28 Tage lang (German Edition)
zurück.
Indessen zerschlug ich mit einem Stein ein Fenster und öffnete es von innen.
Hinter uns hörte Ben auf zu feuern.
Er war gefallen.
Nicht umdrehen, dachte ich mir, nicht umdrehen. Nur keine wertvollen Sekunden verlieren!
Die Soldaten schossen jetzt in unsere Richtung.
Ich kletterte durch das Fenster, sprang in die Wohnung.
Hinter mir schrie Leon.
Zweimal.
Und dann nicht mehr.
Keine wertvollen Sekunden verlieren!
Ich rannte durch die Wohnung, öffnete ein Fenster zur nächsten Straße, sprang wieder heraus, kam dabei unglücklich auf und knickte mit meinem linken Fuß um. Ich fluchte kurz auf, versuchte aber gleich weiterzulaufen. Doch es tat zu sehr weh, ich konnte nur noch humpeln. Meine Verfolger würden jeden Moment auf diese Straße kommen, und so würde ich ihnen auf keinen Fall entkommen können.
«Scheiße! Scheiße!», keuchte ich, bis ich mich selbst ermahnte, dass ich mit Fluchen auch nur Sekunden vergeudete, die den Unterschied zwischen Tod und Amos noch einmal wiedersehen bedeuten konnten.
Ich verschwand in einem Haus und humpelte die Treppen hoch. Vielleicht könnte ich über die Dächer entkommen.
Unten wurde die Tür aufgerissen.
Ich hielt inne, wagte kaum zu atmen. Ich hörte Schritte, aber nur die von zwei Soldaten. Offensichtlich hatten sich meine Verfolger in kleinere Trupps aufgeteilt, um die Häuser zu durchkämmen. Das bedeutete: Sie wussten nicht, dass ich hier war.
Leise, ganz leise, öffnete ich die Tür zu einer Wohnung und schlich mich hinein. Kaum war ich ein paar Meter im Flur, fiel die Tür hinter mir ins Schloss. Ich hatte nicht an den Durchzug gedacht!
Ich hörte, wie die Soldaten hochliefen.
Panisch dachte ich nach: Ich war im vierten Stock. Aus dem Fenster würde ich nicht springen können, ohne mir das Genick zu brechen. Ich musste mich verstecken. Wo? Ich rannte durch die Wohnung, sie war so gut wie leer geräumt. Die Werterfassung hatte auch in diesem Gebäude ganze Arbeit geleistet. Jeder Schrank, jedes Bett, jedes heile Möbelstück war in die Silos gebracht worden, so gut wie nichts war in der Wohnung geblieben.
Die Schritte waren nicht mehr zu hören. Die Soldaten hatten die Wohnung erreicht.
«Komm mit erhobenen Händen raus!», rief einer von ihnen durch die geschlossene Tür.
Ergeben kam nicht in Frage. Ergeben bedeutete den Tod.
Ich zückte meine Pistole, humpelte auf die Tür zu und schoss durch sie hindurch, in der verzweifelten Hoffnung, die Bastarde damit erwischen zu können.
Die Soldaten schrien. Ich warf mich flach auf den Boden, um dem Gegenfeuer auszuweichen, aber niemand schoss zurück. Hatte ich sie erwischt?
Mit klopfendem Herzen lag ich auf dem Bauch, ohne mich zu bewegen. Von der anderen Seite war nichts zu hören. Das war keine Finte. Oder? Nein! Ich hatte sie tatsächlich getroffen.
Vorsichtig rappelte ich mich auf. Ich durfte nicht liegen bleiben. Die anderen Soldaten hatten mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit die Schüsse gehört und würden in ein paar Minuten das Haus umstellt haben. Bis dahin musste ich hier wieder raus sein.
Ich humpelte zur Wohnungstür, zögerte dort aber eine Sekunde: Was, wenn die Soldaten sich nur ins Treppenhaus zurückgezogen hatten und in dem Moment das Feuer eröffneten, in dem ich durch die Tür trat?
Ich hatte keine Wahl, meine anderen Verfolger näherten sich ja schon. Wenn mich die Kugeln jetzt erwischen würden, würden sie es eben tun.
Ich riss die Tür auf.
Vor mir auf dem Boden lagen zwei Soldaten. Einer tot, einer hielt sich den blutenden Bauch, unfähig, seine Pistole zu ziehen. Er litt, und wenn ich barmherzig gewesen wäre, hätte ich ihn von seinem Leid erlöst. Aber das hatten die SS -Leute auch nicht mit der alten Frau auf dem brennenden Balken getan. Ich stieg über den Soldaten; sollten ihm doch seine Kameraden den Gnadenschuss geben.
Ich humpelte die Treppen hoch zum Boden und kletterte von dort aufs Dach.
Unten, vielleicht zweihundert Meter entfernt, rannten Soldaten auf das Haus zu.
Für einen Moment überlegte ich, ob ich mich flach hinlegen sollte, aber ich entschied mich, darauf zu setzen, dass die Deutschen in ihrer Eile nicht hochblicken würden. So schnell ich konnte, humpelte ich über die Dächer.
Als die Soldaten das Haus erreichten, war ich schon vier Dächer weiter, an der nächsten Kreuzung. Ich musste also nur «um die Ecke», um in die Nebenstraße zu gelangen und dort endgültig zu entkommen. Leider gingen die beiden Eckhäuser nicht
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