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25 Stunden

25 Stunden

Titel: 25 Stunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Benioff
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ausraubten, sugar men . Dealer waren beliebte Opfer, sie schleppten kiloweise Geld mit sich herum und riefen nie die Polizei, wenn man sie ausnahm. Mit Kostya hatte Monty einen Leibwächter; allein seine Gegenwart wirkte schon einschüchternd.
    Sie waren zu Billy Marrs Wohnung in Chelsea gefahren. Monty lehnte sich im Flur an die Wand und sah Kostya dabei zu, wie er an die Tür klopfte und die Klingel drückte und leise vor sich hin fluchte. Nach fünf Minuten Geklingel und Geklopfe ließ ein Mädchen, das Monty auf achtzehn schätzte, sie schließlich ein in eine Riesen-Fabriketage mit Betonböden und sieben Meter hohen Decken. Die Kleine hatte einen Morgenmantel aus schwarzer Seide an, der hinten mit einem chinesischen Drachen bestickt war; ein grünes Handtuch war um ihren Kopf gewickelt. Sie führte sie zu einer Sitzecke und verschwand, ohne ein Wort zu sagen. Sämtliche Möbel waren weiß. Über dem Kamin hingen drei mit Silberstift gezeichnete Frauenakte. Auf dem einen Sofa hingen drei dünne junge Männer herum, jeder eine große Flasche Bier im Schoß. Sie sahen Monty und Kostya kurz an und wandten sich dann wieder dem Fernseher zu, der einen Videozusammenschnitt von Flugzeugabstürzen zeigte: zwei Propellermaschinen, die über einer Rollbahn kollidierten; ein Kampfflugzeug, das in die Nase einer Transportmaschine krachte; ein Mann, dessen Fallschirm nicht aufgehen wollte, während er fiel und fiel und fiel. Die Kamera sah ihm vom Boden aus zu: Erst war der Mann nur ein kleiner Fleck am Himmel, dann wurde er größer und größer, bis in der Sekunde vor dem Aufschlag ganz groß und deutlich sein aufgerissener Mund zu sehen war. Der Mann schlug so hart auf den Wüstenboden auf, dass er wieder hochprallte.
    »Autsch«, sagte Kostya. »Weiß von euch einer, wo Billy Marr ist?«
    »Und wer seid ihr?«, fragte der eine Dünne, ohne den Blick vom Fernseher abzuwenden.
    »Er hat uns angerufen«, sagte Monty. »Wir sind Freunde von Uncle Blue.«
    Die Kleine in dem Morgenmantel war wieder aufgetaucht, sie schälte eine Mandarine. Der Frotteeturban war verschwunden. Sie hatte kurze, aschblonde Haare. »Hey«, sagte sie, »der sugar man.«
    »Klasse«, meinte der Dünne und setzte sich auf. »Billy ist nicht da, Mann. Wir können so lange für ihn darauf aufpassen.«
    Monty ignorierte ihn und wandte sich an die Kleine. »Uncle hat gesagt, wir sollen uns mit Billy treffen. Weißt du, wann er wieder da ist?«
    »Er ist den ganzen Abend unterwegs«, sagte sie, ließ die Schalen auf den Boden fallen und brach die Mandarine durch. »Um wie viel gehfs denn? Gianni, habt ihr Geld dabei?«
    Die drei jungen Männer machten eine halbherzige Anstrengung, in ihren Hosentaschen zu wühlen.
    »Zwölftausend Dollar«, sagte Monty. Die drei jungen Männer hörten mit ihrer Suche auf.
    Die Kleine zuckte die Schultern. Bei dieser Bewegung ging das V ihres Morgenmantels weiter auf, und Monty bekam ein bisschen weiße Brust zu sehen. Er sah ihr wieder in die gelangweilten blauen Augen. Er wollte, dass die Kleine ihm ein Stück Mandarine anbot, aber das tat sie nicht.
    »Warum lasst ihr es nicht einfach für ihn hier?«, sagte sie. »Auf ihn ist Verlass. Ist immerhin Billy Marr.«
    Kostya lachte. »Auf gar keinen Fall.«
    Sie spuckte einen Kern aus und ging Richtung Nebenzimmer. »Wenn ihr einen Moment wartet, mach ich ein paar Anrufe. Irgendwo wird er ja stecken.«
    Es lief darauf hinaus, dass sie eine Stunde warteten. Gianni und seine Freunde zogen sich in ein anderes Zimmer zurück, und sie schnappten sich das Sofa. Kostya legte einen Arm um Montys Schultern und flüsterte dem Jüngeren ins Ohr: »Sehr dumm, was du gemacht hast.«
    Monty konnte die Minze von Kostyas Mundwasser riechen und darunter Knoblauch. »Was hab ich denn gemacht?«
    »Wir kennen diese Leute nicht, und du sagst ihnen: ›Zwölftausend Dollar. Du sagst ihnen: ›Wir sind Freunde von Uncle.‹ Du hast sie noch nie gesehen, und du sagst ihnen, was wir machen. Sehr dumm. Arsch mich nicht an, hörst du? Du weißt, dass ich schon zwei Mal drin gewesen bin. Ich will nicht den Rest meines Lebens in Gefängniswäscherei arbeiten.«
    Sie sahen zu, wie ein Drachenflieger in Mexiko in eine Bergwand krachte, ein Hubschrauber in einen Fluss stürzte, einem Militärtransporter bei der Landung der Vorderreifen platzte und das Ding auf der Nase in einen Hangar rutschte.
    »Herr im Himmel«, sagte Kostya. »Wer guckt sich so was an?«
    Schließlich erschien die Kleine wieder, in

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