2887 - Der Tod gab mir die Hand
wir glauben dir trotzdem nicht.
»Der Weg hat sich schon deshalb gelohnt, um Sie mal persönlich kennenzulernen«, ließ Phil geschmeidig verlauten.
***
Zwanzig Minuten nach unserem Besuch bei Colin Hurt saßen wir in Mr Highs Büro, und ich trug meinen Abhörwunsch vor. Der Assistant Director überlegte nicht lange, griff zum Telefon und regelte das für uns.
Danach meinte der Assistant Director: »Es rumort seit kurzem ziemlich heftig in New York.« Er lehnte sich zurück. »Da läuft so etwas wie ein Wie-du-mir-so-ich-dir-Spiel. Willard Banks lässt durchsickern, wo man seinem Bruder Drogen im Wert von 500.000 Dollar abnehmen kann. Daraufhin lässt Chester Banks den Chef der Billig-Airline, Horace McPherson, einen guten Freund von Willard Banks, in die Luft sprengen. Und das hat wiederum zur Folge, dass Lester Hoblit, der für Chester Banks in geschäftlicher Hinsicht recht nützlich ist, in der voll besetzten U-Bahn erstochen wird. Selbstverständlich lässt sich im Moment noch nichts von alldem beweisen, aber ich glaube nicht, dass ich mit dieser Überlegung falsch liege.«
»Heißt das, dass jetzt wieder Chester Banks etwas in die Wege leiten wird, Sir?«, fragte mein Kollege.
Mr High nickte. »Das halte ich für durchaus möglich, Phil.«
Es war für uns als FBI-Agents moralisch nicht vertretbar, einfach die Hände in den Schoß zu legen und abzuwarten, bis die verfeindeten Brüder sich gegenseitig zerfleischt hatten. Wir mussten diesem blutigen Hickhack Einhalt gebieten. Aber wie? Das wussten wir vorläufig noch nicht. Aber es gab für jedes Problem irgendeine Lösung. Sie drängte sich uns im Moment nur noch nicht auf.
Also sprachen wir mit Leuten, die sich, wie aus den Mordkommissionsprotokollen hervorging, zum Tatzeitpunkt in Lester Hoblits Nähe befunden hatten, und ließen uns die Videoaufzeichnungen zeigen, auf denen zu sehen war, wie Horace McPhersons Wagen in die Luft flog.
Leider hatte die Kamera nicht die ganze Szene erfasst, deshalb war auch nur zu sehen, dass sich zwei schemenhafte Gestalten an McPhersons Wagen zu schaffen gemacht hatten, aber nicht, wer.
Wir sahen uns den Tatort an. Die Spuren der Explosion waren noch nicht restlos beseitigt. Es gab Schäden an der Wand und an der Decke.
Das Loch im Boden war mit Beton ausgegossen worden, und man hatte die Markierungen erneuert. Die Sprengkraft der Bombe, die man McPherson unter den Wagen gepackt hatte, war enorm gewesen.
Der Mann hatte nicht die geringste Chance gehabt, mit dem Leben davonzukommen. Chester Banks’ Handlanger hatten hier ganze Arbeit geleistet.
***
Wir fuhren zu Willard Banks, um ihn über den Anschlag zu befragen.
Der Drogenbaron war natürlich nicht besonders erfreut über unseren Besuch. Er hatte honorige Gäste, deren protzige Schlitten in der Auffahrt parkten, und wollte sich begreiflicherweise lieber ihnen widmen als uns.
Deshalb fertigte er uns mehr oder weniger gleich zwischen Tür und Angel ab. »Ich habe wirklich nicht viel Zeit«, sagte er ungeduldig.
»Geht es Ihnen gut, Mister Banks?«, erkundigte sich mein Partner. Damit irritierte er den Drogenbaron ein wenig, wie mir auffiel.
»Wie ich schon sagte …«
»Sieht so aus, als hätten Sie großes Glück gehabt«, sagte Phil, ohne sich drängen zu lassen.
Der Drogenbaron nickte. »Ja, ich bin sehr froh, dass ich unversehrt geblieben bin.«
»Wie haben Sie das Ganze seelisch verkraftet?«, wollte Phil wissen.
»Ich werde seitdem psychologisch betreut«, gab Willard Banks nervös zur Antwort.
»Wer hat den Anschlag Ihrer Meinung nach befohlen?«, fragte ich.
Banks sah mich ernst an. »Ich wollte, ich wüsste es, Agent Cotton.« Er bemühte sich darum, so überzeugend wie möglich zu klingen.
»Was wäre, wenn Sie es wüssten?«, fragte ich.
»Dann würde ich es Ihnen selbstverständlich sagen«, versicherte mir Banks.
Phil warf ein: »Wäre es denkbar, dass Ihr Bruder …«
Willard Banks erdolchte meinen Kollegen mit seinem Blick beinahe. »Wie kommen Sie denn auf so etwas, Agent Decker?«, herrschte er ihn empört an. Dann nahm er sich etwas zurück und fuhr in gemäßigterem Ton fort: »Chester ist kein Krimineller, meine Herren. Er ist Geschäftsmann. Genau wie ich.«
Das regle ich selbst, hieß das. Dafür brauche ich keine Hilfe. Jedenfalls nicht vom FBI. Wir mussten auch das vorläufig so stehen lassen.
***
Der nächste Mord sollte hässlich aussehen. Das hatte sich Willard Banks während einer kurzen Autofahrt durch Queens von
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