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24 kurze Albträume (German Edition)

24 kurze Albträume (German Edition)

Titel: 24 kurze Albträume (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Regina Schleheck , Oliver Henzler , Michael Rapp , Bernhard Giersche
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ge­hör­te.
    »Nimm den Kel­ler un­ter der al­ten Kan­ti­ne in Trakt sie­ben!« Das war Ze­be­däus, der Be­däch­ti­ge. Ge­wöhn­lich hielt er sich sehr zu­rück, wenn die Stim­men ihn ver­spot­te­ten. Viel­mehr stand er mit Rat und Tat zur Sei­te. Sei­ne Ratschlä­ge ka­men im­mer im pas­sen­den Mo­ment und wa­ren stets die Ant­wort auf sei­ne Über­le­gun­gen, die er ei­gent­lich nur in sei­nem Kopf aus­brüte­te. Ze­be­däus hat­te sich aus den Rei­hen des Cho­rus ge­löst und stand nun ne­ben ihm. Sei­ne schwar­zen Flü­gel hat­te er am Rücken an­ge­legt.
    Trakt sie­ben stand seit Mo­na­ten leer, weil Tei­le des al­ten Ge­bäu­des ein­sturz­ge­fähr­det wa­ren.
    »Du be­täubst sie mit ei­nem Schlag ge­gen die Schlä­fe und schleppst sie run­ter in den Kel­ler, und dort nimmst du sie aus­ein­an­der.« Das war Zin­no­ber, der Chir­ur­gus. Zin­no­ber lieb­te es, ihm beim Se­zie­ren An­wei­sun­gen zu ge­ben. Er grins­te frech her­über aus der Zim­me­r­ecke und rieb sich die Hän­de, denn er freu­te sich auf die Ob­duk­ti­on.
    »Vor al­lem darfst du es nicht dumm an­s­tel­len.« Das war Zi­cho­ri­um, der Vor­sich­ti­ge. Er war der Kleins­te des Cho­rus und viel­leicht des­halb so vor­sich­tig. Sein Ver­stand war da­für der schärfs­te. Stets be­dach­te er alle Un­wäg­bar­kei­ten, warn­te vor un­be­dach­ten Hand­lun­gen, be­ru­hig­te bei auf­brau­sen­der Wut und ver­lang­te Si­cher­hei­ten, Ali­bis und un­auf­find­ba­re Vers­tecke. Ohne sein Ein­ver­ständ­nis kam kein end­gül­ti­ger Be­schluss des Cho­rus zu­stan­de.
    »Du tust es erst, wenn ihre Schicht vor­bei ist, da­mit dich nie­mand mit ihr in Ver­bin­dung bringt. Und du ver­gisst nicht die Hand­schu­he und den Plas­tik­kit­tel und eine Hau­be über den Haa­ren we­gen der ge­ne­ti­schen Spu­ren. Hin­ter­her musst du al­les ver­bren­nen, am bes­ten noch am Tat­ort.« Zi­cho­ri­um war sehr ge­bil­det. Er kann­te sich mit Gen­tests und dem gan­zen Kram aus.
    »Also gut, also gut«, mur­mel­te er vor sich hin.»Ich wer­de es heu­te tun.«
    Es ent­stand Be­we­gung in der Grup­pe. Sie stie­ßen sich ge­gen­sei­tig an, doch dies­mal soll­te das Be­wun­de­rung be­deu­ten. Er konn­te es an ih­ren schwar­zen Ge­sich­tern ab­le­sen.
    »Ich wer­de es heu­te tun«, wie­der­hol­te er lau­ter und mit er­ho­be­nem Kopf. »Kei­ne Frau soll mich so ver­ach­ten dür­fen.«
    Das be­wun­dern­de Ge­mur­mel schwoll an und um­hüll­te ihn wohl­tu­end wie war­mer Ba­de­schaum.
    Er straff­te sich, strich sei­nen Kit­tel glatt und dreh­te sich zur Tür. Die schwar­zen Ge­stal­ten mur­mel­ten noch ein Weil­chen hin­ter ihm her, ga­ben dann aber Ruhe und lös­ten sich im Ne­bel auf. Die­se Ruhe ver­spür­te er im­mer nur kurz vor­her, wenn alle Mit­glie­der des Cho­rus zu Ende dis­ku­tiert hat­ten und Zi­cho­ri­um die letzte Ge­neh­mi­gung er­teilt hat­te. Wie sehr wünsch­te er, er könn­te die­se Ruhe im­mer ha­ben!
    Es klopf­te an der Tür.
    »Ja bit­te!«
    Die Kran­ken­schwes­ter mit dem ita­lie­ni­schen Ak­zent trat ein, einen Sta­pel Kran­ken­ak­ten auf dem Arm.
    »Es ist gleich Vi­si­te.«
    »Ja ich kom­me schon.«
    »Wol­len Sie vor­her noch die Kran­ken­ak­te der neu­en Pa­ti­en­tin an­se­hen oder ge­hen wir so­fort los, Herr Dok­tor?
     
     

Alma Ma­ria Schnei­der 
     
    En­zen­ber­gers Tod  
     
    Eilends ho­ben die bei­den To­ten­grä­ber am Mor­gen des grau­en Fe­bruar­ta­ges das Grab aus, denn bald soll­te es wie­der Frost ge­ben. Den ver­stor­be­nen En­zen­ber­ger hat­te man her­ge­rich­tet und im re­prä­sen­ta­ti­ven Ei­chen­sarg im Lei­chen­häus­chen auf dem Fried­hof auf­ge­bahrt.
Am Abend dräng­ten Freun­de und Nach­barn in das Trau­er­haus. Die klei­ne Wohn­stu­be war dicht ge­füllt. Alle wa­ren ge­kom­men, um den Hin­ter­blie­be­nen ihr Bei­leid aus­zu­spre­chen. Die Wit­we schen­ke Schnaps aus, um ein letztes Mal auf ih­ren ver­stor­be­nen Mann an­zu­sto­ßen. Drau­ßen war es be­reits dun­kel und dich­ter Schnee fiel, als ein har­tes Klop­fen am Wohn­zim­mer­fens­ter die Auf­merk­sam­keit der Trau­ern­den auf sich zog.  
    Er­schrocken sa­hen sie kurz dar­auf das

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