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2666

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Titel: 2666 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roberto Bolaño
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sagte Amalfitano, »Sie sind die Experten, ich weiß nur, dass er der erste Deutsche ist, den wir finden.«
    Der Zirkus hieß Circo Internacional, und ein paar Männer, die gerade mit Hilfe eines komplizierten Systems aus Seilen und Flaschenzügen das Zelt aufrichteten, zeigten ihnen den Wohnwagen, in dem der Direktor wohnte, ein Chicano, ein etwa fünfzig Jahre alter Mann, der lange in europäischen Zirkussen gearbeitet hatte, die zwischen Kopenhagen und Málaga auf dem Kontinent unterwegs waren und mit wechselndem Erfolg in kleinen Ortschaften auftraten, bis er sich entschloss, in seine Heimat, nach Earlimart in Kalifornien, zurückzukehren und seinen eigenen Zirkus zu gründen. Er nannte ihn Circo Internacional, denn ursprünglich hatte er die Idee, Künstler aus der ganzen Welt zu verpflichten, obwohl dann doch die meisten aus Mexiko und den Vereinigten Staaten kamen, nur hin und wieder stieß ein Mittelamerikaner zu ihnen, einmal hatten sie auch einen siebzigjährigen kanadischen Dompteur, den kein anderer Zirkus in den Vereinigten Staaten haben wollte. Sein Zirkus war klein und bescheiden, sagte er, aber der erste mit einem Chicano als Direktor.
    Wenn sie nicht auf Tournee waren, traf man sie in Bakersfield, unweit von Earlimart, wo der Zirkus sein Winterquartier besaß, obwohl er manchmal auch in Sinaloa, Mexiko, Station machte, nicht für lange, nur für einen Abstecher nach DF und um mit Orten im Süden, bis hinunter zur Grenze nach Guatemala, Verträge abzuschließen, von wo aus sie wieder hinauf in Richtung Bakersfield zogen. Als die Fremden ihn nach Doktor Koenig fragten, wollte der Direktor wissen, ob zwischen ihnen und dem Zauberer irgendwelche Rechtsstreitigkeiten oder Geldforderungen bestünden, was Amalfitano eilig verneinte, wo denken Sie hin, diese Herren sind höchst ehrenwerte Universitätsprofessoren aus Spanien beziehungsweise Frankreich und er selbst, ohne weiter ausholen oder sich vordrängen zu wollen, Professor an der Universität von Santa Teresa.
    »Aha, gut«, sagte der Chicano, »wenn das so ist, bringe ich Sie zu Doktor Koenig, der auch Professor an der Uni war, wenn ich nicht irre.«
    Den Kritikern blieb fast das Herz stehen, als sie das hörten. Dann folgten sie dem Direktor zwischen den Wohnwagen und rollenden Käfigen hindurch bis dorthin, wo in jeder Hinsicht der äußere Rand des Lagers erreicht war. Dahinter gab es nur noch gelbe Erde, vereinzelte schwarze Baracken und den Zaun der mexikanisch-amerikanischen Grenze.
    »Er liebt die Ruhe«, sagte der Direktor, ohne dass ihn einer gefragt hatte.
    Er pochte mit den Knöcheln an die Tür des kleinen Wohnwagens. Jemand öffnete die Tür, und eine Stimme aus der Dunkelheit fragte, was sie wünschten. Der Direktor sagte, er sei es und er bringe drei europäische Freunde, die ihm guten Tag sagen wollten. Dann kommen Sie rein, sagte die Stimme, und sie stiegen die einzige Treppe hinauf und traten ins Innere des Wohnwagens, an dessen einzigem Fenster, kaum größer als ein Bullauge, die Vorhänge zugezogen waren.
    »Wir wollen doch sehen, wo wir Platz finden«, sagte der Direktor, sprach's und zog die Vorhänge auf.
    Ausgestreckt auf dem einzigen Bett sahen sie einen glatzköpfigen Mann mit olivfarbener Haut und riesigen schwarzen Shorts als einziger Bekleidung, der ihnen mühsam entgegen blinzelte. Der Mann konnte nicht älter sein als sechzig, weshalb er als Archimboldi natürlich nicht in Frage kam, doch sie beschlossen, einen Moment zu bleiben und ihm zumindest dafür zu danken, dass er sie empfangen hatte. Amalfitano, der von allen die beste Laune hatte, erklärte ihm, sie seien auf der Suche nach einem deutschen Freund, einem Schriftsteller, und sie könnten ihn nicht finden.
    »Und Sie haben geglaubt, Sie würden ihn in meinem Zirkus finden?«, sagte der Direktor.
    »Nicht ihn, sondern jemanden, der ihn gekannt hat«, sagte Amalfitano.
    »Ich habe noch nie einen Schriftsteller angestellt«, sagte der Direktor.
    »Ich bin kein Deutscher«, sagte Doktor Koenig, »ich bin US-Amerikaner, ich heiße Andy López.«
    Während er das sagte, zog er aus einem Sakko, das an einem Haken hing, seine Brieftasche und hielt ihnen seinen Führerschein hin.
    »Worin besteht Ihre Zauberdarbietung?«, fragte Pelletier auf Englisch.
    »Ich beginne damit, dass ich Flöhe verschwinden lasse«, sagte Doktor Koenig, und alle fünf lachten.
    »Das ist die reine Wahrheit«, sagte der Direktor.
    »Dann lasse ich Tauben verschwinden, dann einen Kater, dann

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