292 - Chimären
habe ich das nicht weiter verfolgt? Es traf ihn bis ins Mark. Wir hätten dort bleiben und das Rätsel lösen müssen, bevor wir nach Agartha aufbrachen!
Lhündrubs Stimme riss ihn aus seinen Gedanken: »Tja, wie's aussieht, kann ich jede Hilfe gebrauchen, um Alastar dingfest zu machen - vor allem die einer so hübschen Telepathin.« Er verneigte sich vor Aruula.
»Natürlich helfen wir«, erwiderte diese - und setzte geistesgegenwärtig hinzu: »Kannst du veranlassen, dass wir für die Dauer der Jagd auf Alastar unsere Waffen zurückbekommen?«
»Kein Problem.« Lhündrub nickte. »Ich werde das umgehend veranlassen. Heeresführer!«
Soeben wurden die Toten auf Bahren hinaus getragen. Matt glaubte seinen Augen nicht zu trauen: Sie wiesen ein Scheiterhaufen-Symbol mit angedeuteten Flammen auf! Die Buddhisten und Hindus hatten einst ihre Toten auf Scheiterhaufen verbrannt. Pflegten auch die Agarther die Feuerbestattung?
Zwanzig Minuten später hatten sie ihre Waffen wieder. Aruula fuhr mit dem Zeigefinger fast zärtlich über die Klinge ihres Schwertes, bevor sie es in die ebenfalls wieder zurückerhaltene Rückenkralle steckte. Matt freute sich nicht weniger über den Driller und den Kombacter.
Die Meldung erreichte Lhündrub, dass Alastar tatsächlich ausgeflogen war. Noch während er die Nachricht auf seinem Minicomputer entgegennahm, begann plötzlich eine rote Diode daran hektisch zu blinken. Der Große Rat wurde totenbleich. »Bei Buddha«, stammelte er. »Das kann nicht sein. Das muss ein Irrtum sein…«
»Was kann nicht sein?«, fragte Matt Drax. Er sah, dass Lhündrub wie gebannt auf das rote Licht starrte.
Ohne Matt zu antworten, rief Lhündrub mit leicht zitternder Hand Khenchen an, den letzten seiner Amtskollegen, der außer ihm noch verfügbar war. Er erwischte ihn bei Lobsang Champa in der Krankenstation.
»Hallo Lhündrub, gut, dass du anrufst«, begrüßte ihn Khenchen. »Lobsang ist wieder… äh, komisch geworden, du verstehst? Er bleibt nicht hier in der Krankenstation und will in seinen Panikraum.«
»Dann lass ihn doch. Unwichtig jetzt. Khenchen, was siehst du auf deinem Computer? Blinkt dort das Alpha-Warnlicht?«
Es dauerte einige Momente, bis Khenchen das Gerät aus seinem Mantel geholt hatte, der im Flur der Krankenstation hing. Dann bestätigte er Lhündrubs Beobachtung.
»Dann ist kein Irrtum möglich«, sagte der Luftschiffer mit belegter Stimme. »Ich gebe sofort Großalarm.« Er beendete das Gespräch und sah die drei Freunde ernst an. Sein Atem ging schwer. »Es ist etwas Fürchterliches geschehen. Ein… ein Wesen ist freigekommen, das… ich darf es euch nicht sagen.«
»Wir wissen vom ZERSTÖRER«, antwortete Aruula energisch. »Der König hat uns eingeweiht.«
»Er hat euch…« Lhündrub blieben die Worte im Halse stecken. Dann straffte er sich. »Also gut. Wenn Lobsang so viel Vertrauen zu euch hat, habe ich es auch. Wollt ihr mich begleiten? Wir müssen versuchen, die Kreatur aufzuhalten - die den Legenden nach absolut unbesiegbar sein soll.«
Sie legten die endlos langen Wege großteils auf Transportbändern zurück, während Lhündrub einen Trupp Elitesoldaten alarmierte und zu den Geheimen Kammern dirigierte.
Irgendwann fasste Aruula nach Matts Arm. »Mein Lauschsinn ist wieder blockiert«, sagte sie.
»Das bedeutet, dass wir uns Alastar nähern.« Matt durchfuhr es wie ein Schlag. »Könnte das bedeuten… dass er mit dem Ausbruch des ZERSTÖRERS zu tun hat?«
Sie alle sahen sich konsterniert an.
»Wenn das stimmt, ist der Kerl noch viel gefährlicher und skrupelloser, als ich ihn bisher eingeschätzt habe«, knurrte Rulfan. »Er muss unschädlich gemacht werden, je früher, desto besser! Haltet mich nicht zurück, wenn wir ihm begegnen!«
***
Nach etwa zehn Minuten erreichten sie die Schleuse zu den Geheimen Kammern . Zwanzig schwerbewaffnete Soldaten in Kampfausrüstung mit geschlossenen Helmen warteten bereits auf sie. Lhündrub instruierte kurz den Truppführer, dann öffnete er die Schleuse. Sie drangen in den äußeren Bereich der Kammern vor. Die Soldaten eilten im Laufschritt voraus. Matt, Aruula und Rulfan hätten sich ihnen am liebsten angeschlossen, aber Lhündrub bat sie, bei ihm zu bleiben. Als persönliche Leibwache sozusagen.
»Es wäre fatal, wenn sich jetzt noch eine Führungskraft in die Wiedergeburt verabschieden würde«, begründete er seine Bitte.
Sie schritten durch ein Labyrinth aus Höhlen und Steinkathedralen, vorbei an
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