2448 - Tage der Angst
Margin-Chrilox. Du bringst die Daten der Retroversion ... zurück nach Terra!"
Kopfschüttelnd blickte Rhodan den Freund an. Was immer er erwidern wollte, blieb unausgesprochen, denn in dem Moment erklang hinter ihm Oberstleutnant Brocks überraschter Ausruf: „Wir haben eine neue Ortung!
Energie und Masse! Was immer das ist, es dürfte riesig sein."
Schiffe aus ARCHETIMS Flotte?
Oder Einheiten der Kolonne?
„Die Auswertung auf die Schirme!", verlangte Rhodan. Erleichtert stellte er fest, dass Saedelaere den Vektor-Helm wieder sinken ließ. Das bedeutete aber noch nicht, dass der Maskenträger zur Vernunft gekommen wäre, sondern nur, dass er ebenso verblüfft reagierte wie alle anderen.
*
Wieder warten. Wieder Zeit, sich mit den eigenen Unzulänglichkeiten und der vergeblichen Hoffnung zu quälen, Generalin Kamuko möge irgendwie den Weg in die Gefilde des letzten Hyperknotens finden. Wahrscheinlich lebte sie nicht mehr. Ki-Myo fing an, die schreckliche Wahrheit zu akzeptieren.
General Ki-Myo. Auch das, wenn es unbedingt sein musste. Eine Ehre, die er nicht als Ehre empfinden konnte, weil sie ihm immer noch Angst einjagte.
Urplötzlich war da ein Flüstern in seinem Kopf, das verwirrende Gefühl, nicht mehr allein zu sein. Schon in den letzten Tagen hatte er dieses Rumoren wahrgenommen. Es war gekommen und gegangen, aber nun setzte es sich hartnäckig fest.
„Es ist bald an der Zeit, General."
Amüsiert, beinahe spöttisch klang die Stimme in seinen Gedanken. „Vergiss nicht, die Augen offenzuhalten!"
Benommen schüttelte er den Kopf.
Wer redete mit ihm? Oder machten sich auf diese Weise die ersten Anzeichen geistiger Verwirrung bemerkbar?
Es gibt kein Lebenszeichen von Generalin Kamuko, auch nicht von der Nachtlicht-Rüstung, die mit ihr verschwunden ist. Ein schmerzhafter Verlust, flüsterte es unter seiner Schädeldecke.
Entsetzt schloss er die Augen. Aber da war nicht Finsternis, vielmehr erschien es ihm, als sehe er weit vor sich flackernden Lichtschein. Eine Kerze, winzig in ihrer sich selbst verzehrenden Glut, aber dennoch lockende Helligkeit.
Wer bist du? Was bist du?
Keine Antwort.
Die Wände des letzten Hyperknotens pulsierten heftiger, sie schienen in einigen Bereichen sogar aufzuglühen. Seit einem oder zwei Tagen beobachtete Ki-Myo diese Erscheinungen, und er sorgte sich deshalb. Aber vielleicht, sagte er sich, trieb der Knoten nur näher an Margin-Chrilox heran.
Erneut war da der fahle Schein der brennenden Flamme. Das Licht spiegelte sich in der gläsernen Ebene, die Ki-Myo so vertraut erschien, als hätte er immer schon hier gelebt. Diese winzige zuckende Flamme verbreitete Wärme und Zuversicht.
Stellenweise glühte der Hyperknoten gelblich weiß auf, wogte gar in loderndem Gleißen, als müsste er schon in den nächsten Sekunden unter dem Ansturm gewaltiger Energien aufreißen.
Ki-Myo fröstelte. Er glaubte, die Bedrohung spüren zu können, die außerhalb der schützenden Hülle lauerte.
„Wir sind zunächst in Sicherheit, General." Da war die Stimme wieder.
„Die Finale Schlacht beginnt erst, sobald wir es wollen."
Wir?
Ein Lachen hallte durch seinen Kopf, aber es war kein befreiendes oder amüsiertes Lachen. Weit eher glaubte der Aeganer, Wehmut darin zu erkennen.
Erst jetzt verstand er. Die endlos weite Ebene gehörte zu ARCHETIM, war vielleicht sogar der Abdruck seiner Existenz. Die unbegreifliche Superintelligenz hatte eine Verbindung geknüpft, ein unzerreißbares geistiges Band zwischen ihnen.
Zumindest ein Teil von ARCHETIM war seitdem bei ihm.
In Gedanken trat Ki-Myo erneut hinaus auf die Ebene, und da waren wieder seine Spiegelbilder. Sie kamen näher, wurden dabei weniger, weil sie miteinander verschmolzen, wie er es schon einmal erlebt hatte, und dann stand er einem einzigen gegenüber, der nicht nur sein Spiegelbild war, sondern er selbst.
„Was du jenseits der letzten Hülle siehst, dieses Bild chaotischer Gewalt, ist das Hyperphysikalische Fegefeuer Margin-Chrilox. Es bedeutet keine Bedrohung, solange zwei GESETZ-Geber den Knoten stabilisieren."
Er hatte die Stimme nicht mehr erkannt. Es war seine eigene Stimme, und doch klang sie ihm fremd – durchzogen von einem Hauch von Ewigkeit.
*
Die Richtung der einfallenden Impulse schien identisch zu sein mit der vorangegangenen Ortung. Sofern man unter den irreführenden Bedingungen im Dickicht der zusammenwachsenden Chaotischen Geflechte überhaupt von Richtung sprechen konnte. Fest
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