2718 – Passage nach Arkon
ist schon seit einer Weile nicht zu übersehen. Sie spielen Katz und Maus – und wer die Rolle der Maus übernommen hat, muss ich wohl nicht besonders betonen.«
Natürlich blieb diese Schlacht im Herzen des Kristallimperiums der galaktischen Öffentlichkeit nicht verborgen. Es war anzunehmen, dass Raumschiffsbesatzungen aus sicherer Entfernung mittels Spionsonden und Fernortungen das Geschehen verfolgten und die Aufnahmen von Anfang an verbreiteten.
Auch wenn der Verlauf der Kämpfe für Arkon bislang kein Ruhmesblatt war, der galaktischen Öffentlichkeit wurde eine unmissverständliche Botschaft übermittelt: Das Kristallimperium ließ nicht mit sich spaßen. Militärische Drohungen wurden kompromisslos mit den geeigneten Mitteln beantwortet. Und Verluste spielten angesichts der Größe des Imperiums und seiner Wirtschaftskraft nur eine untergeordnete Rolle.
Nach den ersten Linearmanövern hatte die Robotflotte sofort reagiert. Mit klarer Logik setzten die Positroniken nun auf Kurztransitionen.
Bostich hatte schon zu einer Erwiderung angesetzt, doch für einen Moment neigte er leicht den Kopf und lauschte in sich hinein. Das war die Sache von ein, zwei Sekunden, wenn überhaupt, Tek hatte mittlerweile einen Blick dafür. Bostich diskutierte oft mit seinem Extrasinn.
»Es ist unerlässlich, dass die Onryonen am Einflug in den Kristallschirm gehindert werden«, sagte der Imperator. »Solange nur zehn, zwanzig oder auch hundert Raumer der Angreifer durchbrechen, wird das unsere Heimatflotte vor keine zu großen Probleme stellen. Tormanacs Strategie ist eindeutig darauf ausgerichtet. Ohnehin hat er keine andere Wahl.«
Tekener schüttelte den Kopf. »Mir ist unbehaglich dabei«, gestand er ein. »So denken Arkoniden, so denken Terraner. Aber was wissen wir über die Onryonen und ihre Möglichkeiten?«
Bostich schürzte die Lippen. Er lachte verhalten. »Aus dir spricht eindeutig der Spieler, nicht der Stratege. Natürlich dürfen wir den Gegner nicht unterschätzen. Schon das Vordringen der CHUVANC in den Kristallschirm beweist seine Stärke. Aber man kann auch mit einem guten Blatt ein Spiel verlieren.«
»Nicht mit einem schlechten gewinnen«, konterte Tekener. »Jedenfalls in den seltensten Fällen. Nur dann, wenn der mit dem guten Blatt einen Fehler nach dem anderen begeht. Hast du den Eindruck, dass die Onryonen Fehler begehen?«
Bostich winkte ab. »Wir werden sehen. Uns beiden sind ohnehin die Hände gebunden.«
*
Aus naheliegenden Gründen blieb dem Imperator ein Eingreifen ebenso verwehrt, als mehrere Stunden später weitere Onryonenverbände vor dem Arkon-System eintrafen. Innerhalb von zwanzig Minuten materialisierten rund 30.000 Schiffe, vom Raumvater bis hinab zu den kleineren Einheiten.
Noch griff die Verstärkung nicht in die anhaltenden Kämpfe mit den Robotraumern ein.
»Ich halte es keineswegs für ausgeschlossen, dass der Vizeimperator in Kürze darauf reagieren wird«, sagte Bostich. »Er wird weitere Einheiten ausschleusen – Robotschiffe und womöglich auch reguläre Einheiten.«
Tekener stand vor der Holowand und holte einzelne Vergrößerungen heraus, indem er die Ausschnitte einfach mit der Hand berührte.
»Genau dieser Gedanke bereitet mir Unbehagen«, entgegnete er. »Es ist ein Gefühl, eine Intuition. Leider ohne dass ich letztlich erklären könnte, was mir daran nicht gefällt.«
»Du befürchtest eine Schwächung der Innenverteidigung«, vermutete Bostich. »Solange die Onryonen aber nicht in den Tunnel einfliegen, ist das belanglos.«
Tekener wandte sich dem Imperator zu. Dass Bostich kaum merklich die Augen zusammenkniff, verriet ihm die Wirkung seines von den Narben der Lashat-Pocken zerfurchten Gesichts. Das seitlich einfallende Licht und die flachen Schatten mochten seine Haut wie grobporiges Gestein erscheinen lassen – eine Landkarte seines langen Lebens und beinahe tödlicher Erfahrungen.
»Belanglos ...«, wiederholte er sinnend. Schließlich schüttelte er den Kopf. »Die Onryonen spielen mit den Robotschiffen. Ich nenne es so«, fügte er hastig hinzu, als Bostich ihn unterbrechen wollte, »und ich will verdammt sein, wenn ich nicht recht behalte. Sie spielen auf Zeitgewinn. Vielleicht, weil sie die Verstärkung abwarten wollten.«
»Du fragst dich, was mit Richter Chuv ist?«
»Er ist der Joker.«
Ein leicht amüsierter Zug erschien um Bostichs Mundwinkel, doch übergangslos wurde er wieder ernst. »Ich müsste mit Tormanac reden, allerdings
Weitere Kostenlose Bücher