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27 - Im Lande des Mahdi I

27 - Im Lande des Mahdi I

Titel: 27 - Im Lande des Mahdi I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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gebracht!“
    „Ist das der Mut, von welchem du vorhin sprachst?“ bemerkte ich.
    „Rede nicht von Mut, Effendi!“ fuhr er mich an. „Stelle mich vor einen wirklichen Feind, und ich werde Wunder der Tapferkeit tun, aber mute mir nicht zu, mich um die Obliegenheiten meines duftliebenden Geruches zu bringen. Hat der Mensch etwa die empfängliche Innigkeit der Nase erhalten, um sich hier dieselbe rauben zu lassen? Sage, was du willst, ich bleibe hier!“
    „Er hat recht“, stimmte der Stallmeister bei. „Ich fühle meinen Kopf, als ob ich fünf oder sechs Köpfe hätte; meine Augen schmerzen mich von dem Qualm der Fackeln, und meine Lunge ist wie zugebunden. Was gehen mich die Krokodile der Toten an! Wenn du erlaubst, so warte ich mit Selim hier, bis du wiederkommst.“
    „Also auch du willst mich verlassen?“
    „Nicht verlassen; wir bleiben ja in der Höhle; aber nachdem ich diese kleine Strecke genossen habe, fühle ich mich befriedigt und habe nicht Lust, tiefer in ihre Geheimnisse einzudringen.“
    „So bleibt hier! Ich werde ausführen, was ich mir vorgenommen habe.“
    Ich fand den Führer an derselben Stelle, an welcher wir ihn verlassen hatten. Als er erfuhr, daß er es nun nur noch mit mir zu tun habe, nahm er das mit großer Befriedigung auf, denn einer verursachte ihm weniger Sorge und Mühe als drei, und von der ihm versprochenen Summe büßte er ja nichts ein.
    Wir krochen weiter. Der Gang wurde noch enger und war am Boden mit scharfen Quarzkristallen bedeckt, welche in die Hände und Kleidung schnitten. Dann ging es durch eine Spalte, welche so schmal war, daß wir uns kaum hindurchzwängen konnten. Hinter derselben lag ein weiter, gewölbter Raum, welcher mit Felsblöcken angefüllt war, zwischen denen es Risse und Spalten gab, die senkrecht in die Tiefe fielen. Wer hier einen Fehltritt tat, der war verloren. An der Decke und den Felsen hingen Fledermäuse, eine dicht neben der anderen. Durch unsere Fackeln erschreckt, flogen sie auf und mit bewundernswerter Geschicklichkeit und ohne uns zu berühren um unsere Köpfe. Es waren ihrer so viele, daß ihr Flug wie das Brausen eines strömenden Wassers klang, welches das Ohr förmlich betäubte.
    Nun ging es über die gähnenden Spalten hinweg, wieder in einen engen Gang, welcher leider auch voller Fledermäuse hing. Die Exkremente derselben bedeckten den Boden, über welchen wir mit den Händen krochen, und der Gestank wurde hier so abscheulich, so durchdringend, daß ich nahe daran war, dem Führer zu sagen, daß auch ich umkehren wolle. Die Massen dieser Tiere wurden immer dichter, und der Gang verengte sich mehr und mehr. Die Flughäuter hatten nicht Platz, um auszuweichen; sie flogen uns an die Köpfe, in die Gesichter, in die Flammen der Fackeln, so daß diese verlöschten. Da galt es, wieder anzuzünden; aber kaum sprühte ein Zündhölzchen auf, so wurde es durch eine dagegenfliegende Fledermaus wieder ausgelöscht. Dennoch drangen wir weiter und weiter vor, bis wir in eine Art Gemach gelangten, welches so hoch war, daß wir uns aufrichten und etwas freier atmen konnten. Aber auch hier gab es tiefe Risse, Sprünge und Höhlenlöcher, welche nach verschiedenen Seiten von hier aus abzweigten. In diesem Raum sah ich, während wir bisher nur den Staub und kleinere Bruchstücke von Mumien bemerkt hatten, die erste ganze, vollständig erhaltene Dauerleiche. Es war diejenige eines Krokodiles, welches eine Länge von gegen acht Ellen hatte.
    Wir stiegen über dasselbe weg und krochen in ein weiteres Loch, die Mündung eines Ganges, welcher uns in eine hallenartige Erweiterung führte. Da lag denn, was ich suchte, aber doch nicht vollkommen fand. Es waren keine erhaltenen Mumien, sondern lauter Bruchstücke derselben, viele Wagenladungen voll. Es gab da ganze Leiber, doch ohne Arm und Bein, halbe Rümpfe, ganze und zerbrochene Glieder, nicht nur von Krokodilen, sondern auch von anderen Tieren und sogar von Menschen. Hier war, wie es schien, ein förmlicher Jahrmarkt gehalten worden.
    Ich suchte in den Resten, fand aber nichts Wertvolles, hatte auch gar nicht die Absicht, einen Ankauf zu machen. Was sollte ich mit einer Mumie! Da ich weiter nach Süden wollte, wäre sie mir höchstens unbequem geworden. Das Wühlen in dem wirren Chaos war übrigens nichts Angenehmes, und zwar wegen dem dabei aufsteigenden Mumienstaub, der entsetzlichen Hitze und dem kaum mehr auszuhaltenden Geruch.
    Die Halle war, wie alle Räume und Gänge, durch welche wir jetzt

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