2544 - Gefangene des Handelssterns
mit höchster Wahrscheinlichkeit Kameras. Wir würden mit einer solch überstürzten Aktion kaum sehr weit kommen, bloß einen unserer Trümpfe verfrüht aufdecken.
Sie waren sich einig. Fürs Erste stand Zurückhaltung zu Gebot. Nun waren die Befehlshaber des Handelssterns am Zug.
Du willst dösen, schloss Fellmer goldrichtig.
Kräfte schonen, ja. Wir werden früh genug gefordert werden.
Dann gute Ruhe, schwarzes Gespenst!
Ras lächelte in sich hinein. Gute Ruhe, Bleichgeist.
*
Pü S’Karbunc missfiel, wie passiv sich das dunkelhäutige Subjekt in Kerker eins verhielt.
Nicht nur unternahm der Tefrodoide keinerlei Anstrengung, die Beschaffenheit seines Gefängnisses zu erkunden oder sich per Teleportation beziehungsweise mittels anderer Fertigkeiten daraus zu befreien. Gemäß den rapid abgesunkenen Werten, die von den versteckten Körperfunktions-Tastern übermittelt wurden, hatte er sich zudem binnen weniger Atemzüge in eine Art Halbschlaf versetzt.
Diese Gemütsruhe ist mir nicht geheuer, bedrängte S’Karbunc seine Seelenpartnerin. Wie kann der Kerl in seiner Lage derart unbeeindruckt schlummern?
Satwa war nach wie vor bester Dinge. Ihre Widersacher, gab sie zurück, hatten gewiss keine nervenschwachen Agenten nach FATICO entsandt. Der Schwarze fügte sich scheinbar in sein Schicksal, weil er sie genauso aus der Reserve locken wollte wie sie ihn.
»Wir nehmen uns zuerst den anderen vor!«, befahl sie Feerfautz.
»Dazu begeben wir uns in Kerker zwei, natürlich mit einem Schutztrupp. Dir obliegt es, uns und die Häftlinge zu überwachen. Beim geringsten Verdachtsmoment alarmierst du Vastrear!«
Devot bestätigte der Okrivar den Befehl. S’Karbunc war einigermaßen beruhigt dadurch, dass Satwa bei all ihrer ungestümen Selbstsicherheit Vorkehrungen traf, die ausdrücklich den Kommandeur des Handelssterns einbezogen.
Via raumzeitloser Saugschnellung überwanden sie die beträchtliche Distanz zum Hochsicherheitstrakt. Das seiner Verkleidung und der darin enthaltenen Hilfsmittel entledigte Subjekt in Kerker zwei war ebenso maskulin wie sein Pendant, doch sehr blass, deutlich hellhäutiger sogar noch als Satwa.
»Wie heißt du?«, fragte sie.
»Stanley.« Er gab sich ebenso unbekümmert wie der Nachtschwarze. »Und mit wem habe ich die Ehre?«
»Die Fragen stellen wir. – Unsere Taster weisen aus, dass du in deinem Leib mehrere kleine, hochtechnologische Geräte verbirgst.«
Er hob die Schultern. »Ertappt. He, warum soll man nicht einen Versuch wagen? Ich hatte gehofft, eure Scanner täuschen zu können.«
»Mit ein paar Millimeter dicker Eigenkunsthaut? Haltet ihr uns für Primitivlinge?«
»Keineswegs, junge Dame.«
Vom Hals abwärts öffnete er die Magnetverschlüsse seines Anzugs, sodass die weißliche Brust entblößt wurde, und schälte mit den Fingernägeln einen Streifen kaum behaarter Epidermis ab. Darunter kam eine winzige, linsenfömige Apparatur zum Vorschein, welche die Analyse-Sensoren als Erschütterungsgranate identifizierten.
»Nicht böse gemeint«, sagte Stanley. »Nur für den Fall der Fälle ... Vorsicht, ich entschärfe das Ding lieber, ehe der Countdown des durch die Frischluft aktivierten Zeitzünders abläuft.«
Er führte den Chip zum Mund und kaute darauf herum. »Sequenz abgebrochen.«
Er spuckte die Mini-Granate in seine Handfläche und hielt sie Satwa unter die Nase. »Bitte schön! Sieh es als eine Art Einstandsgeschenk.«
S’Karbuncs Seelenpartnerin ging nicht auf den provokant flapsigen Tonfall ein. »Da ist noch mehr. Im rechten Unterschenkel, an der Hüfte, unterhalb des linken Schlüsselbeins. Her damit!«
Während der Fremde umständlich sein Hosenbein hochkrempelte, bat S‘Karbunc: Lass mich ihn berühren, damit das Versteckspiel ein Ende hat!
Mir macht’s Spaß, erwiderte Satwa. Soll er sich ruhig noch ein wenig in relativer Sicherheit wiegen und uns ebenbürtig wähnen. Umso härter wird es ihn treffen, wenn du seinen Geist übernimmst und wir seine Gedanken durchforsten.
Unterdessen hatte Stanley aus seiner Wade ein kleines Behältnis hervorgepult, das ein hoch konzentriertes, auf den Metabolismus der Darturka zugeschnittenes Betäubungsgift enthielt.
»Wäre vielleicht nützlich geworden«, sagte er bedauernd. »Schade drum.«
Aus einem weiteren Hautversteck in der Körpermitte förderte er einen Mikrosender zutage. Damit ließ sich, ergab die Untersuchung, ein einziges, ultrakurz gebündeltes, doch leistungsstarkes Positionssignal
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