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2544 - Gefangene des Handelssterns

2544 - Gefangene des Handelssterns

Titel: 2544 - Gefangene des Handelssterns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Lukas
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wechseln, ihre Fähigkeiten gegenseitig transferieren. Gucky musste zum Schatten werden und Pral zum Teleporter!
    Pral wusste nicht, ob das funktionieren konnte, es gab keine Präzedenzfälle. Aber er konnte nicht lange grübeln, wie er sich mit dem nahezu ohnmächtigen Mausbiber darüber verständigen sollte. Keine zweite Chance, nur diese, die allerletzte.
    Pral tat es. Höchste Not erlaubte höchstes Wagnis.
    Er entstofflichte und schlüpfte, ohne Gucky vorzuwarnen, in dessen Körper. Verdrängte das matte, doch davon aufgerüttelte Bewusstsein des Multimutanten in Richtung seines eigenen Maahkleibes.
    Während des Vorgangs, der zähflüssig gleitend ablief wie alles an diesem verkrümmten, verwundenen, verwunschenen Nichtort, signalisierte er dem Ilt, so laut und deutlich er konnte: Wir springen, zusammen, allerdings benutzt jeder die Para-Physis des anderen! Du auf meine Art, ich auf die deine. Jetzt!
    Der Transfer klappte. Der Sprung hingegen führte sie vom Fegefeuer ins Inferno.
    *
    Jawna Togoya dachte aus der Brust heraus.
    Sie war ein Wechselbalg, ein Zwitterwesen, eine hybride Persönlichkeit. Ihr Gehirnplasma, neuronal vernetzt mit hoch regenerativen Binnenstrukturen und immens flexiblen, zellularmnemotischen Engrammen, wurde von einem ellipsoiden, 25 Zentimeter hohen Gefäß umschlossen.
    Biopon-Blöcke und Balpirol-Halbleiter verzahnten es hypertoyktisch mit einer hochwertigen Positronik, welche wiederum das Endoskelett aus hochverdichteten Verbundstoffen steuerte. Im Kopfteil waren lediglich Sensoren und periphere Positronikelemente untergebracht.
    Den Robotkörper verbarg eine Biomolplastbeschichtung, die Jawna die Gestalt und das Aussehen einer durchschnittlichen, exakt 1,77439 Meter großen Terranerin verlieh. Allerdings übertrafen ihre Stärke, Ausdauer und Widerstandsfähigkeit bei Weitem jene der meisten rein organischen Individuen.
    Lebende, denkende Hirnmasse innerhalb eines kybernetischen Rumpfes, den ebenso wie die Extremitäten eine täuschend menschenähnliche Schale umhüllte ... Als wäre es des Verwirrspiels noch nicht genug, hatte sich Jawna für diesen Einsatz in die Karosserie eines Kampfroboters gezwängt, der seinerseits mit einer Kokonmaske verkleidet gewesen war.
    Das nannte man dann wohl einen vielschichtigen Charakter.
    Matrjoschka, entnahm Major Togoya ihren Speicherbänken, hießen die als terranische Souvenirs nach wie vor populären, ursprünglich auf japanische Fukurokuju-Puppen zurückgehenden, noch im Jahrhundert vor Rhodans Geburt nach Russland eingeführten Spielzeuge. Irgendwie wurde Jawnas Existenz in erschütternd treffender Weise mit diesen Begriffen umschrieben: Spielzeug, Puppe, Souvenir...
    Pfui, tadelte sie sich. Das war larmoyant; und unfair gegenüber ihren Kameraden. Allen voran Hajmo Siderip, mit dem sie, nachdem sie einander am 12. Dezember 1377 NGZ endlich um die Hälse gefallen waren, eine alles in allem recht erquickliche Beziehung unterhalten hatte, viele behagliche Jahrzehnte, bis er in ihren Armen entschlafen war.
    Hajmo. Der ewige Lausbub und unermüdlich nach seiner Bestimmung Suchende, den sie im Alter gepflegt und schließlich begraben hatte ... Sie dachte voller Wärme an ihn zurück.
    So. Schluss mit den Sentimentalitäten. Sehr wahrscheinlich resultierten die fast eine komplette Millisekunde beanspruchenden Gefühlswallungen daher, dass Jawna ihre Systeme eben erst von praktisch null hochgefahren hatte.
    »Ich war tot, als ich hier hereinkam.
    Sinngemäß stimmte das. Zur Tarnung gehörte die Stilllegung sämtlicher Funktionen. Das Mikro-Kraftwerk sowieso, woraus sie ihre Energieversorgung bezog; die Streuemissionen hätten sie verraten.
    Desgleichen war ihre Bioplasmakomponente schon zu Beginn der Mission in Tiefschlaf versetzt worden. Darauf hatte sie selbst bestanden bei der finalen Besprechung mit Perry Rhodan und Atlan da Gonozal. Sie mussten damit rechnen, dass die Frequenz-Monarchie über mindestens ebenso leistungsstarke Individualtaster verfügte wie die Alliierten.
    All diese Vorkehrungen wären überflüssig gewesen, hätte Rhodans B-Controller schon während des Anflugs auf den Handelsstern funktioniert. Doch dem war wohl nicht so.
    Sonst wäre Jawna nicht von den wenigen noch aktiven, nach allen Regeln terranischer und posbischer Ingenieurskunst abgeschirmten, nur unter ganz bestimmten Kriterien anspringenden Bewegungsmeldern erweckt worden. Sie hatte rasch geschaltet, zwei Okrivar mittels gezielter Schläge sowie der ausfahrbaren

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