25 Stunden
schwarzen Nylon-Sportsachen und Basketballschuhen.
»Er hat gerade angerufen, er ist im Pierre. Habt ihr ein Auto? Ich kann euch die Zimmemummer geben.«
»Wir haben ein Auto«, sagte Kostya und stand auf. »Dann mal auf zu Mister Movie Star.«
Als sie vor Billy Marrs Zimmer im vierten Stock des Pierre Hotels ankamen, wurde die Tür von einem Wagen des Zimmerservice offen gehalten. Ein gänzlich unversehrter Hummer lag auf einem Algenbett, der eine leblose Fühler in eine Schale mit geschmolzener und wieder erstarrter Butter gesackt.
»Arme Sau«, sagte Kostya. »Völlig umsonst gestorben.«
Sie schoben den Wagen in den Flur und machten die Tür hinter sich zu. Drinnen war es dunkel. Billy Marr stand beim Fenster, rauchte eine Zigarette und sah sich den nächtlichen Verkehr auf der Fifth Avenue an. Er trug ein weißes T-Shirt und schwarze Jeans. Er war in Montys Alter, schlank und feingliedrig und berühmt für ein Lächeln, bei dem die Frauen alles vergaßen. Aber in der Dunkelheit sah er nichts sagend aus, ein schmaler Schatten. Er wandte sich um und winkte seine Besucher näher.
»Ihr seid von hier?«
»New York?«, fragte Monty.
Billy Marr lachte. »Dass ihr nicht vom Pierre Hotel seid, hab ich mir schon gedacht.«
»Ich bin aus Ukraine«, sagte Kostya. »Mein Freund, er ist aus New York.«
»Wo ist das Dakota?«, fragte der Schauspieler und zeigte zum Fenster.
Monty zeigte auf eine Reihe Gebäude am anderen Ende des dunklen Central Parks. »Da drüben. Wo genau, weiß ich nicht.«
»Da hat John Lennon gewohnt, zusammen mit Yoko Ono. Da ist er erschossen worden. Ich will da morgen mit meiner Freundin hin. John Lennon war ein Gott.«
Toller Gott, dachte Monty, der sich in seinem eigenen Block über den Haufen schießen lässt.
»Hört zu, Brüder«, sagte Billy Marr. »Ich fall jeden Moment um. Vor zehn Stunden war ich noch in London am Saufen.«
»Wir sind so weit, wenn Sie es sind«, sagte Kostya und lächelte. Seine falschen Vorderzähne leuchteten unnatürlich weiß.
Billy Marr starrte sie für einen Moment an, dann lachte er. »Ach klar, das Geld. Mein Gehirn ist immer noch in England.« Er zog seine Brieftasche aus der Gesäßtasche und holte einen Scheck heraus.
Nun war es an Kostya zu lachen. »Wir nehmen keine Schecks, Mr. Marr.«
»Ihr macht Witze.« Der Schauspieler runzelte die Stirn. »In LA bezahl ich immer mit Scheck.«
Kostya zuckte die Schultern. »Aber uns nicht, bitte.«
»Ihr denkt, er wäre nicht gedeckt? Ich wisch mir den Arsch ab mit Zwölftausend-Dollar-Schecks.«
»Wir nehmen American Express«, sagte Monty.
»Im Emst?«
»Nein, nicht im Emst. Wir haben uns drei Stunden lang den Arsch aufgerissen, um dich aufzutreiben. Was soll das?«
»Ruhig bleiben«, sagte Kostya und legte Monty eine schwere Hand auf die Schulter.
»Weißt du, wer ich bin?«, fragte der Schauspieler und sah Monty aus zusammengekniffenen Augen an. »Weißt du, mit wem du es zu tun hast. Ich bin Billy Marr.«
»Und ich bin Montgomery Brogan.«
»Ja, klasse. Hört zu«, sagte der Schauspieler zu Kostya. »Geld ist kein Thema. Falls es hier ein Problem gibt, vielleicht gibt's ja eins, vielleicht ist das eine Vertrauenssache, aber Geld ist kein Thema.«
»Das Thema«, sagte Kostya, »ist Geld.«
Billy Marr atmete geräuschvoll aus, dann stieß er Monty seinen Zeigefinger in die Brust. »Ich will dir mal was zeigen, Bruder. Komm mit.«
Kostya ließ Montys Schulter los, und die drei gingen zu einer Seitentür, die das Wohnzimmer mit dem Schlafzimmer verband. »Dass ihr mir ja leise seid«, sagte der Schauspieler und schob die Tür auf.
Der Fernseher war an und goss sein blaues Licht über ein Vierpfostenbett: weiße Laken, Chintz-Federbett, schlafende Frau auf der Seite. Billy Marr ging auf Zehenspitzen zu ihr und sah ihr ins Gesicht. Langsam, langsam zog er ihr das Laken vom Körper, entblößte sie in ihrer schlafenden Nacktheit.
Sie war sehr schön, ihr Gesicht sah in dem Licht sehr zart aus. Ihr Brustkorb hob und senkte sich. Monty hatte das Gefühl, es wäre besser wegzuschauen, aber er schaute trotzdem hin: Er betrachtete ihre Schenkel, den Übergang zur Hüfte, ihre Brüste, die halb von einem Arm verborgen waren, ihren Mund, dessen Lippen leicht geöffnet waren, als wollte sie in dem Traum, den sie vielleicht gerade träumte, etwas sagen. Billy Marr lächelte Monty und Kostya an. Monty wandte sich ab und verließ das Schlafzimmer.
Kostya folgte ihm eine Minute später, kopfschüttelnd.
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