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25 - Ardistan und Dschinnistan II

25 - Ardistan und Dschinnistan II

Titel: 25 - Ardistan und Dschinnistan II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Sterne gehören an einen Baum?“
    „Je nach der Wohlhabenheit, zehn, zwanzig, dreißig, fünfzig und wohl auch noch mehr.“
    „Wunder Gottes! Das werden ja auch Hunderttausende! Ob ich wohl auch die zusammenkleben und backen lassen und dann verkaufen kann?“
    „Gewiß! Es ist auf jeden Fall besser, daß diese ganze Produktion sich in einer einzigen, kräftigen Hand befindet, die mehr und Besseres leistet als alle andern ungeübten und unzuverlässigen Leute. Ich freue mich darüber, daß du dich für diese Sache interessierst. Du ersiehst hieraus, wie leicht es für einen intelligenten Menschen ist, sich Einnahmequellen zu erschließen, die andern verborgen bleiben. Solche kluge Leute bezeichnet man bei uns als Finanzgenies.“
    „Finanzgenie!“ lächelte er geschmeichelt. „Die Hauptsache ist, daß du genau weißt, wie man solche Engel bäckt und solche Sterne leimt!“
    „Ich weiß es.“
    „Und willst du mir auch das besorgen?“
    „Ja. Doch stelle ich die Bedingung, daß ich in allem freie Hand behalte und auch die Preise zu bestimmen habe!“
    „Das versteht sich ganz von selbst! Du bist nicht nur ein wohlwollender, sondern auch ein kluger Mann und wirst ebenso auf meinen eigenen Vorteil wie auf den der Käufer sehen. Ich ernenne dich zu meinem Weihnachtsengel und –“
    „Mich auch!“ bat Halef, ihn mit lachendem Gesicht unterbrechend.
    „Ja, auch dich!“ nickte der Mir. „Ich ernenne dich zum Kommandanten der Engelschar, die in allen Straßen der Stadt und ihrer Umgebung einen Probebaum herumzuzeigen und den Leuten zu verkündigen hat, daß Weihnacht kommen soll.“
    „So müssen wir heut nicht nur einen Baum, sondern mehrere mit heimnehmen, die sofort zu schmücken sind, damit kein Tag der Vorbereitung unbenutzt vorübergeht!“
    „So viele du willst. Meine Ussul werden dir dabei behilflich sein.“
    „Deine Ussul? Welche?“
    „Das fragst du mich? Ihr seid doch bei Amihn, dem Scheik der Ussul, gewesen und habt von ihm gewiß erfahren, daß ich eine ganz besondere, persönliche Leibgarde habe, die aus fünfhundert der riesigsten Ussul besteht. Dem Obersten an ihrer Spitze waren zwei Söhne Amihns und Taldschas beigestellt. Als ich dem Mir von Dschinnistan den Krieg erklärte, weigerten sich diese drei, nämlich der Oberst und die Prinzen, mir zu gehorchen, weil ihr Vater mit dem Herrscher von Dschinnistan befreundet sei und niemals gegen ihn kämpfen werde. Da habe ich sie, nämlich diese drei, nach der ‚Stadt der Toten‘ geschickt, damit sie sich dort entweder eines Bessern besinnen oder sterben. Die fünfhundert aber habe ich von mir entfernt und aus der Stadt verbannt. Sie hausen in alten Gebäuden, die aus der Zeit meiner Urväter stammen und als Strafkasernen benutzt worden sind. Zu ihnen reiten wir jetzt. Sie haben sich allezeit als treu erwiesen. Die Wache aber, die ich an ihre Stelle setzte, hat mich heut töten wollen. Wie werden sich die Verbannten freuen, von mir in eigener Person abgeholt und zur Stadt zurückgeführt zu werden! Indem ich ihnen die Bewachung des Schlosses wieder anvertraue, erreiche ich zwei Absichten zu gleicher Zeit, nämlich ich mache gut, was falsch und unklug war, und ersetze die Mörder durch ehrliche Leute, auf die ich mich verlassen kann. Ich habe den Basch Islami laufenlassen und darf also auch nach keinem mit ihm Einverstandenen fassen; aber du wirst sehen, wie schnell die Verschworenen aus der Hauptstadt verschwinden. Wenn sie es nicht selbst tun, so helfe ich nach. Die Rückkehr der Ussul an die Stelle der jetzigen Wache wird ihnen Wink und Warnung sein.“
    „Und der Oberst der Ussul? Und die beiden Prinzen?“ fragte ich.
    Da hielt er sein Pferd an und rief aus:
    „Ja, diese, diese! Maschallah! Das habe ich mir noch gar nicht klargemacht! Wenn ich meine Leibwache zurückhole, kann ich doch ihre obersten Gebieter, die mir gar nichts getan haben, unmöglich ins –“
    Er hielt mitten im Satz inne, machte ein Gesicht, welches keineswegs geistreich war, schüttelte den Kopf und fuhr dann fort:
    „Was ist denn das mit euch beiden? Ihr schlagt und besiegt mich doch auf Schritt und Tritt? Und das sonderbarste ist, daß ihr gar nichts dabei tut, sondern daß ich gezwungen bin, euch selbst entgegenzukommen! Erst mußte ich euch verraten, daß diese Gefangenen überhaupt noch leben. Dann sagtet ihr mir offen, daß ihr gehen würdet, sie zu befreien. Und nun erweist sich das als gar nicht nötig weil ich sie selbst befreien muß; ich kann ja gar

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