Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

2417 - Sklave der Maschinen

Titel: 2417 - Sklave der Maschinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
neuer Aufruhr spürbar. Aber die Kartanin war ihm „näher" als ich, sie besaß die schärferen, viel empfindlicheren Sinne ihres Volkes.
    „Es ist anders!", beharrte sie. „So als ob da plötzlich zwei Stimmen des Waldes wären. Ich ...", sie zuckte wie hilflos die Schultern, „ich spüre da jetzt eine zweite Komponente, und die sagt, dass wir fliehen sollen. Etwas wird passieren, was ..."
    „Was, Dao?", fragte ich. „Wir müssen die Geschichte des Waldes bis zum Ende erfahren, nur dann können wir ihn verstehen und einschätzen. Wir ..."
    Sie fauchte leise. „Etwas passiert, das nicht passieren darf. Diese andere Stimme ... sie wird stärker, und ich ..."
    „Ja, Dao?"
    Sie lachte unsicher. „Atlan, du magst mich deshalb für verrückt halten – ich habe das Gefühl, dass ich sie kenne ..."
    „Die neue Stimme?"
    „Ja. Nicht die Stimme, die ... Quelle. Es sind Gefühle, Erinnerungen, aber nicht klar genug. Ich kenne diese Stimme ..."
    Ich versuchte, in mich hineinzulauschen, konnte jedoch beim besten Willen nichts „hören".
    „Wir sollten gehen, Atlan, uns einen Weg suchen. Es ist ..." Sie schloss die Augen. Ich sah mich um. Wir standen auf der kleinen Lichtung, es war Nacht, der Wald schien zu schlafen, wenn auch unruhig.
    Doch, da war etwas. Der Kontaktwald – Alomendris! – wälzte sich im Schlaf. Er atmete heftiger, drehte sich, begann zu erwachen.
    „Raus hier, Atlan!" Daos Stimme verriet Panik. „Etwas wird passieren, und wir ..."
    „Was, Dao?"
    Ich sah, wie sich eine Schneise bildete – der Weg in die Freiheit? Hatte der Wald genug von uns und beendete unsere Audienz? Oder wollte er uns die Chance geben, uns in Sicherheit zu bringen, bevor etwas geschah, was auch er nicht mehr zu kontrollieren vermochte?
    Schließlich geschah alles viel zu schnell, um irgendwie reagieren zu können.
    Der Kontaktwald schuf weitere Schneisen für uns, noch mehr Wege, die vielleicht aus ihm hinausführten, möglicherweise aber auch in die Irre wie in einem Labyrinth. Wusste er es selbst? Oder war da jetzt, wie Dao-Lin sagte, noch eine andere „Kraft" in ihm, diese angebliche neue Stimme, die ich nicht hören konnte?
    Kämpfte er nicht nur mehr gegen einen äußeren Gegner, sondern auch gegen etwas in sich selbst?
    „Atlan!", schrie die Kartanin. „Es ist zu spät! Wir müssen uns vorbereiten! Wir müssen ..."
    Den Rest verstand ich nicht mehr. Als alle meine Sinne auf Alarm gestellt waren und sich meine Gedanken dabei überschlugen, einen schnellen Ausweg, eine Strategie für uns zu finden, geschah genau das, was ich so schnell nicht mehr erleben wollte.
    Es war genauso wie beim ersten „Fieberschub", den Dao und ich auf der zentralen Lichtung erlebt hatten. Es kam genauso schnell, schleuderte uns in den gleichen, verheerenden Wirbel aus tosenden Geräuschen und Gewalten, die uns mit sich rissen und in die Knie zwangen.
    Das Brausen in den Büschen und Bäumen, das Geräusch brechender Knochen.
    Das plötzliche Toben des Waldes und dann das Gefühl, von den Beinen gerissen und zermalmt zu werden. Ich schrie und schnappte nach Luft, wir schrien beide.
    Wir starben erneut tausend Tode, bis es irgendwann vorbei war und wir mitten im Chaos erloschen.
     
    *
     
    Als ich zu mir kam, war auf den ersten Blick alles wie vorher – auf den zweiten aber radikal anders. Das Moos, in dem wir gestanden hatten, die Bäume und Sträucher um uns herum, die Blüten, die Blätter, das violette Licht ...
    Über uns spannte sich ein neuer Himmel, viel fremder als der, den wir zuletzt gesehen hatten. Es war ein einziges Gleißen und Funkeln, von Millionen von Sternen.
    „Das war es, Atlan", hörte ich Dao-Lin flüstern. Ich streckte die Hand aus, ohne sie anzusehen. Sie nahm sie. „Das muss es gewesen sein, wovor die neue Stimme uns warnen wollte."
    Es war ein mentaler Druck, dem wir vom ersten Moment unseres neuen Erwachens an ausgesetzt waren. Ich fühlte mich, als steckte ich mit dem Kopf in einem Starkstromtransformator, einer gewaltigen Zentrifuge.
    Etwas riss mich herum, wirbelte und drehte mich. Es war ein Schwindelgefühl, ein Rauschen, ein unvorstellbarer mentaler Druck.
    „Was ist das, Dao?", presste ich hervor.
    Es hörte nicht auf, es schien sogar noch schlimmer zu werden.
    Sie ließ meine Hand los. In den düsteren roten Schleiern, durch die ich sah, erkannte ich ganz kurz ihr Gesicht. Sie entfernte sich wieder. Es war wie in einem verzerrten Film. Die Kartanin versuchte, sich zu bewegen, sie kroch auf

Weitere Kostenlose Bücher