2422 - Das verlöschende Volk
blähendes Loch, als sie ihm entgegentrat. Er wusste, dass sie jetzt seinen Geruch aufnahm, ein Leichtes für sie, denn er trug eine simple Bordkombination.
Auf Kamukos linker Wange klebte schräg ein silbriger, millimeterdünner Streifen – ein Funkgerät, wie es auch Rhodan benutzte. Sie trug ihre schwarze Kombination, die einen filigranen, aber nichtterranischen Körperbau offenbarte. Ihre Stiefel setzten sich vom Schwarz der Kombination in silbriger Farbe ab. Über die Ärmel und Beine ihrer Kombination zog sich eine Art Leitungsnetz, entlang der Muskulatur und der Gelenke.
Ihre Bewegungen wirkten geschmeidig und ließen eine verborgene, explosive Kraft ahnen. Ob aufgrund der Kraftverstärkung oder als normale Eigenschaft ihrer Person, war von außen nicht erkennbar.
„Willkommen, Prinzipa", sagte er und deutete eine Verbeugung an, die sie wiederholte.
Sie antwortete nicht. Schweigend sah sie ihn an, sehr lange, wie er empfand. Ein wenig vermochte er ihr Mienenspiel zu deuten. Es schien Anerkennung auszudrücken – vielleicht ein wenig Freude?
Noch immer sah sie ihn schweigend an, nach dem Verständnis ihres Volkes vielleicht eine Auszeichnung? Ein paar Male öffnete sie den Mund, als wolle sie zu einer Antwort ansetzen. Als die Situation nach zwei Minuten für Rhodans Verständnis langsam peinlich wurde, bewegte sie sich endlich. Sie verschränkte die Arme vor der Brust, nahm sie wieder auseinander und streckte ihm dann die rechte Hand entgegen.
Rhodan ergriff und drückte sie.
Dieses Mal, das spürte er, verband Kamuko keine persönlichen Absichten damit. Ihr Händedruck war ein Zeichen des Friedens.
„Du hast es also geschafft", sagte sie. „Du stehst auf der richtigen Seite.
Dennoch sind die Lanterns nicht völlig von eurer Solidarität überzeugt. Gewiss, es gibt da viele Geheimnisse.
Wärt ihr Gegner, würde ich die fähigsten Telepathen und Maschinen herbeiholen, um das Wissen aus euren Gehirnen zu reißen. So aber ..."
Sieh an!, dachte Rhodan. Auch sie vertraut mir nicht vorbehaltlos. Aber sie ist ehrlich, weil wir auch ehrlich sind.
„Bitte folge mir in den Konferenzraum!" Er ging ihr voraus. Drinnen setzten sie sich gegenüber an den runden Tisch, sie entspannt und fast ein wenig gleichgültig, er mit einem Lächeln auf den Lippen.
„Ihr habt die Prüfung durch die Lanterns bestanden", eröffnete sie ihm. „Eure Einstellung gegen die Negasphäre ist echt. Ihr sagt das, was ihr denkt. Dennoch sind die Gewissenswächter nicht völlig überzeugt."
„Ja, ja, die Geheimnisse", antwortete Rhodan. „Wir sind mit ihnen nach Phariske-Erigon gekommen und werden mit ihnen nach Hause fliegen."
„Oder ihr werdet sterben, wenn euer Auftraggeber Nukleus der Meinung ist, dass euer Schiff in die falschen Hände geriet."
Sie hatte sich gemerkt, was er ihr beim ersten Mal von der Selbstvernichtung der JULES VERNE im Fall eines feindlichen Übergriffs mitgeteilt hatte.
„An unserem Auftrag hat sich nichts geändert. Wir werden beobachten, uns dabei aus dem Geschehen heraushalten und ..."
Sie unterbrach ihn mit einem Glucksen. „Das habt ihr nicht geschafft und werdet es nicht schaffen."
Rhodan nickte. Er ging davon aus, dass sie unterrichtet und zumindest im Groben über den Flug der JULES VERNE nach Tare-Scharm informiert war.
„Unser Flug hierher ging nicht ganz reibungslos vonstatten", stapelte er tief. „Aber wir sind da, und an unserem Anliegen hat sich nichts geändert."
Wieder schwieg die Generalin lange und sah ihm dabei tief in die Augen.
*
Irgendwann öffnete sich die Tür, und Gucky schaute herein.
„Ich wollte nur mal wissen, wo ihr so lange steckt", piepste er.
„Wir unterhalten uns eingehend über die Lage." Rhodan deutete mit der Hand auf die Stuhlreihen. „Setz dich zu uns."
Dem Terraner entging nicht, dass Guckys Nähe der Generalin ein gewisses Unbehagen bereitete. Sie wusste, dass er Teleporter war, und sie hatte ihn damals für den Diebstahl der Nachtlicht-Rüstung aus dem Tresor verantwortlich gemacht. Dieser Verdacht war ausgeräumt, aber Kamuko besaß einen treffsicheren Spürsinn. Es hätte Rhodan nicht gewundert, wenn sie den Ilt neben der Teleportation auch noch einiger anderer Fähigkeiten bezichtigt hätte.
„Danke, ich warte draußen!"
Der Ilt entfernte sich mit betont lauten Schritten zu Fuß.
Kamuko erhob sich jetzt. Dabei sah sie Rhodan noch immer unverwandt an. „Ich werde gegenüber den Lanterns für euch bürgen. Ich werde nicht
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