2391 - Die Schwarze Zeit
zwischen der Boden- und Deckenplatte, voller böser Pläne und deswegen gefesselt.
Ja, gefesselt, denn in regelmäßigen Abständen umliefen breite Metallbänder den Meiler, an denen wie Perlen auf einer Kette Projektorkugeln hingen, jede von ihnen etwa zweieinhalb Meter im Durchmesser, schillernd und rubinrot wie frisches Blut.
Fasziniert starrte Milla auf diese überlebensgroßen, metallischen Tropfen. „Ist darin Blut?", fragte er. „Nein", sagte Daellian. „Die Projektorkugeln schimmern so rot, weil sie aus Ynkelonium bestehen. Kennst du das?
Ein periodisch überwertiges Hochdruckthermo-Element, sehr stabil, das nicht mit Antimaterie reagiert und die gegenseitige Vernichtung von Materie und Antimaterie unterdrückt."
„Aha."
Daellian schwieg. „Was ist, wenn der Meiler - ausbricht?", fragte Milla.
Der Lautsprecher ließ ein Knirschen und Knistern hören - Daellian lachte. „Es ist nur ein Gerät, Viltur. Wenn es böse wird, ziehen wir den Stecker und setzen der Sache ein Ende!"
„Was ist ein Stecker?"
„Eine altertümliche Art, Energiefluss herzustellen. Schau!" Der Medotank projizierte Milla ein Bild vor Augen: ein schwarzes Kabel mit einer Verdickung am Ende, aus der zwei stumpfe Zähne ragten.
Allerdings ziemlich stumpfe Zähne. Es machte überhaupt nicht den Eindruck, als könnte dieser Stecker mit dem Meiler fertig werden.
*
Einige Tage später hatte Milla in der Nähe des rätselhaften Z-Pavillons zu tun.
Zutrittsbefugt war er natürlich nicht, das waren ausschließlich die beiden ältesten Algorrian, ihr erwachsener Sohn Dinn Anyan und Daellian selbst.
Milla sah Curcaryen Varantir aus dem Pavillon stürmen, vor Zorn förmlich blind.
Der Algorrian prallte auf Milla. „Was willst du?", fuhr er ihn an. „Wer?", fragte Milla überrascht zurück. „Ich? Nichts."
„Kannst du haben", grummelte Varantir.
Sein Gesicht, das von fern stets humanoid wirkte, hatte alles Menschliche verloren.
Es war raubkatzenhaft. Die beiden Tentakel, die dem Algorrian aus den Mundwinkeln wuchsen, bewegten sich wie zwei unabhängige Lebewesen. Giftige Schlangen. Er sah völlig verkehrt aus. „Danke", flüsterte Milla sanft. Vielleicht würde das den Algorrian beruhigen. „Es geht schief. Immer wieder geht das schief."
„Was?"
„Na, was schon? Das, du Trottel vom Dienst!" Er starrte Milla an. „Die Herstellung des Ultra-Injektors, wenn du verstehst, was ich meine!"
„Wird schon klappen", tröstete Milla. Es fehlte nicht viel, und er hätte dem Algorrian die Wange getätschelt. „Versuch es einfach noch mal."
„Wenn du es sagst", zischte Varantir.
Dann gab er eine Art Gelächter von sich und wiederholte in aller Ruhe: „Wenn du es sagst ..." Er wandte sich um und kehrte in den Pavillon zurück.
Als Carely ihn am Abend auf der Veranda fragte, wie sein Tag verlaufen sei, erzählte Milla in erzwungener Bescheidenheit: „Gut. Normal. Ich habe mit Varantir geredet. Er war etwas durcheinander, aber ich habe ihm einen Tipp gegeben."
„Du hast ihm einen Tipp gegeben?
Und, hat er etwas anfangen können mit deinem Tipp?"
„Aber ja", antwortete Milla, verblüfft über diese Frage. „Natürlich konnte er etwas damit anfangen. Wozu gebe ich sonst Tipps? Er hat sofort das gemacht, was ich ihm geraten hab."
Ende eines Pilzes 4. Februar 1346 NGZ Das Wohnelement Millas war nicht auf die Größenverhältnisse eines Ertrusers eingerichtet, schon gar nicht auf die eines übergroß gewachsenen Exemplars. Milla nannte seine quaderförmige Wohnung, die zwanzig Meter in der Länge maß, in der Breite zehn und in der Höhe gerade mal drei Meter, nur seine Schachtel. Das Element hatte ursprünglich als Container für Labormaterialien gedient; das Mobiliar bestand aus einfachen Faltmetallen. Das Bett hatte Milla sofort in die Wand zurückgeklappt, viel zu mickrig: Er kampierte auf dem Boden. In eine Längsseite des Containers hatte Milla mit einem Desintegrator drei vertikale Fensterlamellen geschmolzen und sie mit Glasplast verklebt. Ein Segment der gegenüberliegenden Längsseite ließ sich nach außen kippen und gab eine akzeptable Kleinveranda her mit Aussicht auf den schimmernden Porzellanwald. Wie ein Vorposten des Waldes ragte vor der Veranda ein besonders großes Exemplar, ein Mammut-Porzellanbaum, in die Höhe.
Immerhin war die Küchenzeile der Schachtel fleißig und kreativ. Die Kochpositronik verfügte über einen spinnenförmigen Jagdroboter, der durch die Wälder streifte, Proben der Flora
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