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25 Stunden

25 Stunden

Titel: 25 Stunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Benioff
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Er trat ganz dicht an Monty heran und flüsterte: »Sie sieht aus wie meine Cousine Zoya. Ich hab dir Fotos gezeigt, nicht? Meine erste Liebe, Zoya. Sie hat einen Arm verloren, war schlimmer Unfall, sehr schlimm. In Fabrik. Aber sie ist immer noch schön. Nur ein Arm, aber schön.«
    »Das ist Cassie Whitelaw.«
    »Wer?«
    »Cassie Whitelaw. Aus dem Fernsehen. Sag bloß, du kennst sie nicht! St. James Infirmary?«
    »Der Song von Louis Armstrong?«
    »Nein, das ist eine Fernsehserie. Sie ist eine Krankenschwester; sie ist in einen der Ärzte verliebt.«
    »Hey«, sagte Billy Marr und schloss leise die Schlafzimmertür hinter sich. »Seht ihr, was mich erwartet, Jungs?«
    »Deine Freundin?«, fragte Kostya.
    »Zwölftausend Dollar sind ein Klacks für mich«, sagte Billy Marr. »Wenn ihr versteht, was ich meine.«
    »Nein«, sagte Kostya. »Bis jetzt nicht.«
    »Ich meine Folgendes: Nehmt das Zeug nicht einfach wieder mit. Jede Seite hat was, das die andere gern haben möchte. Oder liege ich da falsch?«
    Kostya runzelte die Stirn und sah zu der geschlossenen Zwischentür. »Sie ist Nutte? Sie ist schön, ja, aber niemand ist zwölftausend Dollar schön.«
    »Nein«, sagte der Schauspieler. »Ich geb euch das Geld morgen. Das ist sozusagen eine Anzahlung. Sie ist eine Freundin von mir. Ich sag ihr, dass ihr alte Kumpels von mir seid; dann ist sie nett zu euch. Sie ist keine Nutte, sie ist eine Scheiß-Schauspielerin. Sie amüsiert sich gern. Na, wie sieht7 s aus? Abgemacht?«
    Monty spuckte aus. »Du kleiner Wichser«, sagte er, »hier Cassie Whitelaws Arsch zu verhökern.«
    »Hast du sie noch alle? Scheiße, weißt du überhaupt, mit wem du es zu tun hast?«
    »Mit einem kleinen Wichser, der kein Geld hat und in schlechten Filmen mitspielt.«
    Billy Marr ballte die Fäuste und trat vor Monty hin. Monty stand da, und der Schauspieler blieb plötzlich stehen und lachte. »Das ist doch hirnlos. Du bist ein Nichts, Mann. Du bist ein popeliger kleiner Dealer, der sich irgendeinen russischen Schläger als Leibwächter mitgebracht hat.«
    »Ukrainischen«, sagte Kostya.
    »Morgen früh flieg ich nach LA und werde am Flughafen mit einer Limousine abgeholt. Morgen Nachmittag werde ich an meinem Pool in der Sonne sitzen und Champagner schlürfen, und du wirst an der Ecke stehen und irgendwelchen Teenagern deinen Dreck verkaufen. Das ist dein Leben. Du bist Geschichte. Den nächsten Film mit mir schaust du dir im Gefängnis an. Irgendein Dreihundert-Pfund-Nigger wird dir sein Ding in den Arsch rammen, und du wirst mein Gesicht im Fernsehen sehen, und ich werde mir einen grinsen, du Sackgesicht; lachen werd ich.«
    »Außer ich knall dich ab heute Abend«, sagte Kostya.
    Billy Marr sah den großen Mann an und blinzelte. »Hey«, sagte er. »Schon gut, hey. Das ist nicht so gut gelaufen heute Abend, stimmt's? Wir haben's richtig vermasselt, aber jetzt, wo wir Bescheid wissen, wird uns das nicht noch mal passieren. Stimmt's?«
    »Mein Freund hier knallt gern Leute ab, mit denen es nicht so gut läuft«, sagte Monty. »Das macht man so in der Ukraine.«
    Billy Marr schwieg für einen Moment. Kostya hatte eine Hand in die Manteltasche gesteckt, und der Schauspieler starrte auf die Manteltasche und schüttelte den Kopf. »Ich geh ins Bett, ja? Ich geh ins Bett, ich geh schlafen, und morgen haben wir die ganze Sache vergessen. Ja?« Er schob die Zwischentür auf und schlüpfte hindurch, machte sie zu und schloss hinter sich ab.
    Als Kostya und Monty das Zimmer verließen, nahm Kostya den Hummer vom Servierwagen. Er versuchte ihn sich in die Manteltasche zu stecken, aber der Hummer war zu groß. Also trug er ihn in der Hand, während sie mit dem Fahrstuhl nach unten fuhren, während sie durch die Halle gingen, während der Hausdiener den Wagen holte.
    »Hallo, wie geht's?«, fragte Kostya und schüttelte dem Hummer die Schere. »Ja ja, dieser Filmstar hat dich verarscht, ich weiß. Uns auch. Aber diese Frau, die war schön. Wenn du diese Frau gesehen hättest, ach, du wärst glücklich gestorben.«
    Der Hausdiener fuhr mit Montys Corvette vor, und Monty gab ihm zehn Dollar Trinkgeld.
    Ein Jahr darauf überfuhr Billy Marr die schöne Cassie Whitelaw und zermalmte ihr beide Beine, als sie ihm nach einer achtzehnstündigen Sauftour die Wagenschlüssel wegzunehmen versuchte. In der Folge musste er eine sechsmonatige Haftstrafe verbüßen, zwei Monate davon in einem nordkalifomischen Rehabilitationszentrum mit heißen Bädern und

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