen Kabine des Minitransporters, den sein Peiniger den Briten gestohlen hatte. Eingeklemmt zwischen Pilotensessel und Wand kauerte er auf einer klebrigen Hautquaste, die Kor’nak ihm hingeworfen hatte. Sie stank entsetzlich nach verwestem Fleisch. »Genauso wird auch deine Schuppenhaut stinken, wenn ich sie dir von deinem hässlichen Leib geschnitten habe«, hatte der Drachenmeister ihn wissen lassen.
    Warum tat er es nicht einfach? Alles war besser als diese mentale Folter, mit der er ihn quälte. Doch Kor’nak schien kein Interesse an einen schnellen Tod des Hydriten zu haben. Nachdem der Eissturm ein Weiterkommen unmöglich gemacht hatte, setzte er ihr Kettenfahrzeug zwischen eine Schneewehe und Felsen und widmete seine Aufmerksamkeit voll und ganz Agat’ol. Sein Messerholster und den Blitzstabgurt hatte er abgelegt und sich neben Agat’ol auf dem Co-Pilotensitz niedergelassen. Seine froschgrünen Augen starrten böse zu ihm hinunter.
    »Hast gedacht, ich finde dich nicht. Hast gedacht, das Ding in deinem Kopf bereitet dir die Schmerzen. Hast vergessen, dass das Blut des Drachens uns verbindet!« Kor’nak schlug mit der Faust auf den Schildkrötenpanzer vor seiner Brust. »Es verbindet uns, Agat’ol, und es kann dich töten«, schnarrte er.
    Der Schmerz, der nun durch Agat’ols Kopf jagte, raubte ihm fast die Sinne. Keuchend wälzte er sich auf der stinkenden Tierhaut. »Dann tu es doch, mach endlich ein Ende!«
    »Einer allein reicht dafür nicht aus«, schnarrte der Mar’oskrieger und drosch jetzt seine Fäuste auf den Rücken des wehrlosen Hydriten. »Ich brauchte die vereinigten Kräfte meiner Rotte. Doch die gibt es nicht mehr!« Das Klacken seiner Stimme dröhnte in Agat’ols Ohren. »Du hast sie ins Verderben gelockt. Du bist schuld an ihrem Tod.« Dann wurden die Schläge schwächer und auch der Schmerz in Agat’ols Kopf verebbte. Kor’nak ließ endlich ab von ihm. Nur noch ein leises Schnalzen war aus seiner Richtung zu hören. »Mag’uz, Pan’ek und die Zwillingsbrüder Quo’pok und Ek’ba, alle sind sie tot. Nie mehr werden sie zum Drachengrund zurückkehren. Was ist Gar’onn’ek ohne sie?«
    Agat’ol spitzte seine Hörorgane. Etwas Weinerliches lag in der Stimme des Drachenmeisters. Sollte Kor’nak etwa Schwäche zeigen? Der Hydrit überlegte nicht lange. Wenn er sein Leben noch retten wollte, war jetzt der geeignete Zeitpunkt. Vorsichtig richtete er sich auf. Kor’nak hockte zusammengesunken neben ihm. Sein Flossenkamm hing farblos an seinem breiten Schädel.
    »Diese verfluchten Lungenatmer haben deine Gefährten auf dem Gewissen, nicht ich.« Agat’ol flüsterte seine Worte fast. »Doch deine Rotte soll nicht umsonst gestorben sein. Denke an den Flächenräumer. Mit dieser Waffe wirst du als mächtiger Herrscher nach Gar’onn’ek zurückkehren!«
    »Ooaah, du dreckige kleine Missgeburt«, brauste Kor’nak aufs Neue auf. »Du hast doch nicht die blasseste

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