2472 - TRAICOON 0096
was geschieht, was dieser Roi Danton mit ihm anrichten will.
Danton unternimmt alles, um ihn zu demütigen.
Die Wut frisst an und im Dual. Hätte er nur wenige Sekunden Zeit zur Verfügung, würde er das Todesurteil über das Solsystem unterschreiben und seinen Bericht an Antakur von Bitvelt abschicken, um dann glücklich zu sterben.
Seine eigene Existenz erscheint ihm angesichts seines Zorns bedeutungslos.
Er will jede Erinnerung an diese eigentlich so schwächlich gebauten Zweibeiner aus den Annalen aller Geschichtsschreibungen dieses Universums tilgen, will jeden Gedanken an sie aus den Köpfen der Milchstraßenbewohner brennen.
Doch er kann nichts tun. Er liegt bäuchlings auf einer provisorischen Liege. Als er wach genug ist, sich seiner selbst bewusst zu werden, fühlt er Betäubung und Schmerzen und Schmerzen und Betäubung. In dieser ungewohnten Position drücken die Wirbel beider Wirbelsäulen gegeneinander, klemmen Nervenstränge ein und erzeugen eine Pein, die ihn seines Verstandes zu berauben droht.
Zerberoff hat einen Aussetzer. Einen von vielen. Als er wieder einen einigermaßen klaren Gedanken fassen kann, fühlt er das Gewicht mehrerer Mikro-Bestien an Armen und Beinen. Sie zwingen ihn in eine Streckposition, sodass sich ihrer beider Rücken weit nach oben wölbt und die Haut zum Zerreißen gespannt ist.
Danton beugt sich zu ihm herab, blickt nacheinander in beide Augenpaare. Macht er sich über ihn lustig?
Genießt er die Vorfreude auf die Folter, die er Zerberoff angedeihen lassen will?
Schamgefühl überdeckt plötzlich alles. Zerberoff ist nackt. Niemals wieder, seit er von den Kolonnen-Anatomen zusammengefügt wurde, hat ihn ein anderes Wesen ohne Kleidung gesehen und diesen Augenblick überlebt.
Der Terraner wird dafür büßen und die Mikro-Bestien ebenso. Er braucht bloß ein paar Sekunden, um seine geistigen Möglichkeiten zu aktivieren, um die Endogene Qual anzusetzen, um ...
Als Zerberoff allmählich in der Lage ist, klar zu denken, wird er sich der Feuchte in seinem linken Nacken bewusst. Flüssigkeit rinnt dort entlang zum Hals. Blut tropft zu Boden. Platsch. Platsch. Platsch.
Er spürt sonst nichts; nur ein seltsames Ziehen zwischen den Schulterblättern. Seine Sicht ist von unterschiedlichen Eindrücken überlagert. Er sieht mit vier Augen, dann wiederum nur mit einem. Übelkeit übermannt ihn, aus Zerbones Mund dringt grünliche Speichelflüssigkeit. Riecht es nach Fäkalien? Nach brennend heißem Öl? Nach Zarvinenblüten?
Die Narren, denkt er mit plötzlicher Klarheit, sie doktern an den Krallen herum ...
Sie wollen mich töten, ist der nächste klare Gedanke. Aber warum so umständlich? Sind sie an der Kralle interessiert und gar nicht an dir?
Die Verschmelzung im Singulären Intellekt ist ganz nahe. Eigentlich liegen die Geister von Zerbone und Aroff aufeinander, ineinander, miteinander. Doch sie sind nicht deckungsgleich. Eine geringfügige Unwucht in der geistigen Perspektive verhindert, dass der Dual seine Begabungen einsetzen kann ...
Er will Danton ansprechen. Ihn verfluchen, ihm Strafen androhen, ihn schmähen und ihn anbetteln. Nichts davon gelingt. Nicht einmal seine Münder gehorchen ihm. Er bringt nichts hervor, nur ein dumpfes, animalisches Grunzen.
Im Widerschein des blank polierten Bodens sieht er einen Terraner und eine Mikro-Bestie, die sich gemeinsam an einem stählernen medizinischen Instrument zu schaffen machen. Sie bringen es näher an Zerberoff heran. Das Gerät sieht wie eine Zange aus, und von den Spitzen träufelt schaumige Flüssigkeit.
Es ist so weit.
Der Tod kommt.
Und selbst wenn er die Operation überleben sollte: Ohne Kralle ist er nichts.
13.
Roi Danton
Beunruhigt sah er zu, wie sich der Dual gegen die Bewusstlosigkeit sträubte. Immer wieder bäumte das Geschöpf der Kolonnen-Anatomen sich auf, wollte zu geistiger Vereinigung seiner beiden Hälften finden.
Eine Sekunde klaren Denkens würde Zerberoff reichen, um die Mikro-Bestien und ihn zu töten.
Khiz Turagga kümmerte sich um eine Neujustierung des Betäubungsmittels. Durch Kanülen tröpfelte Flüssigkeit in beide Armbeugen des Duals.
Kathetersysteme sorgten dafür, dass nicht eine Seite zu viel und die andere zu wenig des Präparats abbekam. Katheter und Stants arbeiteten wie Schleusensysteme; die behandelnden Ärzte, zwei Terraner und Khiz Turagga, hielten sich so gut wie möglich an das Datenmaterial, das sie über den Metabolismus von Ganschkaren und
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