2413 - Das Genetische Magazin
der Dunklen Ermittler, von denen ihm leider nur ein Bruchteil zugänglich war. Zumindest auf biologische, genetische und anatomische Daten konnte er zugreifen.
Die Suche lieferte keine Ergebnisse.
Inssino setzte sich auf die Liege, massierte mit den Krallen seine Kopfhaut.
Hatte Sheymor Merquin mit so etwas gerechnet? Hatte er ihn deshalb so schnell loswerden wollen? Was führte er jetzt im Schilde?
Pharoib Inssino überlegte, wie er selbst in dieser Situation gehandelt hätte. Er hätte versucht, vom Hoch-Medokogh eine Sondergenehmigung zu erhalten, um das Urbild Roi Danton befragen zu dürfen. Merquin hingegen würde eher den direkten Weg gehen und den Terraner ansprechen, der offensichtlich wach war.
Das verstieß gegen die Vorschriften.
Die Urbilder durften keinesfalls aus ihrem Dämmerzustand zwischen Wachen und Schlafen gerissen werden. Einst hatten sie es in ihrer gemeinsamen Ausbildung gelernt. Anschließend hatten Merquin und er vieles gemeinsam erforscht und sich dadurch oftmals gegenseitig neutralisiert. Sie hatten Zeit und Hirn vergeudet, weil sie beide ein und dasselbe Problem studierten, statt sich verschiedenen Aufgaben zuzuwenden.
Irgendwann war ihnen klar geworden, dass sie sich gegenseitig blockierten. Von da an verstanden sie sich als Konkurrenten, die sie in Wahrheit schon immer gewesen waren. Der Weg von der Freundschaft zur Feindschaft war danach ziemlich kurz.
„Ich brauche eine Verbindung mit Sheymor Merquin", sagte Inssino. Egal wie, er musste in Erfahrung bringen, was der Leiter des Genetischen Magazins mit Roi Danton plante.
„Sheymor Merquin ist nicht erreichbar. Er hat die Außenkommunikation für alle Anrufe unter Priorität eins blockieren lassen."
Die Auskunft alarmierte Pharoib Inssino. Eine Weile spielte er mit dem Gedanken, ins Zentrum zu gehen und dem Hoch-Medokogh von seinem Verdacht zu berichten. Rorian Omokra war als Kommandant der DERUFUS gleichzeitig die oberste Autorität aller Kolonnen-Anatomen. Sein Wort galt. Noch nie hatte jemand es gewagt, sich seiner Entscheidung zu widersetzen.
Inssino ließ den Gedanken fallen. Wie auch immer der Hoch-Medokogh entscheiden würde, wäre es zu spät. Wenn Merquin Danton sein Wissen entreißen wollte, tat er das längst, und niemand konnte ihn daran hindern.
Der Kolonnen-Anatom sprang auf.
Einem ersten Impuls folgend, wollte er in das Genetische Magazin zurückkehren. Dann sah er ein, dass er dort nichts ausrichten konnte. Solange Sheymor Merquin die Tagschicht absolvierte, konnte dieser ihm jederzeit den Zutritt verwehren. Das Risiko einer Blamage vor Hunderten von Artgenossen ersparte Pharoib Inssino sich lieber.
Anders verhielt es sich, wenn er seine Nachtschicht antrat. Dann besaß er dieselben Befugnisse wie Merquin mit einer einzigen Ausnahme. Er konnte nicht auf dessen persönlichen Rechner zugreifen, sondern musste sich der anderen supratronischen Systeme bedienen, die ihm in der Senke zur Verfügung standen.
Pharoib Inssino ging in den Wohnbereich, an dessen Wänden die Rechner seines Verbundes aufragten. Pharo I blinkte noch immer – ein Hinweis, dass es sich um eine wichtige Information handelte. Seit Jahren schon durchforstete Inssino alle Daten über die Bestien, wertete sie nach Kriterien der Wahrscheinlichkeit und Unwahrscheinlichkeit aus, versuchte auf diesem Weg wahr von unwahr zu trennen. Der Rechenverbund checkte die Ergebnisse und verglich sie mit früheren. Auf diese Weise kristallisierten sich mit der Zeit Daten heraus, die nicht als historisch gesichert galten – somit also potenzielle Fälschungen waren –, und solche, die einen hohen Grad an Wahrscheinlichkeit besaßen.
Sie alle herauszufiltern nahm Jahre in Anspruch – vergangene ebenso wie zukünftige. Mit einem Ergebnis rechnete Pharoib Inssino allerdings noch zu seinen Lebzeiten.
Er rief die Datenbank Bestien auf. Die Informationen waren spärlich, und er kannte sie beinahe auswendig. Trotzdem las er sie immer wieder in der Hoffnung, irgendwann auf eine winzige, verrätselte Information zu stoßen, die sich als Schlüssel für seine Forschungen herausstellen würde.
Die Bestien waren von ihrer Heimatwelt geflohen, als übermächtige Gegner diese zerstörten. Auf ihrer Irrfahrt durch das Universum hatten sie irgendwann den Weg TRAITORS gekreuzt. Die wenigen Überlebenden ihres Volkes hatten um Aufnahme in die Terminale Kolonne ersucht, und der Progress-Wahrer hatte es ihnen gestattet. Sie waren von da an zwar in Sicherheit, aber ihre
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