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291 - Die heilige Stadt

291 - Die heilige Stadt

Titel: 291 - Die heilige Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
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tun.«
    Lodrö war sichtlich erschreckt ob Alastars Direktheit. »Ich weiß nicht, wovon du sprichst.«
    »Ich glaube doch.«
    Bevor die Auseinandersetzung eskalieren konnte, wechselte Wang rasch das Thema und wandte sich an Xij. »Mir ist aufgefallen, dass ein Schlagstock wie unsere aus deinem Tornister ragt. Darf ich fragen, woher du ihn hast?«
    Xij wurde sichtlich nervös. Sie zog erst umständlich den Kampfstock hervor, bevor sie antwortete. »Den habe ich vor Jahren von einem fahrenden Händler gekauft. Wo er ihn herhatte, weiß ich nicht. Könnt ihr mir mehr über seine Funktionsweise sagen? Ich weiß, dass er sich an beiden Seiten ausfahren lässt, aber die Bedeutung dieses Schalters hier«, sie deutete auf eine ins Metall versenkte Taste, »habe ich bis heute nicht herausgefunden.«
    Die beiden sahen sich unschlüssig an. Dann räusperte sich Lodrö. »Das… ist ein Geheimnis. Eigentlich ist es verboten, diese Kampfstocke aus A-«, er stockte plötzlich erschreckt und rettete sich in ein Husten. »Es ist verboten, sie auszuführen«, fuhr er dann fort.
    Alastar ließ sich nicht narren. »Es sind also Waffen aus Agartha?«, fragte er beinahe beiläufig.
    Die Mönche verloren deutlich an Farbe und rutschten unruhig auf der Holzbank hin und her. Selbst ein Blinder hätte gemerkt, dass Alastar hier gerade einen Volltreffer nach dem anderen landete.
    »Agartha gibt es nicht wirklich«, sagte Lodrö mit unsicherer Stimme. »Es ist nichts weiter als eine Legende.«
    »Glaube ich nicht. Denn Meister Chan hat mir etwas völlig anderes erzählt.«
    »Meister Chan!«, stieß Lodrö erschrocken hervor.
    »Kennt ihr ihn etwa?«
    »Ja, wir kennen ihn. Was habt ihr mit ihm zu tun?«
    Alastar führte weiterhin das Wort. »Meister Chan hat uns in einer äußerst wichtigen Mission hierher geschickt. Wir müssen unbedingt Kontakt zu den Herren Agarthas aufnehmen und mit ihnen reden. Es geht um das Wohl der ganzen Welt, versteht ihr? Leider hat uns Meister Chan den Zugang zu Agartha nicht verraten, denn der müsse geheim bleiben. Er sagte aber, dass wir schon die nötige Aufmerksamkeit erregen werden. Alles Weitere finde sich dann.«
    Lodrö und Wang sahen sich an. Vor allem auf Wangs Stirn glänzten nun eine Unmenge kleiner Schweißtröpfchen. Beide konnten nur mühsam die Fassung bewahren.
    »Ihr irrt euch, und Meister Chan irrt sich auch«, presste Lodrö schließlich hervor. »Agartha existiert nicht. Wir danken euch für das freundliche Gespräch, das sehr befruchtend war. Aber nun ruft uns wieder die Pflicht ins Kloster zurück.«
    Die Mönche gingen so hastig, wie sie sich verabschiedet hatten.
    Matt musterte Xij mit ein wenig Sorge. Seit die Rede auf Agartha gekommen war, zitterte sie wieder, als habe sie Fieberschauer. Abwesend starrte sie vor sich hin, kniff die Beine zusammen und bedeckte ihren Schoß mit beiden Händen.
    »Warum hast du die Versteinerten nicht erwähnt?«, wandte sich Aruula vorwurfsvoll an Alastar. »Das hätte uns sicher die Türen geöffnet.«
    »Und vielleicht eine Panik ausgelöst«, rechtfertigte sich der Chefexekutor. »Das Thema ist pikant, deshalb werde ich mich hüten, es öffentlich auszuposaunen.« Er sah in die Runde. »Darüber sollten wir ausschließlich mit den Herren Agarthas sprechen, hört ihr?«
    ***
    Mitten in der Nacht schreckten Matt und Aruula, die sich mit Xij ein Zimmer teilten, aus ihrem oberflächlichen Schlaf. Im Schein einer noch brennenden Butterlampe warf sich Xij wie wild auf ihrem Lager hin und her. Dann lag sie auf den Schultern und bog ihre knabenhaften Hüften so weit nach oben durch, dass eine spannungsgeladene Brücke entstand. Mit dem rechten Bein trat sie kräftig aus.
    Matt fröstelte. Leider verstand er wegen fehlender Italienischkenntnisse die Worte nicht, die Xij in anscheinend höchster Not schrie, erkannte aber den Namen, den sie schon einmal im Luftschiff gemurmelt hatte:
    »No, lasciami, per favore. Non voglio. Io solo far parte di Niccolò Polo!«(»Nein, lass mich in Ruhe, bitte. Ich will nicht. Ich gehöre nur Niccolo Polo!«)
    In Aruulas Armen beruhigte sich die leise schluchzende Xij schnell wieder und schlief ab da tief und fest.
    Am nächsten Morgen ging die eureeische Reisegruppe geschlossen über den Markt, der sich unterhalb des Potaal-Palastes, wie er heute genannt wurde, erstreckte.
    Matt schätzte, dass mehr als dreihundert Menschen anwesend waren. Sie bildeten ein buntes Gewirr zwischen den Ständen, an denen Decken, Kleidung,

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