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25 Stunden

25 Stunden

Titel: 25 Stunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Benioff
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dreht er sich um, packt das Geländer und schwingt sich auf die Uferpromenade zurück, rutscht auf dem Schnee aus. Slattery bekommt ihn um die Taille zu fassen und hält ihn aufrecht, Doyle bellt, Jakob stößt die Luft aus.
    »Ich geh da nicht so rein«, sagt Monty wieder und schiebt Slattery weg. »Die brauchen mich bloß zu sehen, und schon bin ich erledigt. Du musst mir helfen, Frank.«
    »Sag mir wie«, sagt Slattery verwirrt.
    Monty pfeift, und Doyle springt auf und rennt zu ihm, wedelt mit dem Stummelschwanz, die Schnauze voller Schnee. Monty hakt die Leine ins Halsband und bindet sie mit einem Doppelknoten am Geländer fest.
    »Mach mich hässlich«, sagt Monty.
    Slattery und Jakob sehen einander an.
    »Du hast es selbst gesagt«, sagt Monty. »Alles, was ich brauche.« Er knöpft seinen Mantel auf und legt ihn sorgfältig über das Geländer.
    Slattery schüttelt den Kopf. »Das kann ich nicht. Wie stellst du dir das vor? Ich hau dir ein blaues Auge, und die lassen dich in Ruhe? Das ändert doch nichts.«
    »Du denkst, ich verdien's nicht anders, stimmt's? Ich hab's versaut, stimmt's? Das denkst du doch - ich hab eine anständige Chance gehabt und hab's versaut. Stimmt's?«
    Slattery schüttelt immer noch den Kopf. Er weicht vor Monty zurück. »Ich kann dich doch nicht verprügeln.«
    Monty steht da, die Füße auseinander, die Arme vor der Brust gekreuzt. Er sieht kleiner aus ohne seinen Mantel, der schwarze Wollpulli macht ihn kleiner. »Klar kannst du das. Und du willst es auch, jedenfalls ein bisschen. Seit Jahren schon.«
    »Ich mach das nicht.«
    »Du willst es«, sagt Monty und geht auf ihn zu. »Komm schon, Frank. Hast du Schiss?«
    Slattery hebt die Hände, Handflächen nach vom. »Hör zu...«
    »Wovor hast du Schiss, Frank? Dass ich zurückschlage? Hast du Angst, dass ich durchdrehe und zurückschlage? Das wäre echt peinlich, was? Wenn ein kräftiger Kerl wie du auf einmal Prügel bezieht.«
    »Hey, komm«, sagt Jakob. »Das ist doch irre.«
    Monty dreht sich zu Jakob um und zeigt mit dem behandschuhten Finger auf ihn. »Wer redet denn mit dir? Wer redet denn mit dir, verdammt?«
    »Schluss mit dem Quatsch«, sagt Slattery. »Hörst du? Schluss mit dem Quatsch. Gehen wir lieber was frühstücken.«
    »Läuft doch alles ganz prima für dich, stimmt7s, Frank? Richtig klasse. Du kümmerst dich ein bisschen um Naturelle, sobald ich drin bin, stimmt's? Schaust mal, ob's ihr gut geht, nicht?«
    »Was?«
    »Meinst du, sie weiß nicht, dass du total auf sie abfährst? Du bist eine Witzfigur, Mann, du sabberst ihr die ganze Zeit hinterher, als wärst du ein Hund, der ihr am Arsch rumschnüffelt. Sie lacht über dich, Frank. Du bist eine Witzfigur, eine alte Witzfigur, über die keiner mehr lachen kann. Sie ist nicht einmal mehr geschmeichelt, so lange läuft das jetzt schon.«
    »Na schön«, sagt Slattery leise. »Na schön.« Er dreht sich steif um und stapft davon.
    »Hey, komm«, flüstert Jakob. »Hey, komm, Monty, was soll das? Sag ihm, dass du das nicht ernst meinst.«
    Monty wirbelt herum und schlägt Jakob kräftig ins Gesicht, das Krachen von behandschuhten Knöcheln auf Wangenknochen hallt über die leere Promenade. Jakob fällt gegen das Geländer zurück, hält sich das Gesicht.
    »Monty ...«, keucht er.
    Monty tritt näher und boxt Jakob noch einmal, diesmal in den Bauch, und Jakob fällt auf die Knie, keucht. Er bedeckt das Gesicht mit den Händen, um sich zu schützen, dann hört er ein gewaltiges Ächzen, hört zwei Körper in den Schnee krachen. Er sieht auf. Slattery hat Monty aufs Kreuz geworfen, hat ihn am Boden festgenagelt. Slattery hält Monty mit der linken Hand bei der Kehle gepackt und treibt ihm die rechte Faust ins Gesicht, wieder und wieder und wieder und wieder und wieder.
    Doyle heult, versucht Slattery anzuspringen, wird aber immer wieder von der Leine zurückgerissen. Er zieht wie der Teufel, mit gefletschten Lefzen. Die Muskeln an seinen Hinterbeinen treten hervor, aber sein Herrchen ist einen Meter zu weit weg. Er gibt nicht auf, versucht immer wieder Slattery anzuspringen, wird immer wieder zurückgerissen.
    Jakob berührt seine brennende Wange und besieht sich seine Finger: kein Blut. Slattery schlägt immer noch auf Monty ein, die Schläge klingen allmählich feucht, und Monty hört auf, sich unter ihm zu winden.
    »Frank«, sagt Jakob und zieht sich am Geländer hoch. »Frank.«
    Das Blut um Montys Kopf herum, es dampft und schmilzt sich durch den Schnee. Das

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