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25 - Ardistan und Dschinnistan II

25 - Ardistan und Dschinnistan II

Titel: 25 - Ardistan und Dschinnistan II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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geleistet, als früher in langen
Jahren!“
    „So bitte ich dich, schlafe ein! Es ist genug, daß ich die Nacht
durchwache. Ich wünsche nicht, daß auch du um meinetwillen um deine
Ruhe kommst. Sagen wir also: Gute Nacht!“
    „Gute Nacht!“
    Nach diesen Worten drehte ich mich auf die andere Seite und schloß
die Augen. Wie froh ich war! Ich hatte wohl gewußt, wieviel ich wagte,
als ich so geradeheraus und ohne alle Schminke ihm meine Meinung sagte;
aber er war kein Argentan- oder Talmimensch, sondern von echten,
reinem, innerlich kerngesunden Material, welches durch das Hämmern nur
veredelt und gefestigt, nicht aber versprödet und verschlechtert werden
konnte. Er hatte die Probe bestanden, und ich durfte nun voller
Hoffnung sein, daß er es nicht hierbei bewenden lasse, sondern sich
vollends aus sich selbst heraus- und emporarbeiten werde. Dieser
Gedanke beruhigte mich derart, daß ich sehr bald einschlief und der
allerletzte war, der dann am Morgen erwachte.
    Am zweiten Tage unseres Ritts zeigte die Gegend, durch welche wir
kamen, nach und nach ein ganz anderes, für mich hochinteressantes
Gesicht. Sie belebte sich. Indem ich mich in dieser Weise ausdrücke,
mache ich mich eigentlich eines logischen Widerspruchs schuldig, denn
sie belebte sich mit – Leichen. Wir stießen nämlich, erst selten,
bald aber mehr und mehr auf Spuren, die uns verrieten, daß diese
abschreckende Öde einst bewohnt gewesen war. Wir erblickten
Häuserleichen, die entweder einzeln oder auch in kleineren Gruppen,
zuweilen aber auch in ganzen, ausgestorbenen Dörfern an unserem Weg
lagen. Da, wo sie in größerer Menge zu sehen waren, zeigte es sich
immer, daß es früher hier einen Bach, ein Flüßchen oder sonst ein
fließendes oder auch nur stehendes Wasser gegeben hatte. Diese Leichen
waren entweder nur teilweise oder auch ganz erhalten. Wir sahen
zahlreiche Steinbrüche liegen, die ein äußerst dauerhaftes,
widerstandsfähiges Material geliefert hatten. Die Ortschaften mit ihren
steinernen Häusermauern und aus unzerstörbarem Lehm geschlagenen,
platten Dächern besaßen oft ein Aussehen, als ob sie nicht schon vor
Jahrhunderten, sondern erst vor kurzer Zeit von ihren Bewohnern
verlassen worden seien. Die lange Dauer ihres Verlassenseins wurde dem
Beschauer erst dann klar, wenn er stunden- und immer wieder stundenlang
sich vergeblich bemühte, einen Baum, einen Strauch, ein Kraut oder auch
nur einen einzigen Grashalm zu entdecken. Freilich, Bäume gab es gar
wohl, in den einstigen Gärten, an den früheren Wegen, die man jetzt nur
noch vermuten, nicht aber mehr sehen konnte; aber sie waren eben auch
nur Leichen. Es machte einen unendlich traurigen, oft grauenhaften,
sogar gespenstigen Eindruck, die übriggebliebenen, bleichen Skelette
dieser Bäume, zuweilen auch Sträucher, stehen zu sehen. Sie waren ihrer
Rinde vollständig beraubt, von den Stürmen zerknickt und zerknackt, und
schrien ein Ach und Weh zum Himmel empor, welches um so tiefer und
niederdrückender wirkte, als man es nicht zu hören vermochte. Ein
unbeschreibliches Gefühl empfand man bei dem Anblick der Überreste, die
uns ohne Schale, Blatt oder Nadel schon von weitem in lebloser
Nacktheit entgegenstarrten, fast möchte ich sagen, entgegengrinsten.
Nur wenige vorüberkommende Menschen waren da halten geblieben, um sich
das Material zu einem Lagerfeuer abzubrechen; ein jeder hatte sich
beeilt, diese Stätten des Grauens so bald wie möglich hinter sich zu
bringen. So auch wir.
    Der Mir wußte in dieser eigenartigen Gegend, die eigentlich ein
ununterbrochener Gottesacker von Baum- und Häuserleichen war, sehr gut
Bescheid. Ich habe ja bereits erwähnt, daß er in seinen Jugendjahren
mit seinem Erzieher und Begleiter die ‚Stadt der Toten‘ und ihre
Umgebung oft durchstrichen hatte, um sie kennenzulernen. Er hielt sich
heute nicht mehr hinten und allein für sich, sondern er kam zu mir nach
vorn und sonderte mich von Halef und dem ‚Panther‘ ab, um sich mit mir
zu unterhalten. Das geschah natürlich in solcher Entfernung von dem
letzteren, daß dieser nicht hören konnte, was wir miteinander sprachen.
Ich erfuhr, wie die verlassenen Ortschaften hießen, wohin die
unsichtbar gewordenen Wege führten, was die einstigen Bewohner erlebt
und getrieben hatten, und alles andere, was der Herrscher über diese
Dinge wußte. Er beschrieb mir auch die ‚Stadt der Toten‘ selbst, doch
unterlasse ich es, seine Schilderung, weil sie weit über den Rahmen
meiner

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