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250 - Rückkehr nach Euree

250 - Rückkehr nach Euree

Titel: 250 - Rückkehr nach Euree Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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nahe der Westminster Bridge huschten. Ihr Gros stürmte den Kuppeleingang, ein Teil fiel über die Wächter auf der Brücke her. Kurz darauf sahen die frierenden Menschen in der Hochhausruine auch Umrisse von Taratzen unten auf dem Eis der Themse. Auf der Brücke erloschen nach und nach sämtliche Fackeln, Geschrei erhob sich dort, Leiber stürzten über das Geländer hinunter in den Schnee. Dort fielen Taratzen über die verwundeten Lords her.
    »Ich habe es nicht geglaubt…« Wie gebannt starrte Eve Neuf-Deville durch den Feldstecher. »Niemals hätte ich es für möglich gehalten…« Ein Strom dunkler Leiber ergoss sich auf der anderen Seite des Flusses in die Kuppel, man hörte Schreie und das Geräusch von Pfeilen und Speeren, die von innen gegen die Glaskuppel prallten, dazu das Fauchen der Taratzen.
    Alle waren fassungslos. »Jede andere Frau, die sich in ein Taratzennest gewagt hätte, wäre von den Biestern geschändet und gefressen worden«, flüsterte Cinderella Loomer. »Diese Traysi muss wirklich eine Hexe sein…«
    »Reden Sie keinen Unsinn, Loomer!« Sir Leonard stand auf und hängte sein Nachtglas um den Hals. »Es gibt keine Hexen.« Er zog sein Schwert. »Machen wir uns auf den Weg zu unserem Vorposten.« Er sprach von Dubliner jr., der auf vorgeschobener Stellung ausharrte. »Möglicherweise hat Traysi schon Kontakt mit ihm aufgenommen.«
    Sie kletterten die halb zerfallene Treppe hinunter und schlichen zur Brücke. Dort fanden sie Dubliner umringt von dreizehn Taratzen. Traysi war bei ihm, sie hielt ihn an den Händen fest und redete eindringlich mit ihm.
    »Siehst du, Sir Leonard?« Sie wandte sich an den Prime, als sie ihn in der Dunkelheit erkannte. »Ich habe Wort gehalten!« Mit theatralischer Geste deutete sie zur anderen Seite der Brücke und zur Kuppel. »Der Kampf war kurz und heftig. Die Rotten des Taratzenkönigs besetzen gerade ihre Kuppel, und für euch ist der Weg zur unterirdischen Stadt frei!«
    »Und die Taratzen werden uns nicht angreifen?«, fragte die Loomer misstrauisch.
    »Hrrney hat ihnen befohlen, euch zu respektieren. Sie werden sich hüten, seinen Befehlen zu trotzen. Außerdem werde ich euch mit meiner Eskorte bis zum Eingang zur unterirdischen Stadt begleiten.«
    Die Taratzen schafften die Schlitten herbei. Auf einem saßen Sir Ibrahim und Sarah Kucholsky. »Und noch eines«, sagte Traysi, bevor sie zu Dubliner auf den Schlitten stieg. »Seht nicht so genau hin, wenn ihr gleich an den Taratzen und ihren Gefangenen vorbeikommt. Die Pelze haben ihre… ganz eigenen Sitten im Umgang mit Gefangenen.«
    Sie fuhren los. »Was heißt das: ›Die Taratzen besetzen ihre Kuppel‹?«, wollte Valery Heath wissen, die mit zu Gabriel und Neuf-Deville auf den Schlitten geklettert war. »Seit wann gehört die Schutzkuppel denn den Taratzen?«
    »Seit ihrem Sieg über die Lords, Lady Valery«, entgegnete Sir Leonard knapp und ohne die ehemalige Londoner Octavian für Außenbeziehung anzuschauen. »Ich habe sie ihnen überlassen.«
    »Sie haben… was ?« Valery Heath riss Mund und Augen auf.
    »Das ist nicht dein Ernst…« Eve Neuf-Deville musterte den Prime, wie man jemanden mustert, der einen schlechten Scherz gemacht hat.
    »Wir wollen überleben«, sagte Sir Leonard kühl. »Also müssen wir Realpolitik betreiben. Ohne ein akzeptables Angebot hätte sich der Taratzenkönig auf kein Bündnis eingelassen. Alles hat seinen Preis, haben Sie das noch immer nicht begriffen?«
    ***
    London, August 2525
    Das erste Mal, als Rulfan zu sich kam, stach ihn das Tageslicht wie mit Pfeilen in die Augen, und er sank sofort wieder zurück in dunkle Nacht. Das zweite Mal war es wirklich Nacht, als er die Augen öffnete, und er konnte nicht glauben, dass er schon so viele Stunden ohne Bewusstsein gewesen war. Zwei Männer trugen ihn durch die Dunkelheit. Schmerzen schredderten seine Glieder, als sie ihn wie einen Sack Schrott durch eine Schleuse zerrten. Sie hoben ihn auf, ließen ihn fallen - und erneut verlor er das Bewusstsein.
    Als er zum dritten Mal zu sich kam, war es wieder hell. Er hörte Stimmen.
    »Er ist es wirklich. Die Bilder aus den Datenbanken stimmen mit seiner bleichen Visage überein.«
    »Hast du geglaubt, ich mache Witze?«
    »Nein, aber…«
    »Ich bin selbst fast aus den Stiefeln gekippt, als er seinen Namen nannte.«
    »Es ist so… so unwirklich…«
    »Es ist die Wirklichkeit! Wir haben den Bastard des verdammten Tyrannen geschnappt…«
    Die Stimmen drangen wie aus einem

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