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aber ablehnte. Sie unterhielten sich noch längere Zeit im Auto. Larrazábal fragte sie, ob ein Verwandter von ihr in der Irrenanstalt sitze, und Lola erzählte ihm ihre Geschichte. Larrazábal sagte, er habe noch nie ein Gedicht gelesen. Er fügte hinzu, er verstehe Lolas Besessenheit wegen des Dichters nicht. Ich verstehe auch nicht deine Marotte, auf dem Friedhof zu vögeln, sagte Lola, aber ich verurteile dich deswegen nicht. Das ist wahr, gab Larrazábal zu, jeder hat seine Marotten. Bevor Lola vor dem Eingang der Irrenanstalt ausstieg, schob Larrazábal ihr einen Fünftausendpesetenschein in die Tasche. Lola merkte es, sagte aber nichts und stand allein unter der Baumreihe vor dem Eisenportal des Irrenhauses, in dem der Dichter lebte, der sie souverän ignorierte.
Imma war nach einer Woche noch nicht wieder zurück. Lola sah sie vor sich, winzig klein und mit furchtlosem Blick, dem Gesicht einer gebildeten Bäuerin oder einer Gymnasiallehrerin, in einer weiten prähistorischen Landschaft, eine Frau von fast fünfzig Jahren, ganz in Schwarz, die, ohne nach rechts oder links zu schauen, ohne sich umzudrehen, durch ein Tal lief, in dem man noch die Spuren der großen Raubtiere von denen der leichtfüßigen Pflanzenfresser unterscheiden konnte. Sie stellte sich vor, wie sie an einer Kreuzung stand, während die Schwerlaster mit unverminderter Geschwindigkeit an ihr vorbeidonnerten und Staubwolken aufwirbelten, die sie nicht berührten, als ergäben ihre Unentschlossenheit und Wehrlosigkeit einen Zustand der Gnade, eine Glocke, die sie vor der Unbarmherzigkeit des Schicksals, der Natur und ihresgleichen beschützte. Am neunten Tag setzte die Pensionswirtin sie vor die Tür. Von da an schlief sie im Bahnhof, in einem verlassenen Schuppen, in dem mehrere Obdachlose schliefen, die sich gegenseitig ignorierten, auf offenem Feld, neben der Umzäunung, die die Irrenanstalt von der äußeren Welt trennte. Eines Abends trampte sie zum Friedhof und schlief in einer leeren Grabnische. Am nächsten Morgen fühlte sie sich glücklich und zufrieden und beschloss, dort auf Immas Rückkehr zu warten. Sie hatte Wasser zum Trinken, zum Zähneputzen und zum Gesichtwaschen, befand sich ganz in der Nähe der Anstalt, und es war ein friedliches Plätzchen. Eines Nachmittags, als sie eine Bluse, die sie gerade gewaschen hatte, zum Trocknen auf eine an der Friedhofsmauer lehnende weiße Steinplatte legte, hörte sie Stimmen, die aus einer Familiengruft drangen, und ging ihnen nach. Die Gruft gehörte einer Familie Lagasca, und ihr baulicher Zustand ließ unschwer erraten, dass der Letzte des Namens Lagasca vor langer Zeit gestorben war oder die Gegend verlassen hatte. In der Krypta sah sie den Lichtkegel einer Taschenlampe und fragte, wer da? Herrgott, du? hörte sie im Innern eine Stimme. Sie dachte, es könnten Diebe sein oder Arbeiter, die die Gruft restaurierten, oder Grabschänder, dann hörte sie eine Art Miauen, und als sie sich schon abgewandt hatte, tauchte in der Gittertür das griesgrämige Gesicht von Larrazábal auf. Hinter ihm kam eine Frau heraus, der er befahl, am Auto auf ihn zu warten. Sie plauderten dann eine Weile und schlenderten Arm in Arm die Friedhofswege entlang, bis die sinkende Sonne die blank polierte Kante der Grabnischen erreichte.
Wahnsinn ist ansteckend, dachte Amalfitano, der auf dem Boden seiner Veranda saß, während sich auf einmal der Himmel bezog, so dass weder der Mond noch die Sterne oder die Irrlichter mehr zu sehen waren, die man, so das Gerücht, in dieser Gegend des nördlichen Sonora und südlichen Arizona ohne Ferngläser oder Teleskope beobachten kann.
Wahnsinn ist tatsächlich ansteckend, und Freunde sind ein Segen, vor allem, wenn man allein ist. Das waren exakt die Worte, die Lola vor Jahren gebrauchte, als sie Amalfitano in einem Brief ohne Absender von ihrer zufälligen Begegnung mit Larrazábal erzählte, die damit endete, dass der Baske ihr eine Leihgabe von zehntausend Peseten aufdrängte und das Versprechen abnahm, am nächsten Tag wiederzukommen, bevor er in den Wagen stieg und der Nutte, die ungeduldig auf ihn gewartet hatte, mit einer Geste bedeutete, das Gleiche zu tun. In jener Nacht schlief Lola wieder in ihrer Grabnische, obwohl sie versucht war, in die offene Krypta umzuziehen, glücklich, weil die Dinge sich zum Besseren wendeten. Als der Tag anbrach, wusch sie sich von Kopf bis Fuß mit einem feuchten Lappen, kämmte sich und zog saubere Sachen an, ging dann zur Straße,
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