2483 - Die Nadel des Chaos
deiner Wunschwelt, die ich übernommen habe."
„Unsinn", sagte Sparks. „Ich bin deine Geliebte."
„Was?", entfuhr es ihm.
„Die Frau, die du erobern musst. Eine würdige Gegnerin, die du erst haben kannst, nachdem du sie bezwungen hast.
Etwas anderes als diese Betthäschen."
„Betthäschen?", echoten Arna und Oksa.
Atarin lachte erneut. „Vielleicht erinnere ich mich nur nicht an unser wirkliches gemeinsames Leben, falls wir eins hatten!" Doch diesmal klang seine Stimme brüchig. Er gestand sich ein, dass er dieser Frau gewisse ... Gefühle entgegenbrachte. Und sie blieben bestehen, wollten einfach nicht verschwinden. Es war nicht so, dass er ohne sie nicht mehr weiterleben konnte, aber ...
Es war auf jeden Fall falsch.
Was wusste sie schon? Darüber, was ihm fehlte? Was er suchte?
Er winkte mit der Waffe.
Astuin gab Sparks frei, trat von ihr zurück. „Nur noch zwanzig Sekunden", sagte er. Er klang verzweifelt. „Dann ist alles vorbei."
„Wenn das so ist", sagte Atarin und zog Sparks an sich.
Sie wehrte sich nicht. Fast, als wolle sie ihn mit der körperlichen Nähe ablenken.
„Meine Geliebte, eine Fremde", murmelte er. Es sollte nur ironisch klingen, tat es aber nicht.
„Ja", erwiderte sie leise.
Aber nein, das war es nicht. Er war wütend auf diese Frau, und sie hatte ihm übel mitgespielt. Diese Zuneigung musste ein Tagtraum sein oder eine Manipulation seiner Gefühle.
„Du hast mich schon immer gewollt", flüsterte sie. „Erinnerst du dich nicht?
Und jetzt kannst du mich haben ... Du hast mich besiegt ..."
Ja, da war etwas, doch die Erinnerung verblich schon wieder.
„Töte Astuin", fuhr sie fort.
„Ihr lasst mir keine Wahl", sagte er, bückte sich und hob einen der Kombistrahler auf. „Es ist lächerlich. Ihr wollt mich nur manipulieren. Aber wisst ihr was ... ihr habt recht."
In ihm breitete sich eine absolute Leere aus.
Erinnerungen kamen.
Er hatte es schon immer geahnt. Rutmer Vitkineff war tot, aber er hatte ihn zum zweiten und letzten Mal umgebracht.
Unter anderem er.
Wollte er nicht endgültig den Verstand verlieren, musste er es tun.
„Ich habe meine Entscheidung getroffen", sagte er. „Ich kann dich nicht töten, Astuin, und dich auch nicht, Sparks, weil ich dich vielleicht tatsächlich ... liebe. Oder zumindest mag. Aber ich weiß, wen ich töten muss, um diesem Irrsinn zu entkommen."
„Nein, tu es nicht!", rief Astuin.
Sparks versuchte, ihm die Waffe zu entwinden, doch sie war zu langsam.
Er richtete den Kombistrahler auf den Barkeeper und schoss. Der glutheiße Strahl umfächerte den Mann zwar, hatte jedoch keine weitere Wirkung. Als Atarin den Abzug vom Finger nahm, stand er unverletzt da.
Das war der letzte Beweis.
Atarin fluchte, hielt die Waffe an seinen Kopf und drückte erneut ab.
*
Und erinnerte sich, bevor der lichtschnelle Thermostrahl ihn traf. Erinnerte sich, obwohl eigentlich gar keine Zeit dazu blieb.
Er sah, wie Rutmer Vitkineff erwachte.
In seiner Hyperdim-Bucht, dachte er.
Er konnte nichts mit diesem Begriff verbinden, doch er war zutreffend, das wusste er.
Einen Augenblick lang war er eins mit Vitkineff.
Diese Narren!, dachte er. Sie haben meinen Avatar-Leib erschossen und meinem Bewusstsein einen großen Schock versetzt, aber das hilft ihnen überhaupt nichts. Wie konnten sie so dumm sein, mich auf diese Weise anzugreifen?
Es ist wahr, dachte Atarin überrascht.
Was sie behauptet haben, ist tatsächlich wahr.
Er hatte nur fliehen, dem zunehmenden, unerträglich werdenden Druck entgehen wollen. Er hatte nicht mehr leben können in einer Welt, die widersprüchlich und völlig inkohärent geworden war, in der seine Gedanken Purzelbäume schlugen und es keine Logik mehr gab. Doch nun ...
Vitkineffs Avatar-Körper war erloschen, aber er war unversehrt, wurde sich seiner selbst wieder bewusst, sammelte Energie.
Ein Signal.
Von Merlin Myhr.
„Wir haben ihn, und er ist noch schwach."
Atarin erlebte mit, wie Rutmer Vitkineff die unüberschaubare Anzahl an Prozessoren entdeckte, die sich um seine Hyperdim-Matrix versammelt hatten.
Sich umsah.
Pal Astuin.
Merlin Myhr.
Vanika Hoog.
Warding Atarin.
Patmur Derz.
Matheux Alan-Bari.
Sybel Bytter.
Wilbuntir Gilead.
Über hundert Prozessoren, die auf ihn einstürmten.
Und Vitkineff war gerade zum ersten Mal gestorben, stand noch unter Schock, konnte sich nicht wehren. Seine Verbindungen zu ESCHER wurden unbarmherzig durchschnitten, ein Gedanken-Datenstrom nach dem
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