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2441 - Die letzten vierzig

Titel: 2441 - Die letzten vierzig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Schiff setzte auf, weich wie Fellfett.
    „Ich erwürge diese Pfropflinge", keuchte Spaubul. „Die bezahlen mir für jede abgestorbene Knospe. Was bilden die sich ein, wer sie sind?"
    Davam-Düür schüttelte die Beklemmung ab, ging zum Lift, stieg ein, fuhr hinab, ordnete beim Ausstieg ihre Kleidung, marschierte aufs Feld hinaus wie in Trance. Es hätte Schwebeplattformen gegeben, aber sie bevorzugte den Fußweg.
    Als sie wenige Dutzend Längen vor dem arg verwitterten Raumer angekommen war, klappte dessen Laderampe aus.
    Gestalten torkelten herunter.
    Ihre Beine tapsten unsicher umher, als besäßen sie Scharniere anstelle der unteren Knie. Die Schwingen flappten unbeholfen; die Augen an deren Enden glotzten glasig.
    Mit Benommenheit ließen sich diese Symptome nicht mehr entschuldigen.
    Wer oder was immer hier der Bürgermeisterin entgegenwankte – um Attavennok handelte es sich dabei ganz gewiss nicht.
     
    *
     
    Mist, dachte Kadett Sinco Venethos.
    Mist, Mist, Mist, Mist, Mist!
    Und nochmals: Mist! Wir sind enttarnt, kaum dass wir einen Fuß auf diesen Planeten gesetzt haben.
    In der Theorie hatte alles so perfekt zusammengepasst. Der mit nur zwei Traitanks bestückte Stützpunkt der Kolonne. Die Funkstation, die im Vergleich zu anderen Bastionen TRAITORS so gut wie ungeschützt erschien.
    Und der Planet: laut Eintrag in den Sternkarten seit Jahrhunderten ein Musterbeispiel multikulturellen Zusammenlebens. Sicher, Terraner, Arkoniden oder gar der von Weitem erkennbare Haluter hätten sich nicht hierher wagen dürfen.
    Aber Mom’Serimer, eingehüllt in tadellose Kokonmasken ... Immerhin gehörten sie nahezu der gleichen Größenklasse an wie Attavennok. Und mittels ihrer Tentakel ließen sich deren charakteristische Schädelschwingen ganz gut imitieren.
    Passabel; doch nicht annähernd perfekt. Gleiches galt für den wippenden, gravitätisch wirkenden Gang und die übrigen Bewegungsmuster wegen der zusätzlichen Ellenbogen- und Kniegelenke: Die in die Kokons eingearbeiteten, semirobotischen Stelzen und Prothesen harmonisch fließend zu betätigen hätte wesentlich mehr Trainingszeit erfordert, als Sinco und seinen Kameraden zur Verfügung gestanden hatte.
    Weil sich also eine echte Übereinstimmung nicht erzielen ließ, hatte Tekeners Planungsstab die Idee geboren, dass sich die vierzig getarnten Mom’Serimer als „genetisch verändert" oder „umweltangepasst" ausgeben sollten. Nachforschungen auf ihrem angeblichen Heimatplaneten hatte man schließlich nicht zu fürchten, da das Drillock-System von einem Entropischen Zyklon entvölkert worden war.
    Die ONDRUFU war sowieso echt, und ihre Geschichte stimmte größtenteils.
    Bloß, dass an Bord niemand mehr gelebt hatte, als die SOL sie auffischte; und dass die Reparaturen und Triebwerksumbauten erst vor Kurzem erfolgt waren und technische Meisterleistungen der SOL-Werkstätten darstellten.
    Die Inspekteure des Traitanks hatten sich jedenfalls davon täuschen lassen, keinen Verdacht geschöpft und auch bei der oberflächlichen Durchsuchung der Laderäume die beiden unter den Handelsgütern verborgenen Spezialcontainer nicht entdeckt. Aber das waren Kolonnen-Truppen gewesen, Ganschkaren und Mor’Daer – keine „Artverwandten" wie die einzelne Attavenno, die den Mom’Serimern nun auf dem verwaisten Landefeld gegenüberstand.
    Selbstverständlich waren die vierzig handverlesenen Mitglieder der „Armee der NACHT" durch Hypnoschulungen auf ihren Einsatz vorbereitet worden.
    Daher konnte Sinco die Mimik und Gestik der Kopfflüglerin deuten.
    Was er an der Stellung ihrer beiden Schwingen und des kurzen Rüssels ablas, gefiel im gar nicht: Verblüffung, Schock, dann Argwohn, schließlich Distanziertheit, mit einem Anflug von ungläubiger Heiterkeit.
    Anders ausgedrückt – das mühselige Training war vergeblich gewesen. Der echten Attavenno reichten wenige Blicke, um die Maskerade als solche zu durchschauen.
    Mist, dachte Kadett Sinco Venethos.
    Mist, Mist, Mist, Mist, Mist!
     
    *
     
    Davam-Düür wusste nicht, ob sie lachen oder Alarm schlagen, diskret flüstern oder lauthals um Hilfe schreien sollte.
    Sie entschloss sich, nichts zu überstürzen. Es gab keine Zeugen dieser Begegnung. Hafenmeister Spaubul war im Kontrollturm zurückgeblieben, vollauf damit beschäftigt, Entwarnung zu geben und die eingeleiteten Katastrophenschutz-Maßnahmen rückgängig zu machen.
    Zudem war Davam allein und unbewaffnet. Zeigte sie der Mannschaft der ONDRUFU, dass sie auf

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