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269 - Andronenreiter

269 - Andronenreiter

Titel: 269 - Andronenreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sascha Vennemann
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Augen, die im schwachen Mondschein glänzten, fixierten Matt. Die schwarze Haarmähne lag strähnig um ihren Kopf. »Ich bin fix und fertig«, flüsterte sie. »Lass uns schlafen, Maddrax. Wir machen weiter, wenn die Sonne aufgeht.«
    Die Erschöpfung drohte die beiden Schiffbrüchigen zu übermannen. Seit vierzehn Stunden paddelten sie nun schon gen Norden, dorthin, wo der Mann aus der Vergangenheit die rettenden Gestade Sardiniens vermutete.
    Bei Tag hatten sie sich am Sonnenstand orientiert, unablässig mit ihren Leichtmetallstücken den Wellen getrotzt und auf ein Anzeichen von Land gehofft. Auf treibendes Holz, Algenkolonien, Seevögel… Dinge eben, die nur in Ufernähe vorkamen…
    Nichts davon hatten sie bis jetzt erblickt.
    Matt legte Aruula beruhigend die Hand auf die Stirn. Sie war schweißnass und trotzdem rau, wie bei einem sich abpellenden Sonnenbrand. Das Salzwasser… oder die Säure?
    »Weißt du eigentlich«, begann er, »dass wir uns gar nicht weit von hier zum ersten Mal getroffen haben? Als du mich am Fuß der Alpen aus meinem abgestürzten Jet gezogen hast?«
    Aruula nickte versonnen. »Mehr als zehn Winter ist das nun her«, sagte sie. »Das ist eine lange Zeit.«
    »Vor allem in einer Welt wie dieser«, ergänzte Matt.
    Die Kriegerin von den Dreizehn Inseln sah ihn traurig an. »Es wäre schade, wenn Wudan beschlossen hätte, es hier auch wieder zu beenden.«
    Matt schüttelte energisch den Kopf. »Red dir so was nicht ein! Schon gar nicht jetzt, nachdem mir fünfzig alterslose Jahre mit einer solch wunderschönen Frau bevorstehen!«
    Er hatte die richtigen Worte gewählt: Aruula strahlte ihn an.
    Bislang war nur er der »Zeitlose« in ihrer Beziehung gewesen, denn mit Durchqueren des Zeitstrahls brachte eine Tachyonenschicht den Alterungsprozess beinahe zum Stillstand. Während er die letzten zehn Jahre nur um wenige Monate gealtert war, hatte Aruula zu ihm »aufgeschlossen«; inzwischen waren sie beide Mitte dreißig.
    Doch nun, nachdem Matt und Aruula gemeinsam durch den Strahl zurück auf die Erde gelangt waren, stand ihnen beiden ein halbes Jahrhundert ohne wesentliche Alterung bevor. Dann allerdings brach das Feld zusammen und die Zeit holte sich binnen weniger Stunden die gestohlenen Jahre zurück.
    Was die zweite »Nebenwirkung« anging, konnte Matt froh sein, dass die Tachyonenschicht um seinen Körper auf dem Mars von einer lebenden Blaupause - einer Erdfrau, deren seelenlose Kopie ein junger Geistwanderer aus dem Zeitstrahl geholt hatte - abgesaugt worden war. [2] Ansonsten wäre er durch den Tachyonenüberschuss für einige Tage unsichtbar geworden, der Gegenwart um eine undefinierbare Zeitspanne entrückt. So wie nach dem Flug durch den Strahl mit dem Afranischen Kaiser Pilatre de Rozier und dem Seher Yann. [3]
    Aruula richtete sich auf. »Du hast recht«, sagte sie bestimmt und drückte Matt mit ihren rauen Lippen einen Kuss auf den Mund. »Ich werde zu Wudan beten, dass er uns noch nicht so bald an seine Tafel ruft… Maddrax?«
    Matthew Drax hatte bei den letzten Worten gar nicht mehr richtig zugehört. Langsam zog er seine Beine an und ging in die Knie, um sich ein wenig aufzurichten.
    Da! Da war es wieder!
    Am Horizont, knapp über Aruulas linker Schulter, leuchtete ein blinkender Punkt.
    »Was hast du? Siehst du etwas?«, wollte Aruula wissen und wandte sich ebenfalls um.
    Matt kniff die Augen zusammen. Tatsächlich, der Lichtpunkt wurde abwechselnd heller und dunkler. Ein Leuchtturm?
    Vor ihm stieß Aruula ein befreites Lachen aus. »Ich sehe es auch!«, rief sie. »Da liegt Land, richtig?«
    Matt murmelte etwas Zustimmendes. Er ließ den Lichtpunkt nicht aus den Augen. »Ich glaube, das ist ein Leuchtturm. Wenn ja, könnte es Sardinien sein!«
    »Komm!« Aruula hatte neuen Mut geschöpft und griff zu ihrem Behelfs-Paddel. »So weit ist es nicht. Wenn es hell wird, sehen wir entweder schon Land oder das Licht verschwindet. Also los!«
    Im Morgengrauen erreichten sie, völlig erschöpft und am Ende ihrer Kräfte, einen felsigen Strand. Ihr Floß lief auf kieseligen Grund, die letzten paar Meter zu den Dünen mussten sie durch etwa kniehohes Wasser waten. Das brachte ihren Kreislauf noch einmal auf Touren, bevor sich die Anstrengungen auf See endgültig bemerkbar machten. Sie waren gerade noch in der Lage, sich in einer schützenden Mulde hinter einer Düne aneinander zu kuscheln, als sie auch schon in tiefen Schlaf fielen.
    ***
    Matt Drax erwachte, weil etwas an seinem

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