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2728 – Die Gravo-Architekten

2728 – Die Gravo-Architekten

Titel: 2728 – Die Gravo-Architekten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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eventuell mitgebrachte Servoroboter. Die Gleittür zum Wohnraum fehlte.
    Raphals Herz klopfte, als er die dunkle Gestalt am Tisch auf einem der verblichenen Sessel sitzen sah. Einen Moment zweifelte er, dass es Mathieu war. Er hob das Display, und das Licht fiel auf das Silber des blitzenden Mantels.
    »Raphal?«, fragte eine ängstliche Stimme, die Raphal an einen Vierzehnjährigen denken ließ.
    Er senkte das Licht, um Mathieu nicht zu blenden. »Ja, klar. Entschuldige, wenn ich dir Angst gemacht habe.«
    Er trat näher, vorbei an dem großen hellen Fleck auf dem grauroten Teppich, über dem einst ein Bett geschwebt war. Schlafen wie auf Wolken, das war einer der Werbesprüche des Langhorne gewesen. Doch weder von den simulierten Wolken noch vom Schwebebett war mehr geblieben als eine vage Erinnerung.
    Mathieu schob ihm einen Teller hin. »Hungrig?«
    »Und wie. Glaub nicht, dass die Goldaugen uns etwas zu essen angeboten hätten. Ich hätte auch nichts genommen.« Er zog den Teller mit Kunstfleisch zu sich und bemerkte dabei die verblasste, goldgeprägte Kartonkarte auf dem Tisch, die ein inzwischen fünfzig Jahre altes Menü anpries und sich den Spaß erlaubte, das lunare Wetter vorherzusagen, das ohnehin künstlich war. Ein weiteres Markenzeichen des Langhorne.
    Damals hatte es noch echtes Fleisch gegeben. Wie das wohl schmeckte?
    Mathieu – der schwarze, schlichte Kleidung unter dem Mantel trug – griff nach einem Helm, der neben ihm am Boden lag. »Ich überprüf's noch mal, während du isst, okay?«
    »Klar, gern.«
    Mathieu überprüfte immer alles. Das gehörte zu seiner Arbeit, und er war verdammt gründlich.
    Raphal aß schweigend und beobachtete den schlaksigen Hünen, auf dessen Gesicht ein seliges Lächeln lag. Der Mantel und der Helm bildeten einen Koko – einen Kontracomputer. Beides hatte Ähnlichkeit mit vorsintflutlichen Motorradklamotten. Gebrochen wurde der Anblick von einer übergroßen, verspiegelten Visobrille, einer Eigenart von Mathieu. Die Brille schaltete nur für ihn sichtbar einen visuellen Holodatenraum, den ihm der Kontracomputer nicht lieferte. Seine Berechnungen und Hypothesen gelangten über Sensoren direkt in Mathieus Gehirn. Zwar sprachen auch sie die visuellen Gehirnbereiche an, doch der Kybernetiker mochte es laut eigener Aussage lieber, etwas vor der Netzhaut zu haben.
    Das Modell des Koko war ein Whistler NoSir, alt und noch immer beliebt. Die Positronik würde das tun, was Raphal und anderen schwerfiel. Sie würde quer denken und Hypothesen erwägen, die einem Menschen vielleicht gar nicht einfielen. Dabei ging sie stets von gegenteiligen Annahmen herkömmlicher Rechner und von unwahrscheinlichen Ereignissen aus. Die Ergebnisse waren oft erstaunlich. Besonders in unübersichtlichen und kritischen Situationen stellte der Koko Berechnungen an, die eine hohe Trefferquote erreichten.
    Raphal aß gerade das letzte Stück Kunstfleisch, als Mathieu den Kopf hob und sich ihm zuwandte.
    »Ich bin erneut sämtliche Daten durchgegangen. Einige Hypothesen sind meines Erachtens Unfug, wie etwa, dass wir uns noch immer im Schacht befinden oder dies eine Verschwörung von einem Ableger der Superintelligenz Seth-Apophis und der Chaotarchen ist. Am wahrscheinlichsten ist jedoch ein im Grunde ebenso verblüffendes Szenario.«
    »Musst du immer so geschwollen reden? Komm zum Punkt!«
    Mathieu ignorierte den Einwurf. »Ich habe die Lage genaustens analysiert und komme zu genau einem Schluss. Die Sabotageakte des Widerstands sind gescheitert. Die Daten von jenseits des Repulsorwalls sind meinem Dafürhalten nach nichts als ein Täuschungsmanöver der Onryonen. Dies wurde aus einem Grund eingefädelt: um den Widerstand komplett und endgültig auszuschalten.«
    »Aber ... Wir waren eben im Flip, und niemand hat uns festgenommen.« Raphal sah auf sein Multifunktionsgerät. »Wenn sie Pri verhaftet hätten, wüsste ich das.«
    »Das, was sie vorhaben, ist umfassender, als eine Person oder zwei zu verhaften. Du musst dranbleiben. Gib mir mehr Daten, und ich kann dir sagen, was sie planen. Beeil dich!«
    Raphal verzog humorlos das Gesicht. »Was die Eile angeht, brauchst du dir keine Sorgen zu machen. Falls du es noch nicht bemerkt hast: Wir stürzen auf einen Neutronenstern zu.«
    Mathieu tippte gegen den Helm. »Tun wir eben nicht. Das ist, was sie uns glauben machen wollen.«
    Mit einem flauen Gefühl im Magen, das nicht nur vom Kunstfleisch kam, schob Raphal den Teller über die Goldrandkarte.

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