2938 - Versteck dich, wenn du kannst!
Gegenüber missverstand ihn und deutete Phils Souveränität als Schwäche. Ein arroganter Zug trat um seinen Mund.
»Wir lassen aber nicht jeden hinter diese Tür gucken«, antwortete er laut und betont langsam. Inzwischen waren ein paar andere Anwesende auf den Disput aufmerksam geworden. Direkt neben dem Wortführer baute sich ein weiterer Jüngling auf, der ein wenig kleiner war, sonst seinem Freund ähnelte wie ein Klon dem anderen. Der neu Hinzugekommene verschränkte die Arme und blickte misstrauisch zwischen Phil und mir hin und her.
Wir verständigten uns mit einem kurzen Blick. Solange die Situation nicht wirklich bedrohlich war, würden wir die Suche nach Michelle nicht gefährden und uns nicht als FBI-Agents zu erkennen geben.
»Sie scheinen sich hier ja besonders gut auszukennen. Also, was ist hinter der Tür?«, nahm Phil den Gesprächsfaden wieder auf.
Doch sein Gegenüber war nicht dazu aufgelegt zu antworten. Aus dem Stand heraus schnellte sein Bein nach vorne. Die Spitze seiner Krokodillederstiefel hätte Phils Solarplexus direkt getroffen, wenn mein Partner nicht so reaktionsschnell nach hinten gesprungen wäre.
Ich hatte keine Zeit, ihm zu helfen, denn fast zeitgleich mit seinem Freund hatte auch der Klon einen Angriff gestartet. Sein Arm stieß nach vorn und schlug mir heftig direkt an die linke Schulter. Mehr vor Überraschung als wegen der Stärke des Schlages wurde ich einen halben Schritt nach hinten geworfen. Dann hatte ich mich gefangen, parierte den zweiten Schlag des Jungen mit dem linken Unterarm, griff gleichzeitig mit einer Körperdrehung darunter durch, packte meinen Widersacher am Gürtel seiner modischen Jeans und zog ihn mit aller Kraft zu mir heran.
Der Kerl riss erschrocken die Augen auf, hatte sich aber erstaunlich schnell im Griff. Seine Hände knallten von beiden Seiten auf meine Ohren, was mir ein heftiges Klingeln im Kopf einbrachte. Dennoch schaffte ich es, mein rechtes Bein hinter sein linkes zu klemmen und ihm einen heftigen Stoß vor die Brust zu versetzen. Mit einem empörten Schrei ging er zu Boden, wo ich ihn packte, auf den Bauch drehte, seine Arme auf den Rücken zog und mit der Linken festhielt.
Er wehrte sich heftig, schleuderte die Schultern hin und her und schlug mit den Unterschenkeln nach oben, verfehlte mich aber. Erst als ich mein Knie auf seinen Rücken setzte und mit der Rechten seinen Kopf auf den Boden drückte, wurde er langsam ruhig.
»Ich gebe auf«, schrie er auf einmal und lag danach still.
Phil war mit dem anderen Kerl noch zugange. Der setzte Arme und Beine so gezielt ein, dass mir dämmerte, womit wir es hier zu tun hatten. Die beiden Freunde hatten zumindest Grundkenntnisse im Kampfsport. Warum sie die ausgerechnet gegen uns einsetzten, blieb mir jedoch ein Rätsel.
Egal, wie schnell und präzise der Junge zuschlug und nach ihm trat, gegen Phil hatte er letztendlich keine Chance. Er hatte meinen Partner mit einem Fußtritt gegen den Oberschenkel leicht ins Taumeln gebracht, war nachgesprungen und wollte ihm in diesem Moment einen Handkantenschlag gegen den Hals verpassen, als Phil ihn zu fassen bekam, ihm den Arm umdrehte und ihn mit einer kräftigen Drehung zu Boden warf. Wenige Sekunden später fand sich der Angreifer in derselben Situation wieder wie auch sein Freund unter mir.
»Aufhören«, schrie jetzt auch er.
»Schluss jetzt mit den Mätzchen, sonst ziehen wir andere Saiten auf!« Phil erhob sich und zog sein Jackett zurecht.
Die zwei jungen Männer kamen mit hochroten Köpfen wieder auf die Beine, klopften sich den Staub von ihren Edelklamotten und blickten betreten in die Runde der Zuschauer. Um uns hatte sich ein Halbkreis von Jugendlichen gebildet, die dem Showkampf – denn nichts anderes war es für unsere beiden Angreifer gewesen – überwiegend schweigend zugesehen hatten.
Mein Gegenüber senkte kurz den Kopf, bevor er mir die Hand hinstreckte und irgendetwas murmelte, das wie »Kompliment« klang. Einigermaßen verwundert ergriff ich sie. Neben mir spielte sich dasselbe zwischen Phil und dem Rädelsführer ab.
»Warum habt ihr uns angegriffen?«, wollte ich wissen.
»Wir dulden nicht, wenn fremde Männer hinter unseren Mädchen her sind«, lautete die Antwort.
»Wir sind nicht hinter irgendwelchen Mädchen her, sondern suchen eine bestimmte, und das aus wichtigem Grund«, stellte ich klar.
Während sich die Menge schnell zerstreute, bedeuteten wir den beiden Jungs, noch mit ihnen reden zu wollen. Sichtlich
Weitere Kostenlose Bücher