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292 - Chimären

292 - Chimären

Titel: 292 - Chimären Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
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und dass auch Große Räte und Buddhapriester daran beteiligt sind. Dann zieht er sich alleine in den Panikraum zurück, denn nur dort fühlt er sich sicher. Der Raum ist uneinnehmbar und kann von außen nicht geöffnet werden, wenn jemand drin ist. Dort soll Lobsang Nahrungsvorräte und Wasser für mehr als ein Jahr gebunkert haben, außerdem schwere Waffen.«
    »Das hört sich gut an«, murmelte Alastar. »Aber sicher wird der Raum speziell überwacht, oder?«
    »Aber nein. Lobsang fürchtet, dass man ihn dann von außen kontrollieren könnte. Aber er hat Außenmikrofone anbringen lassen, damit er wiederum hört, was seine Feinde flüstern.«
    Sind hier eigentlich alle von der wilden Taratze gebissen? , ging es dem Chefexekutor durch den Sinn. Wahrscheinlich müssten die einfach öfters mal an die Sonne. Es kann doch nicht sein, dass so ein mächtiges Reich von lauter Irren regiert wird. Höchste Zeit, dass sich das ändert…
    Er ließ seine Zähne sehen wie ein hungriger Shargator. »Gut. Du wirst mal eine würdige Königin der Welt abgeben, Khyentse. Ich freue mich jetzt schon darauf, dir dienen zu dürfen. Schaffen wir es, zu diesem Panikraum zu kommen? Vorausgesetzt, Lobsang ist überhaupt drin.«
    »Ja. Der Panikraum ist direkt an Lobsangs persönliche Gemächer angeschlossen. Ich kenne den Weg.«
    »Mein Respekt vor dir steigt ins Unermessliche. Du wärst eine gute Assassine.«
    Khyentse lächelte. »Ich habe immer schon die anderen Großen Räte und den König ausspioniert. Weil ich viel über sie weiß, haben sie es nie gewagt, mich aus dem Großen Rat Khoms zu werfen. Vielleicht bin ich nicht ganz so gescheit wie sie, aber dafür bin ich schlauer.«
    Bei Wudan, sollte ich die Alte tatsächlich so unterschätzt haben? Die ist ja fast nicht in Gold aufzuwiegen.
    Khyentse führte ihn durch enge Durchgänge, Tapetentüren und verlassene Treppenhäuser, in denen das Wasser tropfte und Ratzen aufgeschreckt unter gebrochenen Holzdielen verschwanden. Einmal glaubte Alastar sogar den huschenden Schatten einer kleineren Siragippe zu sehen, aber er war sich nicht sicher.
    Auf der ganzen Strecke ließ er sich von Khyentse erzählen, welche Leichen Lobsang Champa im Keller hatte. Der Chefexekutor staunte, wie wörtlich diese Redewendung zu nehmen war.
    »Sag mal, einige aus dem Rat sprechen die Sprache der Wandernden Völker. Wie kommt das?«
    Khyentse lächelte. »O ja, das tun alle alten Räte. All jene, die bei Lehrer Lhamo Unterricht hatten.«
    »Lhamo?«
    »Ja. Lehrer Lhamo war lange Jahre als Außenwelt-Scout in Euree unterwegs. Er hatte einen Narren an der Sprache der Wandernden Völker gefressen und sie uns dann beigebracht. Wir haben fleißig gelernt, weil es keiner von uns gewagt hat, Lehrer Lhamo zu missfallen.«
    »Hm. Lobsang Champa ist doch ungefähr dein Jahrgang, oder? Dann müsste er doch auch die Sprache der Wandernden Völker sprechen.«
    »So ist es. Aber seit etwas in seinem Kopf nicht mehr ganz stimmt, glaubt er, dass es die Sprache seiner Feinde sei, die ihn verfolgen. Und so spricht er sie nicht mehr.«
    »Aber er versteht sie«, vergewisserte sich Alastar.
    »Ja.«
    Schließlich bewegten sie sich durch einen langen Flur hoch oben im Palast, dessen Panoramascheiben eine überwältigende Aussicht auf Agartha-Stadt boten. An seinem Ende schlüpfte Khyentse wiederum durch eine geheime Tür, bewegte sich durch ein teilweise zusammenstürzendes Treppenhaus und stand schließlich vor einer weiteren Tür.
    »Wenn wir hier durchgehen, gelangen wir in eine kleine Höhle. Von dort geht links ein schmaler Gang ab, der zu einer weiteren Kaverne führt. Sie ist dem Panikraum vorgelagert.«
    »Gut. Du wartest hier, Khyentse.«
    »Was willst du tun?«
    »Zuerst mal schauen, ob er überhaupt da ist…«
    »Und dann?«
    »Ich habe schon eine Idee. Eigentlich habe ich immer eine Idee.« Alastar lachte hohl. Dann trat er durch die quietschende Tür. Und stand einem Kampfmönch gegenüber, der gerade durch den offiziellen Eingang kam!
    Alles ging blitzschnell. Der Mönch riss den teleskopischen Elektrostock aus dem Gürtel und fuhr ihn mit einer Handbewegung auf die doppelte Länge aus. Gleichzeitig machte er mit ausgestreckter Waffe einen mächtigen Satz auf den Eindringling zu. Ein lauter Kampfschrei kam aus seiner Kehle.
    Der orangerot gekleidete Mönch erwartete sicher, dass Alastar versuchen würde, unter dem Stock wegzutauchen oder seitlich auszuweichen, und orientierte sich deshalb instinktiv nach

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