2445 - Geschöpf des Chaos
allem thronte, was sterblich war.
„Die Kugel hat 16.000 Kilometer Durchmesser", fütterte die Terranin sie weiter mit neu hinzukommenden oder sich stabilisierenden Daten. „Wenn dies eine Projektion ist, dann nur eine vorübergehende. Als bloße mess- und sichtbare Erscheinung kann uns ARCHETIM nicht den Weg weisen."
„Es ist mehr", murmelte Rhodan. Ja, er spürte es mehr als deutlich. Da war viel mehr. Eine unglaubliche Präsenz.
Eine Ballung von Größe und Macht, Kraft und unvorstellbarer Entschlossenheit.
Eine feurige, riesige Kugel aus purer Energie – und bereit zum Losschlagen.
Und er schauderte bei der Vorstellung, um wie vieles mächtiger der „wahre" ARCHETIM sein musste, wenn dies hier nur eine „vorübergehende Projektion" war ...
*
Alles, was Perry Rhodan tat, war vorher im Kreis der Expeditionsleitung diskutiert und beschlossen worden, abgesegnet im Vorfeld. Als sich die JULES VERNE auf die TAROSHI zu in Bewegung setzte, war dies vorher ebenfalls in einer – wenn auch kurzfristig einberufenen – Versammlung besprochen worden.
Rhodan hätte es sich vielleicht anders gewünscht. Die Verlockung, sich direkt an die Superintelligenz zu wenden, war riesengroß. Aber sie würden es in der Folge eben nicht mit ARCHETIM selbst zu tun haben. Sie konnten ihn darum bitten, der Finalen Schlacht als Beobachter beizuwohnen, aber er würde sie fragen, warum. Und nicht er würde ihnen sagen und zeigen, wohin sie sich zu begeben hatten, wenn es wirklich ernst wurde, sondern die Generalin. An Kamuko, das wurde in der Besprechung ganz klar, kamen sie nicht vorbei.
Also fasste Perry Rhodan das Schweigen der Aeganerin als das auf, womit er am besten umgehen konnte: als Herausforderung.
Dass sie sich nicht meldete, musste einen Grund haben.
Die JULES VERNE ging längsseits der TAROSHI in Wartestellung. Sie funkte weiter, Kamuko hüllte sich allerdings nach wie vor in Schweigen. Das terranische Schiff bekam Anweisungen, aber weiterhin von „untergeordneter Stelle".
Und sie kamen nicht allein. Fast gleichzeitig mit den Terranern gesellte sich auch die PLURAPH zu dem Flaggschiff.
Von der Feuerkugel ARCHETIMS trennten sie nicht mehr als rund sechstausend Kilometer. Die „künstliche Sonne" füllte diesen Teil des Hyperkokons mit ihrem Strahlen aus. Und sie wuchs, wurde bedrückender und zugleich erhabener. Rhodan fühlte mit jeder Faser seines Seins, dass da etwas heranwuchs, wie er es niemals zuvor erlebt hatte.
Die Versammlung hatte ihm sehr deutlich klargemacht, wie riskant die Annäherung an ARCHETIM war. Es ging nicht nur darum, dass ARCHETIM auf gar keinen Fall erfahren durfte, dass die JULES VERNE aus der Zukunft kam und über den Ausgang der Schlacht informiert war – auch dass Alaska Saedelaere in seiner Kabine den Vektor-Helm mitführte, durfte nicht zu ihr dringen.
Würde die Superintelligenz, die da war, ihre Aufmerksamkeit auf die Terraner konzentrieren, würde es ihr kaum schwerfallen, ihnen diese Geheimnisse zu entreißen. Es gab keine hundertprozentige Sicherheit, doch allein die Wahrscheinlichkeit war ausreichend, um sich jeden weiteren Schritt genauestens zu überlegen.
ARCHETIM war da! Vielleicht konnte es kein anderer so intensiv fühlen wie Perry Rhodan. Er war da, und wenn sie ihn spüren konnten, galt dies umgekehrt ebenfalls.
Er war da und würde sie durchleuchten können, wenn er einen Grund sah, jeden Einzelnen von ihnen und jeden einzelnen ihrer Gedanken ...
Auch das war ein Grund, die Nähe der TAROSHI zu suchen, anstatt sich ARCHETIM auf dem Präsentierteller anzubieten.
Vom Schlachtschiff aus kamen Weisungen. Sie sollten ihre Position halten und vorerst nichts unternehmen.
Vorerst – dieses eine Wort machte Perry Rhodan Hoffnung, dass man sich ihrer in naher Zukunft doch noch gnädig annehmen würde. Es lohnte sich also, weiter die Zähne zusammenzubeißen und zu hoffen, dass sich die verkrampfte Lage bald aufklären würde – zumal plötzlich neue Bewegung in der Szene entstand.
Aus der PLURAPH löste sich ein Beiboot. Fast im gleichen Moment wurde per Funk angekündigt, dass der Gesandte Ki-Myo auf das Flaggschiff überwechselte.
„Vielleicht ist es das, Perry", sagte Mondra. „Dass sich die Generalin erst mit Ki-Myo besprechen will, bevor sie sich um uns kümmert. Wir sind für sie nicht ohne Brisanz, und sie ist nicht mehr die alleinige Herrin in der Flotte. Für das, was sie tut und entscheidet, wird sie sich vor dem Gesandten rechtfertigen
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