2448 - Tage der Angst
Frage, die jemand im Hintergrund stellte, hatte etwas Alarmierendes.
Rhodan brauchte sich nur umzusehen, um zu erkennen, dass viele in diese Richtung dachten.
Waren die acht Raum-Zeit-Router eine Reaktion der Chaosmächte auf Informationen, die Generalin Kamuko unter dem Einfluss der Kralle preisgegeben hatte? Dann war nicht nur die Retroversion aufs Höchste gefährdet, dann war der Kontext des bekannten Zeitablaufs längst schon entscheidend gestört.
Lag es ausgerechnet an der Besatzung der JULES VERNE, durch ein Eingreifen die Zukunft zu retten? Rhodan schüttelte verbissen den Kopf. Was sollte er gegen acht Stationen dieser Größe unternehmen? Zumal sie gewiss nicht ungeschützt waren.
Er ordnete die Beibehaltung der Beobachtungsposition an. Die Cypron-Sphäriker informierte er, dass sie in den nächsten Stunden Zeit zur Erholung finden würden, im Notfall allerdings schnell reagieren müssten. Auch einen Großteil der Besatzung zog er von den untergeordneten Stationen ab.
Angeordnete Ruhephase.
Schneller als befürchtet schreckte der Gefechtsalarm aber alle wieder hoch. Rings um die Formation der Raum-Zeit-Router brachen nacheinander Hunderte Traitanks aus dem Hyperraum, innerhalb weniger Minuten ein halbes Chaos-Geschwader.
Genau Zweihundertzweiundvierzig Schlachtschiffe der Terminalen Kolonne sammelten sich im Randbereich des Transmitterfelds und formierten sich schließlich zu kleinen Pulks von jeweils zwölf Einheiten.
Etwa eine halbe Stunde verging, bis der erste Pulk in das weit gespannte Energiefeld einflog und unter eindeutig anmessbaren Transmittereffekten verschwand.
Rhodan schob alle Überlegungen hinsichtlich ARCHETIMS Flotte beiseite. Er fragte sich, wohin ein Transmittertransport von Schlachtschiffen der Kolonne im galaktischen Zentrum überhaupt militärisch Sinn hatte. Es gab vermutlich nur ein einziges Ziel, über das er sich den Kopf zerbrechen musste: das Gigant-Black-Hole Margin-Chrilox.
Von Anfang an hatte Rhodan geahnt, dass besondere Wege ins Zentrum von Tare-Scharm existierten, die es der Kolonne ermöglichten, ihre Schiffe schnell zu verlegen. Vielleicht bestand sogar ein ausgebautes Verkehrssystem, von dem nicht einmal ARCHETIM wusste.
„Wenn der Transmitter bis Margin-Chrilox führt, warum sollte die JULES VERNE auf diesem Weg nicht alle Probleme umgehen können?"
Rhodans Frage folgte betretenes Schweigen.
Er registrierte Unglauben, Verwirrung, ja sogar Entsetzen in seiner Nähe. Aber auch spontane Zustimmung.
Vielleicht war der Weg nach Margin-Chrilox nicht mehr weit und mühsam.
*
Unaufhörlich brandeten die Gewalten von Margin-Chrilox gegen den Hyperknoten. Die Wände schienen dünn wie Pergament zu sein, aber sie hielten dem energetischen Toben stand.
Ki-Myo sah die Flotte und die einundsechzig GESETZ-Geber auf den Schirmen der TAROSHI. Seine Finger vergruben sich in den Armlehnen des Kommandantensessels; er erteilte Befehle, redete mit der Zentralebesatzung ...
... und zugleich schritt er über die weite gläserne Ebene hinweg. Sie schien sich von einem Ende des Universums zum anderen zu spannen, und wenn er stehen blieb und seinen Blick über den Boden schickte, wuchsen wirklich Galaxien vor ihm auf, so real, dass er in Versuchung geriet, sie mit den Händen zu greifen.
Da war Tare-Scharm. Er kannte die Galaxis mit ihren weit geöffneten Spiralarmen und dem grellen Kern.
Abgeriegelt vom Chaos, lag Tare-Scharm im Sterben. Ki-Myo sah gewaltige psionische Potenziale gegen den Grenzwall anrennen und identifizierte diese Potenziale als Kosmische Messenger. Doch sie waren unfähig, in die Galaxis einzudringen.
Unaufhörlich versuchten sie es von Neuem, verzehrten sich schier in dem unermüdlichen Drang, den Wall zu durchbrechen, so als könnten sie spüren, welch unermessliches Unheil sich anbahnte. Tare-Scharm war eine tiefe Wunde im Gefüge des Kosmos.
„Sobald die Retroversion vollzogen ist, bricht auch dieser Grenzwall", sagte die Stimme in Ki-Myos Gedanken.
„Dann werden die Messenger Tare-Scharm in den Geltungsbereich des Moralischen Kodes zurückholen."
Angespannte Erwartung herrschte auf den Schiffen der Flotte. Aber noch zögerte ARCHETIM.
Ki-Myo schaute suchend über die gläserne Ebene hinweg, er sah die versammelte Flotte und die GESETZ-Geber im Widerschein des lodernden Knotens. Und in dieser Sekunde spürte er die Woge des Triumphs, die ARCHETIM erfüllte. Vergeblich versuchte er, die Ursache dieses Triumphs zu erfassen. Die Messenger
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