2588 - Aufmarsch der Titanen
die Materie löste sich auf. Der Sog jedoch blieb, und er riss sein Bewusstsein mit sich. Es versiegte in weiter, unerreichbarer Ferne.
Nur dieses Pochen blieb zurück, das sich wie der Pulsschlag eines Herzens anhörte. Der Sog hörte auf, Zeit und Bewegung liefen rückwärts.
Craganaxi nahm die Umgebung um sich wahr und stellte fest, dass er den Frequenzfolger noch immer an den Handgelenken festhielt.
Ellonit stöhnte leise, er warf den Kopf hin und her.
»Ich habe Anteil an deinen Gedanken und Erinnerungen erhalten«, stellte die Kriegsordonnanz fest. »Das ist eine Ehre für mich. Schuld daran ist der Netzweber.«
Craganaxi ließ den Frequenzfolger los. Der atmete schwer und ungleichmäßig und hatte deutlich Mühe, in die Wirklichkeit zurückzufinden.
»Die Transition ...«, sagte Craganaxi. »Der Netzweber hüllt uns noch immer ein. Wir können nicht feststellen, wo wir uns befinden.«
Ellonit öffnete die Augen. Er sah die Kriegsordonnanz an. »Ich bin gestorben und wiedergeboren. Aber wieso habe ich meinen alten Körper noch?«
»Du leidest unter dem Transitionsschock.«
»Was ist das? Gehört es zu den fehlenden Erinnerungen nach der Wiedergeburt?« Sein Blick wanderte zu den Kontrollen.
»Alle Systeme der SCITON sind ausgefallen«, bestätigte Craganaxi. »Ich bin zuversichtlich, dass dies nicht lange anhalten wird.«
Augenblicke später folgten die ersten Bereitschaftsmeldungen von Einzelsystemen.
*
Die Pupillen des Frequenzfolgers weiteten und verengten sich ununterbrochen. Er tastete nach den Händen, die ihn bisher festgehalten hatten. Craganaxi reichte sie ihm.
»Er sollte all die negativen Erinnerungen mitnehmen«, murmelte der Vatrox und sah durch die Kriegsordonnanz hindurch. »Aber nicht alle. Sie gehen weg, verschwinden ... Craganaxi, du musst sie aufhalten. Craganaxi, warum sagst du nichts?«
»Es ist alles in Ordnung. Ruh dich aus.«
»Ich kann nicht. Es fließt aus mir hinaus. Der Netzweber frisst alle meine Erinnerungen.«
»Du verlierst keine Erinnerungen mehr.« Craganaxi stutzte. Durch den hageren Körper des Frequenzfolgers lief ein Beben, eine Art Schüttelfrost. Es wurde immer stärker und warf den Körper im Sessel auf und ab.
»Wann war die Dritte Hyperdepression?«, keuchte Ellonit. »Sag es mir.«
»Du weißt es.«
»Ich vergesse alles. Was war in meiner Vergangenheit? Gab es etwas vor der Vierten Hyperdepression? Wo bin ich? Ist das ein Schiff? Wie heißt es?«
Craganaxi war es, als übergieße ihn jemand mit eiskaltem Wasser. Er packte Ellonit und hielt ihn fest. »Komm zu dir. Sieh dich um. Nenne mir die Gegenstände, die hier stehen!«
Ellonit starrte die Konsolen an, den Sessel und zuletzt ihn, die Kriegsordonnanz. »Ich weiß nicht, wie das alles heißt.«
»Du bist verwirrt. Weißt du, welchen Auftrag wir erfüllen sollen?«
»Auftrag?«
»Wir sollen den Polyport-Hof ESH- DIM-3 zurückerobern.«
»Was ist das, ein Polyport-Hof?«
Craganaxi begriff in endgültiger Konsequenz, dass dieses Verhalten des Frequenzfolgers aus dem Rahmen fiel. Er schaltete die Schutzfelder ab und rief die Medoroboter herbei. Die ausdruckslosen Gesichter der Darturka und das erregte Gezappel der Okrivar ignorierte er. Es half Ellonit nicht weiter.
»Sieh mich an!«, forderte er den Frequenzfolger auf. »Sieh mir in die Augen, Freund!«
»Freund! Hallo, Freund!«
Das leise Zischen einer Injektionspistole erklang. Der Frequenzfolger lehnte sich zurück und schloss die Lider. Als er sie nach einer Weile wieder öffnete, war sein Blick klar.
»Gut, dich zu sehen, Freund!«, sagte Ellonit. »Es wird Zeit, nach Hause zu fliegen.«
»Das werden wir tun«, stimmte Craganaxi ihm zu. »Zunächst brauchen wir Gewissheit über das Schicksal der anderen Schlachtlichter. Sieh nur, Ellonit!«
Er deutete auf den Holoschirm. Das glühende Netzmuster war verschwunden. Draußen leuchteten die Sterne der Ringgalaxis. Der Netzweber hatte das Schiff wieder freigegeben, ohne es zu vernichten.
Vielleicht stand das noch bevor. Die SCITON hatte noch keine vollständigen Informationen von den Vorgängen draußen. Die Systeme befanden sich in der letzten Phase der Wiederherstellung.
»Beeil dich«, sagte der Frequenzfolger. »Ich kann es kaum erwarten.«
»Die Hypnoschuler in der Geburtsstation geben dir deine Erinnerungen zurück, Ellonit.«
»Das ist gut, ausgesprochen gut, Freund.«
Die Miene des Frequenzfolgers entspannte sich weiter. Er verschränkte die Arme und schien nachzudenken.
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