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24 kurze Albträume (German Edition)

24 kurze Albträume (German Edition)

Titel: 24 kurze Albträume (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Regina Schleheck , Oliver Henzler , Michael Rapp , Bernhard Giersche
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zu, und sie öff­net die Tür. Soll der Typ doch ru­hig se­hen, dass al­les in bes­ter Ord­nung ist. Der Kerl kommt also her­ein, be­merkt mich und ver­zieht sein Ge­sicht zu ei­nem dümm­li­chen Grin­sen. Ich weiß, was er denkt. Ich kann es ihm förm­lich an­se­hen. Dann wen­det er sich wie­der Rais­sa zu. Denn wo er schon mal da ist, kann er ja auch gleich kas­sie­ren. Ma­ri­ja drückt ihm un­si­cher die Schei­ne in die Hand, er kom­man­diert ein knap­pes »Ö ja, wei­ter­ma­chen«, und wen­det sich zum Ge­hen.
    Das ist der Mo­ment, auf den ich so lan­ge ge­war­tet habe.
    Noch ehe er weiß, was pas­siert, bin ich auf­ge­sprun­gen, mein Spring­mes­ser blitzt auf, und mit der Spit­ze vor­an wer­fe ich mich ge­gen sei­nen Rücken. Durch die Wucht des Auf­pral­les ver­liert er den Halt und stürzt aus dem Wohn­mo­bil. Wenn ich Glück habe, bricht er sich da­bei den Knöchel oder das Knie­ge­lenk. Meis­tens klappt das aber nicht, und ich muss mich be­ei­len, be­vor mein Vor­teil, der aus dem Über­ra­schungs­mo­ment bes­teht, ver­pufft. Also rei­ße ich sei­nen Kopf hoch und zie­he mei­ne Klin­ge blitzschnell ein­mal von links nach rechts. Ein hei­ßer Strahl Blut schießt aus sei­ner Keh­le auf den Wald­bo­den. Per­fekt. Ein letztes Zucken, dann ist es vor­bei. Ich dre­he die Lei­che her­um und zer­re sie in das Ge­büsch. Dort las­se ich sie ein­fach lie­gen. Bei Ilo­na kas­sie­re ich noch mei­nen eher sym­bo­li­schen Lohn, schär­fe ihr ein, dass sie sich um nichts wei­ter zu küm­mern hat, wün­sche ihr viel Glück und gehe da­von. Ich wer­de mei­ne Kun­din nicht wie­der­se­hen, denn fast alle keh­ren nach mei­ner Ar­beit in ihre Hei­mat zu­rück.
    Ein paar Tage später teilt mein Mann mir dann mit schö­ner Re­gel­mäßig­keit mit, dass er wie­der Über­stun­den ma­chen muss, weil im Rot­licht­mi­lieu ein wah­rer Ban­den­krieg tobt. »Aber weißt du, Tat­ja­na«, sagt er dann sin­nie­rend, »ei­gent­lich habe ich gar kei­ne große Lust, auf die­se Sa­che vie­le Res­sour­cen zu ver­schwen­den. Manch­mal den­ke ich so­gar, so­lan­ge es nur die­se Scheißker­le trifft, ist das viel­leicht ganz gut?«
    Und das ist für mich die schöns­te Be­stäti­gung. Ich kann mei­ne Phan­tasi­en aus­le­ben und tue ne­ben­bei so­gar noch ein gu­tes Werk. Des­halb gehe ich zu Pros­ti­tu­ier­ten.
     
     
     

Wolf Awert
     
    Ein­bahn­straße
     
    Theo war ein Städ­te­tou­rist der be­son­de­ren Art. Er lieb­te die Enge dunk­ler Gas­sen mit ih­ren Kat­zen­köp­fen aus Blau­ba­salt, die selbst Huf­ei­sen wi­der­stan­den, die Ge­heim­nis­se der Stein­we­sen auf den al­ten Tor­bö­gen, und selbst die Haus­wän­de, denn die flüs­ter­ten ihm ver­trau­li­che Ge­schich­ten zu. Und Theo wuss­te, dass sich die­se Gas­sen oft nicht wei­ter als einen Stein­wurf ent­fernt hin­ter den Ein­kaufs­straßen vers­teck­ten.
    Burg­weg, las Theo auf ei­nem Straßen­schild und staun­te, weil hier, so­weit er wuss­te, nie eine Burg ge­stan­den hat­te. Und et­was wei­ter Händl­er­gas­se, nicht mehr als eine schma­le Pas­sa­ge, die kein Licht er­hielt, weil die Dächer der Häu­ser sich bei­na­he be­rühr­ten. Auch konn­te er we­der Fens­ter noch Türen ent­decken. Wer moch­te in die­sem Halb­dun­kel Han­del be­trie­ben ha­ben? Und wo wa­ren die Ein­gän­ge zu den Häu­sern? Die Händl­er­gas­se war eine Ein­bahn­straße. Das schi­en ver­nünf­tig. Wäre nicht gleich da­ne­ben ein zwei­tes Schild mit der Auf­schrift. »Sack­gas­se. Kei­ne Wen­demög­lich­keit« an­ge­schraubt wor­den. Theo be­schloss, sich die­sen Un­fug aus der Nähe an­zuschau­en.
    Fried­hofss­till war es.  Noch nicht ein­mal der Ver­kehrs­lärm wag­te sich bis hier­hin vor. Die Gas­se en­de­te in ei­nem ent­täu­schend nor­ma­len Hof, der vor ei­ner Backstein­mau­er en­de­te. Hier gab es nichts zu ent­decken, aber im­mer­hin konn­te er sich an ein paar Son­nen­strah­len er­freu­en. Theo frös­tel­te und wuss­te nicht, warum. Er trat den Rück­weg an, hat­te sich aber noch nicht ein­mal halb um­ge­dreht, als es ihm käl­ter als im Win­ter wur­de.
    »Ha­ben Sie das Schild nicht ge­le­sen? Sie kön­nen sich hier nicht ein­fach um­dre­hen. Kei­ne

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