2725 - Preis der Gerechtigkeit
beherrschte sich.
Der Roboter führte ihn durch einen weiten, nüchternen Gang, in dem zwei Reinigungsmaschinen an der Arbeit waren. Das waren sie immer. Schechter hatte in dieser Klinik noch nie irgendeine Verunreinigung gesehen.
Sie schwebten in einem Antigravlift zehn Stockwerke nach oben, ehe es durch ein Labyrinth aus Gängen, Türen und Schleusen weiterging. Endlich sagte sein mechanischer Führer: »Hier wird deine Operation vorgenommen. Ich wünsche dir alles Beste, Wohlbefinden und gute Gesundheit.«
Schechter würdigte den Roboter keiner Antwort und ging in den Raum.
Caus-Iver wartete bereits. Der hagere, glatzköpfige Tefroder, der Schechter unwillkürlich von Anfang an an einen Ara erinnert hatte, stand neben einem Pult, auf dem Operationsinstrumente lagen: Mikroskalpelle, Vibroschneider, Injektoren und dergleichen mehr.
In einem Fesselfeld hingen zwei künstliche Arme in der Luft; sie endeten da, wo sie an der Schulter ansetzen würden. Die Finger bewegten sich langsam und geschmeidig. Schechter sah sie zum ersten Mal, seine künstlich gezüchteten Gliedmaßen.
Caus-Iver bemerkte offenbar seinen Blick. »Du wirst dich an sie gewöhnen, und nach Abschluss deiner Aufgabe werde ich sie dir wieder abnehmen können. Es bleiben keine Schäden zurück. Deine eigenen Arme bleiben außerdem unbehelligt, du wirst sie wie gewohnt einsetzen können.«
»Das weiß ich. Du hast es mir bereits erklärt wie auch alle Details der Gesichtsoperation.«
»Viele Patienten beruhigt es, wenn ich ihnen ...«
»Ich brauche keine Beruhigung«, versicherte Schechter. »Fang an!«
Der Mediker stockte, nickte dann. »Bitte entkleide dich bis auf den Ghyrd. Leg dich danach auf das Operationsbett. Ich lasse niemanden während meiner Arbeit assistieren, es werden keine Aufzeichnungen angefertigt. Es gibt keine Mitwisser.«
Der Tomopat befolgte die Anweisungen, legte sich hin, streckte sich aus. Die Unterlage war hart. Es war ihm gleichgültig. Von der Decke fiel schattenloses, gleichmäßiges Licht.
Caus-Iver breitete ein Laken über seinem Patienten aus. »Ich werde dich nun betäuben.«
»Nein.«
»Schechter, ohne Betäubung kann ich nicht operieren, denn ...«
»Betäube mich, wenn du die Gesichtsveränderung vornimmst. Zuerst die Arme. Und ich bleibe wach.« Er ließ niemanden in die Nähe seiner Arme, ohne dass er ihn genau beobachten konnte.
Niemanden.
»Aber«, setzte der Chefmediker erneut an, »es könnte dein inneres Gleichgewicht ...«
»Ich bleibe wach.«
»Selbstverständlich.« Caus-Iver griff nach einem metallischen Instrument, dessen Funktion Schechter nicht einordnen konnte. Er fragte nicht nach. Es interessierte ihn nicht – er musste sich ohnehin auf die Fähigkeiten des Medikers verlassen.
»Kannst du während der Arbeit reden?«, fragte der Tomopat.
»Sicher.«
»Dann erzähl mir, was du über den Staatsakt weißt.«
»Jetzt?«
»Jetzt.«
Die Berührung des medizinischen Instruments auf seinem Brustkorb fühlte sich kalt an. Caus-Iver bewegte es in Richtung von Schechters Achselhöhlen, schob den Ghyrd etwas beiseite. Er wusste, was er tat – Schechter hatte ihm im Vorfeld genau mitgeteilt, wie weit er die Bindung seiner Arme lösen durfte.
»Es wird schmerzen«, sagte Caus-Iver.
»Erzähl mir über den zwölften Oktober«, verlangte Schechter, während der Mediker einen Schnitt setzte und einen Muskel bloßlegte.
»Inzwischen steht fest«, sagte der Mediker, während er den Muskel mit einem vereisenden Gas behandelte, »dass es für das Publikum zwölf Schwebeplattformen geben wird – zwölf Ränge, die je nach Prominenz des Publikums näher oder weiter entfernt an der Plattform des Tamarons liegen werden. Alles findet über dem Thorm statt, vor der Kulisse von Apsuma einerseits und der Gläsernen Insel andererseits. Ich muss nun einen weiteren Schnitt setzen.«
»Dann tu es und rede nicht darüber.« Schechter spürte Schmerz; er scherte sich nicht darum, schaute nicht nach. Stattdessen überlegte er. »Wie kommen die Gäste auf die Plattformen?«
»Sie starten vom Sternhafen Ospar-Grün.«
Der SOG war der Flottenhafen. Ein Startort, der Schechter sinnvoll vorkam.
»Von dort aus«, fuhr der Mediker fort, »fliegen sie zum Thorm, komplett unter einem Schutzschirm. Das heißt: Die Zuschauer müssen sich auf dem SOG einer Kontrolle unterziehen und werden dann über die Stadt zum Thorm gebracht. Natürlich nutzen Vetris und seine Leute diese Gelegenheit, Apsuma zu präsentieren –
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