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291 - Die heilige Stadt

291 - Die heilige Stadt

Titel: 291 - Die heilige Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
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Gebetsmühlen, Tsampa , Gemüse, truthahnartiges Geflügel, lebende Yakrinder und Butterprodukte aller Art gehandelt wurden. Die fremdartig aussehenden Menschen wurden zwar wiederum gebührend bestaunt, dieses Mal allerdings eher auf Abstand. Daran mochte Alastar schuld sein, der auf die Menschen tatsächlich den Eindruck eines schwarzen Dämons machen musste.
    Xij huschte zwischen den Ständen hin und her, versuchte Kontakte zu knüpfen, tätigte einige Tauschgeschäfte und fragte alle möglichen Leute nach Agartha. Schließlich kehrte sie mit nicht zu übersehender Enttäuschung zur Gruppe zurück, die gerade damit beschäftigt war, Aruula beim Anprobieren bunter Winterjacken aus Shiipfell zu beraten.
    »Sie nennen Agartha die ›Heilige Stadt‹. Aber alle sagen das, was Lodrö gestern schon gesagt hat: Agartha existiert nicht wirklich. Ich glaube, auf diesem Weg kommen wir nicht weiter.«
    »Habe ich da gerade meinen Namen gehört?«, fragte eine vertraute Stimme in der Sprache der Wandernden Völker.
    Die Gruppe schaute sich erstaunt um, sahen aber niemanden. Vor Aruula teilten sich die Winterjacken, die dicht gedrängt an einer Stange hingen. Das zur Stimme gehörige Gesicht schob sich hervor.
    »Lodrö«, sagte Matt erstaunt. »Lange nicht mehr gesehen.«
    »Ja. Auch mich hat die Sehnsucht fast verzehrt.« Lodrö, der anscheinend auch zu feiner Ironie taugte, trat hinter den Jacken hervor und verneigte sich leicht. »Ich bin gekommen, weil ich den hochverehrten Reisenden eine Einladung meines Herrn zu überbringen habe.«
    »Ah, sehr freundlich. Wohin soll's denn gehen?«, fragte Matt.
    »In die Heilige Stadt. Nach Agartha.«
    Matt fiel vor Erstaunen die Kinnlade nach unten. Wow. Das geht mir jetzt aber fast ein wenig zu schnell.
    ***
    3125 v. Chr.
    Orplidius weilte, von einer Traube seiner Wissenschaftler umgeben, im Bug der KHOM. Über die tief blauen Wellen des Stillen Ozeans beobachtete er die Insel, der sie sich näherten. Dabei stand er so fest und regungslos, als sei er seine eigene Statue. Der Fahrtwind schaffte es lediglich, seine langen weißen Haare um sein edles Haupt wehen zu lassen und an den Spitzen seines kurzen weißen Vollbarts zu zupfen.
    Manil'bud, die hydreeische Geistwanderin, die sich seit dreizehn Jahren im Körper Orplidius' befand, war angespannter, als sie zuvor gedacht hätte. Dabei gab es keinen Zweifel, dass sie dieses Mal erfolgreich sein und dem Erzfeind von Nan Matol die schlimmste Niederlage seiner ruhmreichen Geschichte bereiten würden.
    Den Ausschlag würde aber nicht die gigantischste Kampfflotte aus See- und Luftschiffen, die das Weltreich Atlassa jemals gegen einen Feind entsandt hatte, geben. Nan Matols Niedergang schlummerte vielmehr im Bauch der KHOM, gerade mal zwei Decks unter ihm, und das Verhängnis war sehr viel kleiner als auch nur ein einziges Schiff. Bald würde die Stimme des Todes sprechen und Nan Matols Allzweckwaffen die Wirkung nehmen.
    Mit der Gleichmäßigkeit eines Uhrwerks pflügten sich die achtzig atlassischen Seekampfschiffe ihren Weg zur Insel Soun Nal-Leng, der Hauptinsel des Feindes. Die sechzig Kampfluftschiffe konnten das Tempo locker mithalten; je zwei Dreißiger-Formationen flogen an der rechten und linken Flanke des Schiffsverbandes.
    Für einen kurzen Moment lauschte Orplidius dem gleichmäßigen Summen des Antriebskristalls - dessen Name etwas irreführend war, da er über den Antrieb hinaus die komplette Energieversorgung des Flaggschiffs KHOM übernahm. Dann widmete er sich wieder ganz dem erhebenden Anblick, der jetzt begann und der von Minute zu Minute wunderbarer werden würde.
    Die Wissenschaftler um ihn her begannen ungläubig zu murmeln. Im Gegensatz zu ihm hatten sie die himmelstürmenden Steinbauten der Hauptstadt Soun noch niemals gesehen. Türme und Tempel, aus gigantischen unbehauenen Steinquadern zusammengesetzt, ragten fünfzig Fuß und höher in die Luft. Dabei waren die Matol im Schnitt nur unwesentlich größer als die Menschen.
    Welcher entwicklungsgeschichtlichen Linie die echsenartigen Humanoiden mit der überragenden Intelligenz entstammten, wussten sie selber nicht mehr. Ihre Geschichte verlor sich im Dunkel der Zeiten, aber aktuell waren sie neben Atlassa die einzige wirklich ernstzunehmende Weltmacht auf einem ähnlich hohen technischen Standard.
    Vor siebzehn Jahren hatte Atlassa den Erzfeind schon einmal überfallen, weil Nan Matol atlassische Handelsrouten lahmgelegt hatte, und sich dabei eine blutige Nase

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