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251 - Der Taratzenkönig

251 - Der Taratzenkönig

Titel: 251 - Der Taratzenkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
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erlosch, peinigte sie wieder das Doppelbild. Sie keuchte, wusste plötzlich nicht mehr, wo oben und unten war. Alles in ihrem Geist ging durcheinander; am liebsten wäre sie mit dem Schädel voraus gegen einen Baum gerannt.
    Gut eine Minute dauerte dieser Zustand, dann setzte leichte Besserung ein. Nur die Hoffnung, dass die doppelte Welt verschwand, wenn es ihr wieder besser ging, hielt sie noch auf den Beinen.
    Traysi wankte weiter. Sie brauchte einen Platz zum Schlafen. Einen Platz, an dem sie vor Hrrney sicher war.
    In den Felsen fand sie eine kleine Höhle und legte sich auf altem Laub zur Ruhe. Umgehend war sie eingeschlafen. Und träumte von vergangenen Zeiten…
     
    Bristol, Januar 2508 Twaysi saß auf ihrem Schlaffell und weinte. Sie drückte die hölzerne Taratze an sich, ein Geschenk ihres Vaters, der das Spielzeug mit echtem Fell überzogen hatte. Vergangenen Sommer hatten Twaysi und Gwaysi je eine von ihm bekommen.
    Grandlord Beetieh trat durch die Tür. Er grinste. »Hai Twaysi. Tut's noch weh, wo de Lisbee dia eine gedonnat hat?«
    »Nee, tut nich weh«, schniefte sie. »Aba ich versteh nich, wawum sie's gemacht hat.«
    Beetieh setzte sich neben seine Tochter auf einen Stuhl. Sein Grinsen erlosch. Stattdessen kniff er die Augen zusammen. »Sachma, Tschaild, wohea weiste des midde Lisbee unnem Tschootsch?«
    Twaysi zögerte.
    »Antwoate, sonst kwiegstes middem Güatel.« Drohend fasste Beetieh an die Schnalle seines Leibriemens. Sie war aus Eisen und zeigte einen silbernen Adlerkopf. Auch in den kompletten Gürtel waren Adlerköpfe eingestanzt. Er war der Einzige der Bristoler Lords, der einen so prächtigen Gürtel trug. Dabei wusste er, wo viele Dutzend weitere lagerten. Er hatte sie nämlich auf einem Jagdzug im Lager des ehemaligen Kaufhauses Cabot Circus entdeckt. Doch diese Gürtel waren sein Privileg, das äußere Zeichen seiner Anführerwürde.
    »Nich hauen, Däd. Ich sag's dia…« Sie zögerte kurz. »Ich hab's… in Mams Kopf gesehn, dass sich de Tschootsch nackich aufse legen soll.«
    Beetieh fühlte es eiskalt den Rücken hinunter laufen. »Se hattes gedacht ! Du kannst höan, was andewe denken, Twaysi?«
    »Kannich, Däd.«
    Beetieh versuchte sein freundlichstes Lächeln, bekam aber lediglich die Grimasse einer hungrigen Taratze hin. »Das wäa ja pwächtig, Twaysi… abba ich kann's nich glauben. Zeig mia, dasses wiaklich kannst. Was denk ich gwade? Wennde das schaffst, kwiegste tolle Geschenke.«
    Twaysi klatschte erfreut in die Hände und konzentrierte sich. »Du denkst gwad dwan, dassde dem Tschootsch middem Schweat den Kopf abhaust.«
    Beetieh schluckte und schaute seine Tochter an, als sehe er sie zum ersten Mal. »Pwima, Tschaild, hasse Geschenke vadient. Hab dich ganz doll lieb.« Er streichelte ihr kurz über den Kopf.
    Das Mädchen strahlte. »Un de Gwaysi kwiegt auch Geschenke? Kann auch in andewe Köpfe gucken!«
    »De Gwaysi auch?«
    »Yeah. Hat mia gestan gesagt, dass de Dwuud Dehmien nich zu Wudan betet wie wia.«
    Beetieh fuhr hoch. »Was sagste da, Twaysi? Nich zu Wudan? Zu wem sonst?«
    »Zu Oaguudoo. Se sagt, de Dwuud Dehmien betet imma bei de Tageswende zu Oaguudoo.«
    Beetieh schwirrte der Kopf von diesen Neuigkeiten. »Isse ganz pwächtig, dass ia beide zu de Götta schaun könnt. Höa zu, Twaysi: Das is jetzt unsa gwoßes Geheimnis, okee? Nua von uns dwei. Andewe düafen das nich wissen. Wollt ia beide mia helfen?«
    »Yeah, ich helf dia, Däd. Unne Gwaysi auch.«
    »Pwächtig. Ia müsst imma inne Köpfe vonne andewe Loads schauen, obse was Böses denken. Das müsta mia dann sofoat melden, dann kwiegtä Geschenke. In meinen Kopf düafta aba nich schauen, is das klaa? Un jetzt holma de Gwaysi, sie soll's auch schwöan.«
    Grandlord Beetieh verlebte eine schlaflose Nacht. Beide Töchter konnten zu den Göttern sehen , eine überaus seltene Gabe - die ihm ungeahnte Möglichkeiten eröffnete. Beetieh konnte seine Rachegedanken an Lisbee, die neben ihm schnarchte, kaum zügeln, aber er war klug genug, nicht übereilt zu handeln. Denn nur wenn er ein paar Tage ins Land gehen ließ, würden seine Taten nicht mit dem seltsamen Vorfall heute Abend in Verbindung gebracht werden.
    Drei Tage lief alles seinen gewohnten Gang. Dann nahm Beetieh seine Biglords Dextah und Will zur Seite und tuschelte eine geschlagene Stunde mit ihnen.
    »Kannsnich glauben«, sagte Will. »Aba gut, wead sehn, yeah.«
    Kurz vor der Tageswende trafen sich die drei in einem der langen dunklen Gänge

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