2487 - Die String Legaten
sickerte Licht, sodass alles schattenlos erhellt wurde.
Der Erste Kybernetiker kniff das Auge halb zusammen und beschattete es mit der flachen Hand.
Aus der Ferne erklang das Knattern verdrängter Luft, die hinter einem dahinrasenden Objekt zusammenschlug. Offenbar sausten ein oder mehrere Transport-Shuttles durch diese gewaltige Verkehrsader, die sich durch zahlreiche TRAICOONS zog und sie miteinander verband.
Savoire musterte rasch das Display seines kleinen Orters, um seinen Begleiter notfalls warnen zu können. Was er sah, ließ ihn erleichtert aufatmen. Das Shuttle entfernte sich von ihrem Standpunkt.
Isokrain schaute sich um. Zwischen Kopf- und Körpersektion rieben die Chitinplatten aneinander; das Knarren hallte überlaut durch die Röhre und brach sich als dutzendfaches Echo. »Ich werde ein wenig Zeit benötigen, um mich zu orientieren. Halt du alles unter Beobachtung, Laurence. Wir brauchen keine unliebsamen Überraschungen.«
Um den Kosmitter nicht zu stören, schwieg Savoire. Allerdings fragte er sich, ob vorbeifahrende Feinde in einem Koffter sie überhaupt wahrnehmen würden.
Schließlich waren die beiden Eindringlinge nicht mehr als winzige Punkte in der gigantischen Weite - zumindest kam sich Savoire so vor. Außerdem hatte der Kybernetiker die Deflektorfunktion seines SERUNS aktiviert, und Isokrain konnte sich jederzeit unsichtbar machen, indem er die Existenzebene wechselte
Dennoch hielt er gehorsam den Blick auf das Display gerichtet, war es doch ganz in seinem Sinn, wachsam zu sein.
Die Ortungsergebnisse zeigten das Netz der Hauptverkehrsadern in weitem Umfeld, die sich im Abstand von einigen Kilometern stets rechtwinklig kreuzten und von denen zahllose kleinere Transportröhren abzweigten.
Die Ordnung und Systematik in einer so wichtigen Raumstation ihrer Feinde verblüffte den Kybernetiker immer wieder aufs Neue - mit Chaos im terranischen Verständnis hatte dies ebenso wenig zu tun wie die Hierarchie in der Terminalen Kolonne. Die kosmischen Mächte des Chaos hatten offenbar ihre eigenen Strukturen entwickelt; dies jedoch mit Ordnung im Sinne der Kosmokraten gleichzusetzen wäre eine fatale Vereinfachung.
Das Ortungsgerät gab ein Warnsignal von sich. Auf dem Display blinkte ein winziger Punkt; die Wiedergabe zoomte automatisch den entsprechenden Bereich näher.
Aus einem der Seitengänge schoss ein Gefährt heran, würde allerdings bei gleichbleibender Richtung den Quergang in etwa dreihundert Metern Entfernung passieren. Da es seine Fahrt nicht verlangsamte, blieb Savoire gelassen. Es stand wohl nicht zu befürchten, dass es abbog.
Der Kybernetiker glaubte seinen Augen nicht trauen zu können, als genau das geschah - mit geradezu halsbrecherischer Geschwindigkeit und in einem unmöglich anmutenden Winkel. Entweder besaß das Gefährt perfekte Absorber, oder die Insassen waren hart im Nehmen.
Zu Savoires Erleichterung flogen die Feinde zwar in ihre Verkehrsader, aber in die entgegengesetzte Richtung.
Trotz dieser Erleichterung machten die Weite der Röhre und die hell glänzende, völlig fugenlose Oberfläche Savoire nervös. Von Sekunde zu Sekunde kam er sich winziger und bedeutungsloser vor.
Nach einer subjektiven Ewigkeit wandte sich Isokrain um. »Wir können weiter. Noch zwei Teleportersprünge, und wir erreichen den ersten Knotenrechner. Hoffen wir, dass alles gut geht.«
Savoire streckte die Hände aus, fühlte die Kälte der Berührung. Die Röhre verschwand ...
... jedoch nur, um sich sofort wieder neu zu formen. Alles sah exakt genauso aus wie zuvor. Dasselbe glänzende Metall rundum, dasselbe blendende Licht, dieselbe Weite, derselbe Gestank.
Erst als er es erneut roch, fiel ihm auf, dass ihn dies schon die ganze Zeit über geekelt hatte. Wo es wohl herrührte? Gewiss nicht daher, dass das Material der Röhre rostete - es war zweifellos für die Ewigkeit gebaut und in bester Verfassung.
Unwillkürlich zuckte seine Hand zum Griff seines Strahlers. »Bist du wieder von einem dieser energetischen Sperrfelder zurückgestoßen worden? Glaubst du, dass es jemand bemerkt hat?«
Isokrain lachte leise. »Keine Angst. Wir befinden uns etwas mehr als dreihundert Kilometer von unserem letzten Standort entfernt.«
»Dreihundert Kilometer von ...« Der Kybernetiker brach ab. Es war nicht gerade die intelligenteste Äußerung, Isokrains Worte zu wiederholen. »Besonders abwechslungsreich kann man das Design der Verkehrsadern nicht gerade nennen.«
Die rechte Armschere seines
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