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246 - Am Ende aller Zeit

246 - Am Ende aller Zeit

Titel: 246 - Am Ende aller Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Stern
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sich stilvoll eingerichtet. So stilvoll, wie es in einer unterirdischen Anlage fernab der Zivilisation möglich war.
    Gordie schüttelte es. Fernab der Zivilisation. Noch so eine Phrase, die durch ihre Gedanken zog und dabei eine Wunde zu hinterlassen schien.
    Wir werden vielleicht nie mehr zurückkommen. Wir sind hier gestrandet. Schiffbrüchige der Zeit.
    Nein, es gab keinen anderen Weg, als das Beste aus der Situation zu machen. Das Beste für sie. Wenn ihr Plan aufging, fand sie hier Hilfe und Unterstützung. Und ihren Spaß. Entschlossen klopfte sie an die silberne Kunststofftür.
    »Herein?«, meinte eine überraschte Stimme.
    »Laurenzo?«, fragte sie, während sie die Tür aufdrückte. Er saß an seinem Schreibtisch über irgendwelchen Datenausdrucken. Anscheinend hatte er an diesem Tag noch gar nicht geschlafen, denn das geräumige Bett war gemacht, die weiße Decke und das Kissen lagen unberührt darauf.
    Der weißhaarige Arzt stand vom Schreibtisch auf und betrachtete sie verwirrt, aber durchaus mit Interesse. Gordie kannte diesen Blick, der ihren Körper taxierte, als wolle er die Konturen mit seinen Blicken nachzeichnen. Sie genoss ihn.
    »Laurenzo«, meinte sie ein wenig lauter und kam mit einem Lächeln näher. »Ich nehme an, Sie kennen mich nich?«
    Er schüttelte den Kopf. »Sie kommen von den Rev’rend-Leuten…« Sein Gesicht nahm einen spöttischen Ausdruck an. »Geht es einem der Verletzten schlechter? Ich dachte mir schon, dass man mich früher oder später rufen würde.«
    Gordie lachte bitter. »Da kennen Sie die Rev’rends aber schlecht. Die Ritchies würden eher verrecken, als ausgerechnet Sie zu rufen. Die trauen Ihnen und von Kotter nich übern Weg. Solange ihr Heilkundiger noch lebt, werden die kaum hier angekrochen kommen.«
    Laurenzo sah sie überrascht an. »Sie reden nicht so, als wären Sie eine Anhängerin dieser Leute. Was…«
    Er verstummte. Gordie hatte in ihr Hemd gegriffen und zog es sich in einer fließenden Bewegung über den Kopf. Ihre blassen Brüste hoben und senkten sich im kalten elektrischen Licht des Zimmers. Ihr Atem ging stoßweise und sie fühlte die Wärme in ihrem Gesicht und zwischen ihren Beinen. »Ist es nicht offensichtlich, was ich möchte?«
    Der Arzt schien sprachlos. Er kam zögernd näher, als vermute er eine Falle, doch er schien nicht abgeneigt. Sein Blick lag auf ihren nackten Brüsten, sein Mund stand einen Spalt offen. In seine Verwunderung mischte sich ein Ausdruck von Hoffnung, der Gordie gefiel. Auch die Art, wie er sich ihr näherte, mochte sie. Er stampfte nicht los wie ein Wakuda, sondern bewegte sich bedächtig, als gelte es, sie nicht zu verscheuchen wie einen flüchtigen Traum.
    Ein echter Gentleman. Den werde ich mir leicht um den Finger wickeln. Sie bemühte sich, nicht zu triumphierend zu wirken, während sie ihm mit wiegender Hüfte entgegenkam.
    »Du bist Heiler. Arzt. Hilf mir. Lass mich für ein paar Minuten vergessen, in was für eine Scheiße wir geraten sind.« Sie griff nach ihrer schwarzen Lederhose.
    Der Arzt lächelte.
    ***
    Collyn Hacker, Laurenzo und von Kotter hatten sich mit Hilfe der Warlynnes ein eigenes kleines Labor innerhalb der Kommandozentrale eingerichtet, in dem sie die mitgebrachten Proben und Muster der Warlynnes untersuchten.
    Hacker stürzte sich besonders verbissen in seine Arbeit. Columbu war stark depressiv und hatte ihm am gestrigen Abend klar gemacht, dass ihre Beziehung gelaufen war und er keine weiteren Annäherungsversuche von Collyn wünsche.
    Der kahlköpfige Computerspezialist hatte zu allen anderen Problemen heftigen Liebeskummer. Ablenkung war das Beste, was ihm dazu einfiel – Ablenkung in Form von Arbeit und in Form von Alkohol.
    Auch von Kotter und Laurenzo waren einem guten Tropfen nicht abgeneigt. Obwohl Hacker die beiden Männer verachtete, verbrachte er seine Zeit lieber mit ihnen als mit den Soldaten um Columbu oder den verrückten Anhängern der Rev’rends. Von Kotter und Laurenzo waren wesentlich mehr als alle anderen Menschen in der Anlage Wissenschaftler. Sie sammelten Informationen und versuchten das Beste aus der vollkommen verworrenen Situation zu machen.
    Ein größer werdender Teil in Hacker war neugierig auf diese sonderbare Welt vor dem Außenschott. Vielleicht lag es daran, dass er die Ausweglosigkeit ihrer Reise in die Zukunft nicht akzeptieren konnte. Er steigerte sich mehr und mehr in die Vorstellung eines vorübergehenden Aufenthaltes und genoss das Entdecken neuer

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