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2418 - Der Entropische Zyklon

Titel: 2418 - Der Entropische Zyklon
Autoren: Unbekannt
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Kathedralen kannte. Lediglich im Baumaterial entdeckte ich Unterschiede. Die Bögen hier setzten sich ausschließlich aus Holz, Ranken und Blättern zusammen, jede kunstvoll verwoben und verziert.
    Mit jedem Schritt, den ich tiefer in den Wald eindrang, schienen sich die Konturen um mich herum mehr aufzulösen.
    Auch umgekehrt hielt ich es für möglich, dass ich mich in den Wald hinein auflöste. Die Umgebung schien sich zu dehnen, die Decke über den Gewölbebögen wich nach oben.
    Ich atmete heftig, weil ich wie schon früher den Eindruck hatte, Teil des Farbenmeeres zu werden, Teil der sanften und wispernden Geräusche, Teil der Empfindungen dieses Lebens. Ich nahm Gedanken wahr, weit weg und in ihren Aussagen nicht eindeutig erkennbar – eher ein fernes Wehen, das auf das Vorhandensein eines denkenden Wesens hindeutete.
    Der Wald nahm mich in sich auf. Ich bewegte mich inzwischen mit einer Geschwindigkeit vorwärts, die ich unmöglich meinem eigenen Körper verdankte.
    Dadurch verlor ich mein Gefühl für Zeit und Entfernungen.
    Der Extrasinn, von dem ich mir brauchbare Informationen erhoffte, schwieg. Mit einem halutischen Planhirn wäre ich in dieser Situation besser bedient gewesen.
    Welche Strecke ich auf diese Weise zurücklegte, entzog sich meiner Wahrnehmung. Ich wusste nur, dass ich sehr tief in den Wald eindrang, bis zu der Stelle, wo Büsche und Bäume auseinanderrückten und eine Lichtung bildeten.
    Erst jetzt spürte ich wieder den Boden unter meinen Füßen, das weiche Moos, das mit jedem Schritt stärker vibrierte, den ich auf die Lichtung hinausging. Der Duft zahlloser Blüten von fantastischer Größe raubte mir fast den Atem. Gleichzeitig spürte ich Wind, der frische Luft zu mir trug.
    Auf der Lichtung stand eine Gestalt, schlank und groß, mit silbrigem Haar und roten Augen. Sie grinste mich an.
    Es war mein eigenes Grinsen.
    „Deco", ächzte ich, was siehst du mir gegenüber?"
    „Nichts", lautete die Antwort.
    Es war mein eigenes Spiegelbild, vom Wald in mein Bewusstsein projiziert. Er schickte mir Bilder, aber Bilder brachten uns nicht weiter.
    Können wir in Gedanken statt in Bildern kommunizieren?, dachte ich intensiv.
    In meinem Bewusstsein entstand das Abbild eines Waldes, der sich aus der Oberfläche seines Planeten löste und hinaus ins All raste. Der Planet war Quamoto.
    Warte, meldete sich eine Stimme in meinem Bewusstsein, die rau und kartanisch klanghilft uns. – und von sehr weit her. Konnte das ...? Nein, nenne den Namen nicht. Ich bin Alomendris.
    Es war der Name der Kontaktwaldsprecherin. Sie war in ihrem Wald aufgegangen, als dieser den Planeten verlassen hatte.
    Das ist gut. Denn es droht Gefahr, beeil dich, sendete ich.
    Die Kartanin fungierte offensichtlich als eine Art Übersetzerin und ermöglichte einen direkten Gedankenaustausch zwischen mir und dem Wald von Kalifurn. Dass sie sich dabei einige tausend Lichtjahre entfernt aufhielt, spielte offensichtlich keine Rolle. Die Wälder standen untereinander in intensivem, mentalem Kontakt. Es dauerte einige Herzschläge, dann meldete sich die Stimme wieder, deutlich näher diesmal.
    Du bist also Atlan, vernahm ich die lautlose Stimme. Welche Botschaft bringst du mir, Imago?
    Alle Schiffe der Terminalen Kolonne TRAITOR haben den Sektor Kuma-Saka verlassen. Grund ist ein Entropischer Zyklon, der bald eintreffen wird. Solche Zyklone bringen den betroffenen Intelligenzwesen die Verdummung und den Tod.
    Das Verhalten der Schiffe deutet darauf hin, dass das Ereignis den gesamten Sektor betrifft, stellte der Wald fest. Also auch das Kal-System.
    Ich gehe davon aus, auch wenn es längst nicht sicher ist. Uns liegen keine Erkenntnisse vor, welchen Weg dieser Zyklon nimmt.
    Ich danke dir für die Warnung. Ich werde diese Welt verlassen müssen. Was schlägst du vor?
    Nicht unbedingt. Du könntest fliehen.
    Allerdings habe ich einen Plan, in dem du eine wichtige Rolle spielst – wenn du dich entscheiden kannst, hierzubleiben.
    Ich erläuterte dem Kontaktwald meine Absichten, wohl wissend, dass meine Informationen fast zeitgleich allen Kontaktwäldern Alomendris’ zur Verfügung standen mit Ausnahme der Nummer 126.
    Meine Erfahrungen aus dem Zentrum Hangays haben mich auf diese Idee gebracht, fuhr ich in meiner Gedankenbotschaft fort. Der Kontaktwald dort stand unter einem extrem starken psionischen Druck, der von KOLTOROC ausging. Und doch schien er unter der Last nicht zusammenzubrechen. Solange KOLTOROC nichts von seiner
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