Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
291 - Die heilige Stadt

291 - Die heilige Stadt

Titel: 291 - Die heilige Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
Vom Netzwerk:
die Wand eingepasst war und sich lautlos aufgeschoben hatte. Lodrö ließ soeben ein kleines Kästchen, ganz sicher der Impulsgeber, in einer Hosentasche verschwinden.
    Matt und Aruula waren die Ersten, die durch die Tür traten. »Das glaub ich nicht«, murmelte der Mann aus der Vergangenheit ehrfürchtig und musste für einen Moment geblendet die Augen schließen. Die anderen, die sich hinter ihm aufreihten, sagten gar nichts; sie staunten nur.
    Matthew Drax konnte nicht wirklich sagen, was er erwartet hatte. Aber ganz sicher nicht das!
    Über ihnen spannte sich eine riesige, kathedralenförmige Tropfsteinhöhle, einige hundert Meter hoch und etwa zweihundert im Durchmesser. Sie selbst standen auf einer breiten ausbetonierten Plattform und starrten auf die etwas tiefer liegende Ebene vor sich. Die komplette Bodenplatte der Höhle war zu einem Bahnhof ausgebaut worden!
    Matt konnte jede Einzelheit genau erkennen, denn in der Höhle war es so hell, als schiene irgendwo die Nachmittagssonne herein. Jeder Winkel, auch zwischen den Stalaktiten an der Decke, war ausgeleuchtet. Seine zentrale Aufmerksamkeit beanspruchten im Moment aber die siebzehn Schienenstränge mit doppelter Spurführung, die direkt unter ihnen begannen und in verschieden scharfen Bögen kelchförmig auf die umliegenden Wände zuführten, um dort in siebzehn finsteren Tunneln zu verschwinden!
    Auf sieben der Geleise standen, längs der Einstiegsplattformen am Kopfende, Züge verschiedener Länge. Sie bestanden aus hintereinander gekoppelten Glaskabinen mit jeweils sechzehn Sitzplätzen, in Zweierreihen angeordnet. Eine Lok konnte Matt nirgendwo ausmachen, dafür bemerkte er, dass die Züge wie mit einer Klammer auf der Schiene saßen. Eine Magnetschwebebahn?
    »Warum gibt's hier außer uns keine weiteren Menschen?«, wollte Aruula wissen.
    »Weil es ein Außenbereich ist, zu dem es nicht viele hinzieht«, sagte Xij und erntete dafür seltsame Blicke.
    Das klingt, als würde sie sich hier auskennen , dachte Matt. Xij hatte im Schlaf immer wieder das Wort Agartha erwähnt. Weil sie die Stadt früher schon einmal besucht hatte? Oder weil sie hier… zuhause war?
    Es blieb keine Zeit, das jetzt zu klären, und solange Lodrö bei ihnen war, wollte Matt das Thema nicht ansprechen. Der Mönch führte seine Gäste zu einer der Bahnen, öffnete mit seinem Impulsgeber die Kabinentür der zweitvordersten Gondel und bat sie einzusteigen. Er selbst trat vor eine Konsole mit einigen Bedienelementen und tippte darauf herum.
    Mit einem kleinen Ruckeln setzte sich das Gefährt in Bewegung. In diesem Moment schoss ein weiterer Zug aus einem der Tunnel und näherte sich in großem Tempo dem Bahnhof. Er fuhr als Gegenverkehr auf dem Schienenstrang, den auch Lodrö benutzte. Erst im letzten Moment leitete der Führer des vollkommen leeren Zuges eine Vollbremsung ein und die Gondeln glitten sanft und in geringem Abstand an Lodrös Zug vorbei. Matt bemerkte die interessierten Blicke des Zugführers.
    Der Mönch beschleunigte nun ebenfalls und eine fantastische Reise begann. Mit hoher Geschwindigkeit raste die Bahn in einen der gemauerten, viereckigen Tunnel.
    Erst nach geschätzten zehn bis zwölf Kilometern verließen sie den engen Stollen und fuhren nun über Trassen, die Ausblicke auf weite Felsenhöhlen boten, vorbei an kleinen Bahnsteigen mit Statuen aus purem Gold, wenn der Schein nicht trog. An einigen warteten Menschen, aber Lodrö rauschte durch.
    »Willst du die Leute nicht mitnehmen?«, fragte Aruula.
    »Sonderfahrt«, gab der Mönch lächelnd zurück. »Die Linienbahn kommt ein paar Minuten hinter uns.«
    Die Trassenführung wurde wieder schmaler, der Zug schoss erneut in einen Tunnel. Gleich darauf wurden die Wände an Matts Seite von einer halbrunden Glasverkleidung abgelöst. Der Zug bewegte sich nun hoch in einer Steilwand entlang eines schmalen Felsgrats, denn jenseits des Glases gab es nichts als eine gigantische Tropfsteinhöhle und einen senkrecht abfallenden Abgrund.
    Matt presste die Nase an das Glas der Gondel und versuchte einen Blick auf den Boden des Abgrunds zu erhaschen. Es gelang ihm nicht. Die Wand verschwand viele hundert Meter weiter unten in der Dämmerzone und dann in tiefster Finsternis.
    »An was denkst du?«, fragte Aruula.
    »Daran, dass es all das auch schon zu meiner Zeit gegeben haben muss«, flüsterte Matt ergriffen. »Unglaublich, dass die Stadt nie entdeckt wurde. Auf was werden wir noch alles stoßen?«
    Die Antwort folgte auf

Weitere Kostenlose Bücher