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261 - Ein falscher Engel

261 - Ein falscher Engel

Titel: 261 - Ein falscher Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
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Aynjel«, flüsterte sie glückselig, als sie vor ihm stand. »Ich wusste, dass du kommen würdest, um mich in deine Erleuchtung zu holen. Deswegen habe ich mich freiwillig für die Wache gemeldet.«
    Rulfan war es unangenehm, vor den Augen der Mecgreger-Wachen mit Ninian zu reden. Vor allem, weil er sein Gesicht nahe an ihres bringen musste, um sie zu verstehen. Das konnte leicht missdeutet werden. »Komm, lass uns ein Stück gehen«, sagte er deshalb.
    Ninian nickte. »Ich folge dir, wohin du auch immer gehst, mein Aynjel.«
    Rulfan trat in den Schatten des nächsten Gebäudes. Ninian folgte ihm brav wie ein zahmer Lupa. »Danke, mein Aynjel«, flüsterte sie und kam seinem Ohr so nahe, dass ihre warmen Lippen für einen Moment seine Wange berührten. Es durchzuckte ihn wie ein Blitz.
    »Gleich morgen früh werde ich aus Alastars Diensten treten. Es wird nicht schwierig sein. Er hat mir gesagt, dass ich mich neu bewähren muss, weil es ihm nicht gefallen hat, wie ich dich begrüßt habe. Aber selbst wenn er mich nicht gehen lässt…«, sie räusperte sich ein paar Mal, bevor sie fortfahren konnte, »… habe ich ja jetzt meinen Aynjel, der mir hilft.«
    »Ja, ja«, erwiderte Rulfan barsch, ohne die Lautstärke seiner Stimme wesentlich über die Ninians zu erheben. »Woher weißt du, wer ich bin? Und warum hältst du mich für einen Aynjel?«
    Die rothaarige Kriegerin verharrte für einen Moment und zog den Fellmantel enger zu. Sie schien zu überlegen. »Ah, ich verstehe. Du willst mich prüfen!«, sagte sie dann. »Du willst wissen, ob ich deiner würdig bin.«
    Muss ich denn jedes Wort auf die Goldwaage legen? , seufzte Rulfan innerlich. Laut sagte er: »Antworte mir. Oder willst du, dass ich die Geduld verliere?«
    Statt zu reden, öffnete Ninian ihren Mantel. Rulfan sah, dass sie an einem kleinen hölzernen Kasten herumfingerte, der an ihrem Gürtel hing.
    In den Augenwinkeln bemerkte er plötzlich eine Bewegung. Rulfan wandte den Kopf. Und erschrak. Einer der Mecgreger-Krieger taumelte. Ein Pfeil steckte quer in seinem Hals! Er ächzte, umklammerte den Pfeil mit beiden Händen – und brach zusammen. Sein Kamerad neben ihm stand wie gelähmt.
    »Meerdu!«, entfuhr es Rulfan, als fast im selben Moment eine hochgewachsene Gestalt gebückt um die Ecke des Gästehauses huschte und dem anderen Krieger mit einem wischenden Messerhieb die Kehle durchschnitt.
    In diesem Moment hörte Rulfan ein leises Flirren, als würde Metall durch die Luft wirbeln. Instinktiv warf er sich zu Boden. Ninian war noch schneller unten. Artistisch rollte sie sich über die Schulter ab.
    Keine Sekunde zu früh. Das Kampfbeil, das aus der Dunkelheit geflogen kam, drehte sich über sie hinweg.
    Zwei Schatten stürmten heran. Der Stahl erhobener Schwerter glänzte im Sternenlicht. Ein hart geführter Schlag sauste auf Rulfan herab. Blitzschnell wich der Albino zur Seite aus. Knapp neben seiner Hüfte fuhr die Waffe in den Boden. Schnee stob auf. Der Angreifer kam ins Straucheln.
    Rulfan nutzte die Situation sofort. Seine rechte Hand bekam den Gegner am Gürtel zu fassen. Ein harter Ruck und der Kerl knallte neben ihm in den Schnee. Mit einem kurzen Zucken stieß Rulfan ihm den Ellenbogen gegen die Schläfe. Sofort erschlaffte der Körper des Angreifers.
    Rulfan kam wieder hoch. Drüben beim Gästehaus sah er Gestalten, die etwas aus einem Kanister gegen die Hauswand leerten.
    Gleichzeitig zog der Geruch von Fjuul in seine Nase.
    Sie wollten das Staatsgästehaus anzünden!
    Nicht weit von ihm trat Ninian soeben dem zweiten Angreifer mit einem präzisen Tritt das Schwert aus der Hand. Und weil ihre geschmeidigen Bewegungen ihn faszinierten, schaute er einen Moment länger hin, als er es hätte tun sollen. Ninian setzte sofort nach, sprang ihren Gegner an und prallte gegen dessen Oberkörper. Während er strauchelte, zog die Kriegerin mit traumhaft sicheren Bewegungen etwas aus dem Riemengeflecht unter ihrem Mantel und führte beide Arme nach oben, die Hände zu Fäusten geballt. Rulfan sah etwas Schmales im Sternenlicht glänzen.
    Synchron sausten die Arme nach unten. Noch bevor der Angreifer fiel, rammte ihm Ninian etwas hinter die Ohren. Rulfan schätzte, dass es Nadeln waren. Als der Kerl auf den Boden schlug, machte er keinen Mucks mehr. Die Stiche hatten ihn auf der Stelle getötet.
    Rulfans Gedanken überschlugen sich. Das war eine konzertierte Aktion der Angreifer gewesen! Sie mussten die Lage schon die ganze Zeit beobachtet haben. Die

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