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261 - Ein falscher Engel

261 - Ein falscher Engel

Titel: 261 - Ein falscher Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
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enttäuschtem Gesicht nachstarrte. Nun wirkte sie tatsächlich gefährlich.
    Rulfan zögerte einen Moment. Es gab noch so viel, was er sie gerne gefragt hätte. Doch das war ohnehin nicht mehr möglich, da in diesem Moment der hochgewachsene Exekutor an ihre Seite trat und leise auf sie einredete. Ninian ging mit ihm.
    ***
    Durch dieses seltsame Geschehen war sich Rulfan der Aufmerksamkeit des ganzen Clans gewiss. So kam es, dass ihn schon eine halbe Stunde später Chieftain Wallis im »Besten Tröpfchen« aufsuchte und sich keinerlei Mühe gab, seine Neugier zu zügeln. Rulfan konnte sie allerdings nicht wirklich befriedigen. Als Wallis erfuhr, dass Rulfan ein Freund König Stuarts war, legte sich ein breites Lachen auf sein Mondgesicht und er versprach dem »Aynjel«, ihn gleich am nächsten Morgen höchstpersönlich durch die Deestyl zu führen und ihm dann so viele Fässer des allerbesten vorrätigen Jahrgangs zu verkaufen, wie er haben wolle. Selbstverständlich zu einem Freundschaftspreis. Rulfan wiederum erfuhr, dass sich Wallis und die Reenscha-Delegation einig geworden waren. Die Leute aus Glesgo würden hier übernachten und sich am nächsten Tag auf den Heimweg machen.
    Rulfan nahm sich vor, auf jeden Fall noch einmal mit Ninian zu reden. Er wollte wissen, woher sie seinen Namen kannte. Und noch einiges mehr. Erst dann würde er sie wirklich einschätzen können.
    Zudem hatte er das Gefühl, dass es wichtig war, der Exekutorin einige Dinge zu erklären. Vielleicht konnte er so ihren Zorn besänftigen und sie von irgendwelchen Dunmmheiten abhalten.
    Wie kann bloß jemand auf die Idee kommen, in mir einen Engel zu sehen?
    Diese Frage beschäftigte Rulfan die ganze Zeit. Der Albino ließ sich den Appetit trotzdem nicht verderben und verdrückte drei komplette in Zwiebeln gedünstete Wakudalebern mit Brabeelenmus. Dazu trank er zwei Gläser Uisge.
    »Unsere geheime Spezialmischung«, pries Scot den edlen Tropfen an und legte Rulfan freundschaftlich die Hand auf die Schulter.
    Wahrscheinlich hast du, im Gegensatz zu mir, nicht die geringste Ahnung, aus was dieser geheime Zusatz eigentlich besteht , grinste Rulfan innerlich.
    Dieser Anflug guter Laune blieb allerdings der einzige an diesem Abend. Denn Myrial zeigte sich sehr bedrückt und einsilbig. Auch wenn sie nicht darüber sprach, schien ihr Ninian doch die ganze Zeit im Kopf herum zu spuken. Rulfan nötigte sie geradezu, Uisge mit ihm zu trinken. Er wollte, dass sie in dieser Nacht gut schlief.
    Das tat auch Pellam, der in der Schankstube des »Besten Tröpfchens« neue Freunde gefunden und mit ihnen kräftig gezecht hatte.
    Es war kurz nach Mitternacht, als sich Rulfan von seinem Lager erhob und sich den Mantel überstreifte. Schwert, Dolch und Driller waren ebenfalls am Mann. Er grüßte die Wache an der Eingangstür und trat hinaus in die eiskalte, sternenklare Nacht. Sofort bildete sich eine dicke weiße Atemfahne vor seinem Gesicht.
    Rulfan war die Kälte gewöhnt, sie machte ihm kaum etwas aus. Er ging durch das nächtliche, ruhig gewordene Ardenach, ganz offen, im flackernden Licht der Feuerkörbe, die im Abstand von etwa fünfzig Schritten an den Straßen standen. Die vielen finsteren Ecken mied er bewusst. Denn die Wachpatrouillen, die er vereinzelt sah, sollten erst gar nicht auf die Idee kommen, er habe etwas zu verbergen.
    Rulfan ging in Richtung des Gästehauses, eines großen Gebäudes am Rand von Ardenach, in dem die Mecgregers ihre »Staatsgäste« unterzubringen pflegten. Seine Hoffnung war, dass er Ninian irgendwo dort treffen würde.
    Ein Stück neben dem Staatsgästehaus stand eine Gruppe mächtiger Tannen. Sie bildeten die Ausläufer eines Waldes, der sich hier gleich hinter den letzten Gebäuden einen sanft ansteigenden Berg empor zog und fast die gesamte Bergflanke bedeckte. Vor dem Gästehaus waren die Schneemobile der Reenschas geparkt. Sie wurden von den vier Feuerkörben entlang der Eingangsfront beleuchtet.
    Rulfan sah neben den beiden Mecgreger-Kriegern, die vor der Tür den Schlaf der Staatsgäste bewachten, eine weitere Wache bei den Schneemobilen stehen.
    Ninian!
    Sie bemerkte sein Kommen weit eher als die Krieger. Wahrscheinlich hörte sie den leise knirschenden Schnee unter seinen Stiefeln und schaute aufmerksam in seine Richtung. Erst als Rulfan den Lichtkreis betrat, wurden auch die Krieger auf ihn aufmerksam.
    Ein Lächeln glitt über Ninians Gesicht. Sie löste sich von den Schneemobilen und kam auf Rulfan zu. »Mein

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