2887 - Der Tod gab mir die Hand
sein Büro betraten. An den Wänden hingen all die Stars, die er betreute: schillernde Größen des Show-Geschäfts.
Hurt bedeutete uns mit der Hand, wir sollten uns inzwischen setzen, hielt die Sprechmuschel kurz zu und ließ uns wissen, dass er gleich für uns Zeit hätte. Dann sprach er wieder mit dem mimosenhaften Künstler, den er am Apparat hatte, beruhigte ihn mit salbungsvollen Worten und riet ihm, sich die Sache nicht so sehr zu Herzen zu nehmen.
»Das biege ich für dich gerade, Erroll«, versprach er. »Ist überhaupt kein Problem für mich. Ich muss nur die richtigen Leute anrufen, und schon bist du wieder ganz dick im Geschäft. Lass mich nur machen. Ich räume dir diesen Stein aus dem Weg. Das ist mein Job, und du weißt, dass ich das auch schaffe. Ich kriege das innerhalb von zwei, drei Tagen geregelt. Vertrau mir. Du kannst dich auf mich verlassen. Solange ich an dich glaube, kann dir überhaupt nichts passieren. Ich wette mit dir um was du willst, dass dich Z. R. morgen, spätestens übermorgen, persönlich anrufen und dir versichern wird, dass alles nur ein dummes Missverständnis war. Okay? So, und nun lass den Kopf nicht länger hängen. Dazu hast du nämlich absolut keinen Grund.«
Wir hatten uns gesetzt. Almera Vena hatte uns gefragt, ob sie uns etwas bringen dürfe – Kaffee, Tee, Fruchtsaft, Wasser … Wir hatten dankend abgelehnt, und sie war hinausgegangen.
Jetzt widmete sich uns ihr Brötchengeber. Er rieb sich die Hände und verlieh seiner Verwunderung Ausdruck, dass sich das FBI zu ihm bemühte.
»Sie nehmen doch hoffentlich nicht an, dass ich irgendetwas Unrechtes getan habe«, sagte er mit sehenswerter Unschuldsmiene.
Wir erwähnten Robby Cool und Tab Jiggle. Er wusste natürlich nicht, wer das war, und als wir es ihm sagten, wusste er es verständlicherweise erst recht nicht. Es wäre auch nicht besonders klug von ihm gewesen, zuzugeben, dass er mit zwei Ganoven bekannt war.
Aber er machte nicht den Fehler, zu leugnen, dass ihm der Name Chester Banks ein Begriff war, denn den kannte praktisch jeder.
Er sagte lediglich, dass er mit Banks noch nie persönlich zu tun gehabt hatte, und da wir ihm nicht das Gegenteil beweisen konnten, mussten wir diese Antwort fürs Erste so stehen lassen.
Wir sprachen über das Rauschgift, das wir eingezogen hatten, und mir fiel auf, dass Colin Hurt sogleich sehr vorsichtig wurde.
Er überlegte sich seine Antworten sehr genau, um nur ja nicht über ein unbedachtes Wort zu stolpern, und es wäre ihm selbstverständlich nicht im Traum eingefallen, zuzugeben, dass illegale Drogen durch seine Hände gingen, dass er sie an seine Künstler weiterleitete, dass er vielleicht sogar selbst welche nahm.
Ich dachte zunächst enttäuscht, dass wir uns den Weg hierher hätten sparen können. Doch dann sagte ich mir hoffnungsvoll: Möglicherweise bringen wir mit diesem Besuch etwas ins Rollen, eine Lawine vielleicht, die einigen Personen, die sich für unantastbar halten, den Boden unter den Füßen wegzieht, sie mitreißt und geradewegs ins Zuchthaus befördert.
Wir blieben freundlich, pflegten weiter einen höflichen Umgangston und gaben uns den Anschein, als würden wir alles, was der gewitzte Manager uns sagte, vorbehaltlos glauben.
Ich hörte Colin Hurt bei seinen Ausführungen aufmerksam zu und dachte insgeheim: Wir werden deine Telefonate abhören, Freundchen. Unser Chef bekommt die Bewilligung dafür schneller, als du mit den Fingern schnippen kannst. Du hast nämlich ein Problem. Sollte ein Großteil des Stoffs, den wir kassiert haben, für dich bestimmt gewesen sein, wovon ich ausgehe, sitzt du jetzt ziemlich auf dem Trockenen, kannst deine verwöhnten Schützlinge nicht mit kleinen – oder auch größeren – illegalen Gaben bei Laune halten.
Du bist also gezwungen, irgendwo anders so bald wie möglich Dope aufzutreiben, damit in deinem Stall keine Unruhe ausbricht. Künstler sind extrem sensibel. Sie werden sehr rasch nervös und zappelig und können ohne ihre gewohnte Rauschgiftration nicht auftreten. Das heißt, du musst dir ganz schnell etwas einfallen lassen, und wir werden hören, was.
Als Colin Hurt zum ersten Mal, nicht gerade sehr versteckt, auf seine Armbanduhr schaute, verstand ich den Wink mit dem Zaunpfahl sofort und stand auf. Phil erhob sich ebenfalls.
»Tut mir sehr leid, dass ich Ihnen nicht helfen konnte«, sagte der Manager.
Du bist schauspielerisch mindestens ebenso talentiert wie deine Schützlinge, dachte ich, aber
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