277 - Xij
Pläne?«
»Reden wir später darüber.« Xij wandte sich ihr zu. »Wir hatten bisher ein sehr gutes Verhältnis, Axya.« Sie räusperte sich. »Kann ich dich um einen Gefallen bitten?«
»Ja.«
»Könntest du meine wahre Natur für dich behalten?«
Axya dachte an die Umstände, in denen Duncayn von Loxlee und seine Bande lebten. Sie dachte aber auch daran, dass Menschen in den Diensten des Propheten standen, die sich vielleicht mittels einer falschen Identität in ihre Reihen einschleichen wollten. »Aus welchem Grund?«
»Aus Sicherheitsgründen«, entgegnete Xij ernsthaft. »Ich bin allein in einem fremden Land unterwegs. Ich werde verfolgt. Du hast es selbst erlebt. Außerdem will ich nicht, dass mir ungewaschene Gentlemen auf den Leib rücken, auf deren Nähe ich verzichten kann. Ich will mich nicht alle Nase lang gegen aufdringliche Kerle wehren müssen, die mich für Freiwild oder Schlimmeres halten.«
»Das ist der einzige Grund?«
»Ich finde, er reicht aus.« Xij seufzte. Eigenartigerweise hatte Axya von nun an das Gefühl, dass jeder aus Xijs Kehle kommender Laut weiblich klang. Als hätte sie ihren Ton von Dur auf Moll geändert, um ihr zu verdeutlichen, dass sie mal dies und mal das war. Xij, das gut aussehende, undurchsichtige Neutrum, und - tja, wer? - das ängstliche Mädchen, das sich vor der Welt und ihren Bewohnern fürchtete?
»Was machst du hier?«, fragte Axya. »Wer waren die Männer, die uns am Lagerfeuer überfallen haben?«
»Mörder. Im Auftrag meines Oheims.«
»Warum will er, dass du stirbst?«
»Ich hätte ihn beinahe getötet.«
»Warum?«
»Weil er meinen Vater ermordet hat.« Xij Blick verdunkelte sich. »Zusammen mit meiner hinterhältigen Mutter.«
»Himmel«, murmelte Axya. »Warum haben sie das getan?«
»Aus Habgier.« Xij sprach leise, doch was ihr Mund sagte, war wie ein Fauchen. »Mein Vater war Kauffahrer. Ihm gehörten viele Schiffe. Die wollten sie haben.« Axya glaubte Xij mit den Zähnen knirschen zu hören. »Mein Oheim war in der ganzen Region als mächtiger und potenter Krieger bekannt«, fuhr er fort. »Nun hat er nichts mehr von seiner Potenz. Statt ihn umzubringen, habe ich ihm nur die Klöten abgeschnitten. War vielleicht ein Fehler. - Ich meine, ihn nicht zu töten. Jetzt sind seine Bluthunde hinter mir her.«
Axya schluckte. »Und was suchst du in unserer Region?«
Xij brauchte eine ganze Weile, bevor sie sich zu einer Antwort entschließen konnte. »Spuren eines Freundes. Sagen wir, er war ein Freund meines Vaters.«
»Und er ist hier - im Skothenland?«
Xij zuckte die Achseln. »Er fuhr im Auftrag meines Vaters mit einem Schiff nach Croobai, um… Es ging um Geschäfte. Leider haben wir weder von ihm noch von dem Schiff je wieder etwas gehört. Vielleicht ist es in einem Sturm gesunken. Vielleicht wurde es von Piraten versenkt. Vielleicht hat die Mannschaft gemeutert und es segelt heute unter einem anderen Namen über die Meere…«
»Und?«
»Vielleicht lebt er noch, weil er sich niemals an einer Meuterei beteiligt hätte.«
»Wann ist er abgefahren?«
»Vor einem halben Jahr. Wenige Tage vor dem Tod meines Vaters.«
Axya fand, dass sie nun trocken genug war, um sich anzuziehen. Xij schien sich dagegen in ihrer Nacktheit wohlzufühlen. »Wer war der Mann? Und welche Geschäfte wollte er in Croobai machen? So weit ich weiß, leben in den Ruinen dort nur Ratzen und Radacken.«
Auch diesmal brauchte Xij eine Weile für ihre Antwort. »Er hatte schwarzes Haar und blaue Augen und ein ansteckendes Lachen. Seine Zähne sind mir am besten in Erinnerung geblieben. Sie sahen aus wie Porzellan. Er war um die zwölf Win… Jahre älter als ich.«
Das erinnert mich an Roobur , dachte Axya und schlüpfte in ihre Stiefel.
»Er hieß Roobur.«
Der Schreck fuhr Axya durch alle Glieder. » Was? «
»Du hast richtig gehört. Im Hafen von Peddahedd hat er meinen Vater kennengelernt. Er war der Seemann, mit dem er beim Würfeln gesehen wurde. Die beiden haben sich schnell angefreundet, und dann hat er Roobur angeheuert.«
Axya setzte sich wieder hin. Das musste sie erst verdauen. »Warum ist er hierher zurückgekehrt?«
»Roobur hat von magischen Dingen erzählt, die er hier in einem unterirdischen Labyrinth entdeckt hat… von Dingen, von denen er glaubte, dass sie in den falschen Händen großes Unheil anrichten könnten: Waffen, Fahrzeuge, technische Geräte. Er ist hauptsächlich deswegen von hier verschwunden.« Ein verlegenes Grinsen. »Roobur
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