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2582 - Ein Kind der Funken

2582 - Ein Kind der Funken

Titel: 2582 - Ein Kind der Funken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Lukas
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Einwände, Schuljunge. Wehr dich nicht länger, schärf deinen Blick.

Es wird Zeit, die Selbsttäuschung zu beenden.
    Ich bin nicht real, das weißt du doch. Schließlich hast du mich erschaffen aus Bruchstücken

deiner Erinnerungen, wie auch die Kapelle, die Gondelbahn, ja den ganzen Berg aus Licht.
    Als Eremitage, als einen Zufluchtsort, eine Ausflucht, um dich der Verantwortung zu

entziehen.
    Innerhalb so mächtiger Energieströme wie derer von TALIN ANTHURESTA kann man leicht eine

stehende Welle für sich beanspruchen und nach eigenem Gutdünken ausgestalten. Es stimmt, hier

könntest du wohnen bleiben für immer und ewig, den imaginären Boden fegen und mit mir, also dir

selbst, parlieren.
    Mach dir keine Vorwürfe. Es war richtig, in dich zu gehen. Nun aber läufst du allmählich

Gefahr, deine Wurzeln zu kappen und stattdessen in dieser Phantasiewelt festzuwachsen. Härter

ausgedrückt: überzuschnappen. Deine Talente so zu vergeuden wäre wirklich eine Sünde.
    Entsinne dich deines Auftrags. Julian Tifflor hat dir den Befehl erteilt, eine

Aufklärungsmission der besonderen Art zu starten.
    Bring sie zu Ende, Tanio.
     

9.
    Friedensschluss
     
    Die Lage wuchs ihm über den ovalen Kunstkopf.
    Als hätten die insgesamt drei Controller, der speziell signierte Vitalenergiespeicher und der

Hochrang-Kode nicht genügt, Agrester außerordentlich zu verunsichern, zeigte jetzt auch noch

einer der Fremden paranormale Fähigkeiten.
    Es handelte sich um den vieräugigen Wasserstoffatmer. Wie die Auswertung der

Bildaufzeichnungen ergab, war er im Tumult während des Aufmarsches der Kristallroboter spurlos

verschwunden.
    Nun tauchte er in der Art eines Teleporters aus dem Nichts wieder auf und behauptete, Fogudare

wäre gar nicht tot. Seine geistige Essenz hätte sich im psionischen Netz erhalten, das TALIN

ANTHURESTA durchzog.
    Zu gerne hätte ihm Agrester Glauben geschenkt. Aber dem standen zahlreiche Ungereimtheiten

entgegen.
    Erstens: Falls die Frau, die ihn beim Namen genannt hatte, tatsächlich eine Befugte höchster

Rangordnung war - warum irrte sie dann seit Tagen hilflos im Handelsstern herum? Sie hätte bloß

Kontakt zum Netzwerk aufzunehmen brauchen und sich mittels des Kodes rasch legitimieren

können!
    Zweitens: Falls sie und ihre Begleiter rechtmäßig in den Besitz von Kode und Controllern

gelangt waren - wieso hatten sie, wie sich aus ihrem Verhalten ablesen ließ, keine oder nur

äußerst geringfügige Kenntnisse über das Wunder von Anthuresta?
    Drittens: Falls Fogudare noch lebte - weshalb meldete er sich nicht bei seinem Stalwart,

erlöste ihn aus dem würgenden Joch der alleinigen Verantwortung und enthob ihn des

Scharfrichteramtes, dem er nicht gewachsen war?
    »Du solltest bedenken, dass hier seit geraumer Zeit einiges aus dem Ruder läuft.

Der Psi-Sturm bringt alles und jeden durcheinander. Gerade wir beide wissen das aus leidvoller

Erfahrung, nicht wahr, Kollege?«
    Agrester erstarrte wie vom Blitz getroffen.
    *
    Er kannte die mentale Stimme! Sie gehörte seinem Peiniger, dem Widerpart, dessen schaurige

Träume ihn so lange davon abgehalten hatten, seinen Pflichten nachzukommen.
    »Sei unbesorgt, das ist Vergangenheit. Ich musste erst die eine oder andere

Krise bewältigen, ehe ich unsere Verbindung wiederherstellen konnte. Diesmal werde ich sie

unterbrechen, sobald du es von mir verlangst.«
    »Dann weiche. Augenblicklich hinweg mit dir, Scheusal!«
    »Du kannst Tanio zu mir sagen. - Gut, ich ziehe mich zurück. Lass mich nur zuvor

mein Bedauern ausdrücken, dass ich dir solche Probleme bereitet habe. Es lag nicht in meiner

Absicht, dich zu belästigen. Leb wohl.«
    »Halt, warte!«
    »Ja?«
    »Wieso drohst du mir nicht?«
    »Womit sollte ich dir drohen?«
    »Mich zu attackieren und abermals handlungsunfähig zu machen. Es läge in deiner Macht, das

spüre ich.«
    Der andere - Tanio - hatte seit ihrem letzten Zusammentreffen eindeutig an Geisteskraft

gewonnen. Seine Stimme klang so klar und verständlich, als hielten sie sich im selben Raum

auf.
    »Du hast recht, ich könnte dich ziemlich piesacken, vielleicht sogar

ausschalten. Aber damit wäre niemandem geholfen. Das Wunder von Anthuresta braucht sowohl dich

als auch uns. Nur gemeinsam lässt sich der Untergang verhindern; wenn überhaupt.«
    Es war die in der mentalen Botschaft mitschwingende, nüchterne, schonungslose Offenheit, die

Agrester letztlich überzeugte. Nie

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