292 - Chimären
Mündung zeigte auf Aruula!
Die Zeit schien stillzustehen.
Matt reagierte instinktiv. Er warf sich zur Seite, prallte gegen Aruula und riss sie mit sich zu Boden. Der flirrende Laserstrahl fuhr haarscharf über ihn hinweg und traf einen der Mediker.
In diesem Augenblick erreichte der Große Rat Tendzin, der erst vor zwei Jahren von Khoms heranwachsenden Kindern ins Regierungsgremium gewechselt war, die Giftmörderin. Er war immer der beste und flinkste Kämpfer der ganzen Eliteklasse gewesen, doch gegen die Laserwaffe hatte auch er keine Chance.
Blitzschnell drehte Khyentse die Pistole. Der nadelfeine, blassrote Strahl fuhr über Tendzins Brust. Es zischte und rauchte, als seine Haut verbrannte und das Fleisch aufplatzte.
Warnschreie erklangen und die restlichen Leute im Raum warfen sich zu Boden. Nur Aruula wollte aufspringen, doch Matt hielt sie unten. Niemand stellte sich Khyentse in den Weg, als die Große Rätin mit versteinerter Miene aus dem Versammlungssaal floh.
***
Als Khyentse keuchend in den Vorraum stürzte, erschien ein Trupp bewaffneter Soldaten in der Tür, die zum Treppenhaus führte. Wieder schoss die Große Rätin . Zwei Soldaten wurden in Brust und Hals getroffen und brachen zusammen. Die anderen gingen hinter der Tür in Deckung. Trotz des ungeheuerlichen Vorgangs wagten sie es nicht, auf eine Große Rätin zu schießen.
Khyentse huschte in den Thronsaal und verriegelte die Tür von innen. Durch geheime Türen und Treppenhäuser, die nur den Großen Räten zugänglich waren, floh sie zurück zu Alastar. Sie kannte hier buchstäblich jeden Winkel und jedes noch so kleine Versteck. Wenn sie es nicht wollte, fand sie niemand.
Sie atmete schwer, als sie in Alastars Räumlichkeiten anlangte. Der Chefexekutor saß vor dem Funkbildbetrachter. Jetzt fuhr er hoch. Seine Augen weiteten sich, als er Khyentse schweißüberströmt und zitternd vor sich stehen sah.
»Was ist passiert?«, herrschte er sie an.
»Es ist misslungen, Alastar. Nur drei Räte sind tot. Aruula hat gewusst, dass die Getränke vergiftet waren. Sie hat die anderen gewarnt.«
»Bei Orguudoo«, zischte der Chefexekutor. »Sie muss dich gesehen haben, als du die Getränke vergiftet hast!«
»Nein, unmöglich. Niemand hat mich gesehen. Sie… sie hat behauptet, du hättest mich dazu gezwungen! Dabei war es doch mein eigener Plan, um endlich Königin der Welt zu werden. Es steht mir zu!«
Alastar erschrak heftig. Aruula wusste, dass er der Drahtzieher war! Aber wie war das möglich? Er fand im Moment keine Erklärung dafür, wie das Komplott hatte auffliegen können. Sogar Khyentse selbst war dank seiner Hypnose noch immer der Meinung, aus eigenem Antrieb gehandelt zu haben.
Ich muss schnell handeln. Sonst bin ich erledigt…
»Was machen wir jetzt?«
»Halt die Klappe und lass mich überlegen.« Alastar brauchte nur einige Sekunden. »Wir gehen in die Geheimen Kammern .«
»Und was machen wir dort?«
»Frag nicht, komm mit. Und zwar schnell, bevor es zu spät ist. Zweifellos herrscht bereits Großalarm in ganz Agartha.«
Khyentse führte den Chefexekutor durch lange Palastgänge, die schließlich vor einer modern aussehenden, großen Stahltür endeten. Links davor stand eine brusthohe Säule mit einer elektronischen Bedienungskonsole auf einer abgeschrägten Fläche. Ein rotes Licht leuchtete.
Alastar hängte sich das elektronische Kästchen um, das ihn unsichtbar für die Überwachungskameras in den Geheimen Kammern machte und das er beim ersten Besuch von Khyentse erhalten hatte. Niemand durfte ihn später bei seinem verbotenen Tun identifizieren. Noch hatte er seine Machtpläne nicht aufgegeben. Hürden und Schwierigkeiten zu überwinden war er gewohnt.
Khyentse identifizierte sich dreifach. Die elektronischen Scanner stuften sie als berechtigte Person ein. Das rote Licht sprang auf Grün, die Stahltür schob sich lautlos in die Wand. Ein breiter, fast fünf Meter hoher Felsengang tat sich vor ihnen auf.
Ohne sich weiter umzuschauen, stürmten sie hinein. Die Schleuse schloss sich hinter ihnen. Weder Alastar noch Khyentse sahen, dass hinter der elektronischen Säule ein Schatten hervorkam, der sich dort versteckt gehalten hatte. Bevor sich die Stahltür wieder vollends schloss, huschte die Gestalt durch den Spalt und ging sofort hinter einem kleinen Felsvorsprung in Deckung.
Alastar und Khyentse setzten ihren Weg fort und eilten durch lange, in schwaches Dämmerlicht getauchte Felsgänge, über Brücken und durch
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