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Industriepark El Progreso, arbeitete, ihr Leichnam jedoch im Industriepark Arsenio Farrell auftauchte, auf einer für alle Autos außer Müllfahrzeugen schwer zugänglichen Müllhalde. Kinder fanden sie am frühen Morgen, und als der Leichnam kurz nach Mittag abgeholt wurde, drängte sich eine große Schar Arbeiterinnen um den Krankenwagen, die wissen wollten, ob es sich um eine Freundin, eine Kollegin oder um eine Bekannte handelte.
Noch im Oktober wurde der Leichnam einer weiteren Frau gefunden, wenige Meter abseits der Hauptstraße zwischen Santa Teresa und Villaviciosa in der Wüste. Der auf dem Bauch liegende Körper der Frau befand sich in einem Zustand fortgeschrittener Verwesung; sie war mit einem Sweater und einer Polyesterhose bekleidet, in deren Tasche man einen Dienstausweis fand, wonach sie Elsa Luz Pintado hieß und im Supermarkt Del Norte arbeitete. Der oder die Mörder hatten sich nicht die Mühe gemacht, ein Grab zu schaufeln. Sie hatten sich auch nicht die Mühe gemacht, tiefer in die Wüste hineinzugehen. Sie hatten die Leiche einfach ein paar Meter weit geschleift und dort liegenlassen. Die anschließenden Ermittlungen bei Del Norte erbrachten folgende Ergebnisse: In jüngster Zeit hatte man keine der Kassiererinnen oder Verkäuferinnen vermisst; Elsa Luz Pintado hatte tatsächlich zur Belegschaft gehört, aber seit anderthalb Jahren war sie nicht mehr hier beschäftigt, weder in dieser noch in einer anderen Filiale des Unternehmens; Bekannte beschrieben Elsa Luz Pintado als eine große Frau von über eins siebzig, der in der Wüste gefundene Leichnam dagegen maß höchstens ein Meter sechzig. Vergebens versuchte man, den Aufenthaltsort von Elsa Luz Pintado in Santa Teresa zu ermitteln. Der für den Fall zuständige Kommissar hieß Ángel Fernández. Die gerichtsmedizinische Untersuchung war nicht imstande, die Todesursache eindeutig zu klären, obwohl vage angedeutet wurde, die Tote könne erwürgt worden sein, immerhin aber ließ sich feststellen, dass der Leichnam mindestens sieben Tage, aber nicht länger als einen Monat in der Wüste gelegen hatte. Kurz darauf wurde Kommissar Dios Martínez zugezogen, der ein formelles Gesuch verfasste, in dem er bat, nach der mutmaßlich ebenfalls verschwundenen Elsa Luz Pintado fahnden und entsprechende Schreiben an die Polizeidienststellen des gesamten Bundesstaates schicken zu dürfen, doch wurde sein Gesuch abgelehnt, und man riet ihm, sich ganz auf den eigentlichen Fall zu konzentrieren.
Mitte November wurde die dreizehnjährige Andrea Pacheco Martínez beim Verlassen der 16. Technischen Realschule entführt. Obwohl die Straße keineswegs unbelebt war, bekam niemand die Sache mit, ausgenommen zwei Schulkameradinnen, die sahen, wie sie auf einen schwarzen Wagen zuging, einen Peregrino oder Spirit vermutlich, in dem ein Typ mit dunkler Sonnenbrille auf sie wartete. Möglich, dass noch mehr Personen in dem Wagen saßen, aber Andreas Schulkameradinnen sahen sie nicht, schon wegen der getönten Scheiben. An diesem Nachmittag kam Andrea nicht nach Hause, und nachdem ihre Eltern bei Freunden von ihr herumtelefoniert hatten, gaben sie wenige Stunden später bei der Polizei eine Vermisstenanzeige auf. Die städtische und die Kriminalpolizei nahmen sich des Falls an. Als sie zwei Tage später gefunden wurde, verriet ein gebrochenes Zungenbein, dass man sie erwürgt hatte. Zuvor war sie anal und vaginal vergewaltigt worden. Die Handgelenke wiesen typische Schwellungen von Fesseln auf. An bei den Knöcheln fanden sich Abschürfungen, woraus man schließen durfte, dass auch die Füße gefesselt waren. Ein salvadorianischer Einwanderer fand ihre Leiche hinter der Schule Francisco I in Madero, unweit der Siedlung Álamos. Sie war vollständig bekleidet, und der Rock sowie die Bluse, an der nur ein paar Knöpfe fehlten, waren nicht zerrissen. Der Salvadorianer wurde des Mordes angeklagt und in den Kellern des Dritten Kommissariats zwei Wochen festgehalten, bevor man ihn wieder laufenließ. Er kam mit gebrochener Gesundheit davon. Kurz darauf brachte ihn ein Schlepper über die Grenze. In Arizona verirrte er sich in der Wüste, und nach dreitägigem Fußmarsch kam er völlig dehydriert in Patagonia an, wo ein Farmer ihm eine Tracht Prügel verpasste, weil er auf seinen Grund und Boden gekotzt hatte. Er verbrachte einen Tag in der Zelle des Sheriffs und wurde dann in ein Krankenhaus geschafft, wo er nur noch friedlich sterben konnte, was er auch tat.
Der letzte
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