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256 - Der König von Schottland

256 - Der König von Schottland

Titel: 256 - Der König von Schottland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia Zorn und Christian Schwarz
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Barbarin war, begrüßte sie mit dem Gruß der Wandernden Völker: »Tuma sa feesa, Nimuee.«
    Augenblicklich erhellte sich die Miene der zierlichen Frau. »Tuma sa feesa, areega de pubaan de trezee iseele (Friede sei mit dir, Kriegerin vom Volk der Dreizehn Inseln)«, erwiderte sie den Gruß. »Wie lange habe ich diese Sprache nicht mehr gesprochen«, fügte sie leise hinzu. Auch wenn sie dabei lächelte, entging Aruula weder die Trauer in Nimuees Stimme, noch der feuchte Schimmer ihrer Augen.
    Auch als sie Stunden später gemeinsam an der langen Tafel im von elektrischem Licht erleuchteten Speisesaal saßen, nahm Aruula mit ihren telepathischen Sinnen eine Präsenz von Kummer und Hoffnungslosigkeit wahr. Wobei sie nicht mit Bestimmtheit sagen konnte, ob die Stimmung von Nimuee oder Stuart ausging. Seit ihren Erlebnissen im Geist der wahnsinnigen Queen Victoria musste sich Aruula überwinden, ihre Gabe einzusetzen, und sie tat es nur, wenn es absolut notwendig war.
    Hier jedoch brauchte man keine besonderen Fähigkeiten, um zu merken, dass etwas nicht stimmte. Die Bediensteten in ihren schwarzen Gewändern schlichen mit gesenkten Blicken um den Tisch, der fast die gesamte Länge des Raumes einnahm. Wie Geister trugen sie die leeren Schüsseln und Platten davon oder schenkten vom roten Brabeelenwein nach. Richtete man das Wort an sie, zuckten sie zusammen und zogen die Köpfe ein.
    Außerdem beobachtete Aruula, wie sich Nimuee, Patric Pancis und der Heiler Cris Crump, der sich vor kurzem zu ihnen gesellt hatte, häufig verstohlene Blicke zuwarfen. Es musste mit Jed zusammenhängen, den die drei kaum aus den Augen ließen.
    Als hätte Nimuee ihre Gedanken erraten, erhob sie sich von ihrem Sitz. Unsicher blickte sie von Aruula zu den anderen. »Entschuldigt mich bitte. Um meine Gesundheit ist es in letzter Zeit nicht zum Besten bestellt. Ich werde zu Bett gehen.«
    Bevor jemand Fragen stellen konnte, erhob sich nun auch der massige Cris Crump aus seinem Stuhl. »Sicher sind auch unsere Gäste müde nach der anstrengenden Reise. Vielleicht sollten wir morgen…« Der Mann mit dem braunen Wuschelkopf und dem Vollbart verstummte verlegen, als er bemerkte, dass keiner der Gefährten auf seinen Vorschlag, den gemeinsamen Abend zu beenden, reagierte.
    Jed Stuart war nicht anzusehen, was er dachte. Doch offensichtlich wollte auch er die Gesellschaft noch nicht auflösen. Mit ausdrucksloser Miene stand er auf und ging zu seiner Frau. »Gute Nacht, meine Liebe«, sagte er leise. Wieder küsste er sie nur flüchtig auf die Wange. Dann wandte er sich dem Heiler zu. »Gute Nacht, Doktor.« Seine Stimme hatte einen scharfen Ton, und als er sich wieder auf seinen Stuhl setzte, stand eine steile Falte auf seiner Stirn.
    Cris Crump räusperte sich. »Hier ist noch die Medizin für Euren Rücken, um die Ihr mich gebeten hattet.« Er schob dem Burgherrn ein kleines Säckchen zu, verneigte sich kurz und verließ dann gemeinsam mit Nimuee das Zimmer.
    Für eine Weile herrschte betretenes Schweigen. Aruula blickte von einem zum anderen. Während Maddrax das Weinglas in seinen Fingern drehte und scheinbar neugierig das Farbenspiel der roten Flüssigkeit beobachtete, spielte Pat Pancis gedankenversunken mit einer Gabel, die beim Abräumen vergessen worden war. Jed Stuart starrte schweigend auf den Beutel, den Cris Crump ihm gegeben hatte. Nur Rulfan hatte nichts von dem Fauxpas mitbekommen; er war kurz zuvor aufgestanden, um nach Chira in der Eingangshalle zu sehen. Seit einiger Zeit kratzte die Lupa leise winselnd an der verschlossenen Außentür. Jetzt hörte Aruula, wie der Albino sie ins Freie ließ.
    Als er zurückkehrte, versuchte Jed die Unterhaltung gerade wieder in Gang zu bringen. »Ihr habt mir noch gar nicht erzählt, was euch eigentlich in diese Gegend verschlagen hat. Sicher habt ihr nicht nach mir gesucht, oder?«
    Maddrax warf Aruula einen unsicheren Blick zu, den sie mit einem kurzen Nicken erwiderte. Er kannte ihre Position. Sie würde ihm zuliebe an der Suche teilnehmen - aber sie wollte nach Möglichkeit aus allen familiären Dingen herausgehalten werden.
    »Wir suchen in der Tat jemanden«, begann Maddrax zögernd, dann straffte er sich. »Ich weiß nicht mehr, ob ich dir damals auf der Expedition zum Kratersee von Jenny Jensen erzählt habe…«
    Jed zog die Brauen zusammen. »Nicht, dass ich wüsste.«
    »Meine Staffelkameradin, mit der ich in diese Epoche geschleudert wurde«, erklärte Maddrax. »Ich will jetzt nicht

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